Zwischen Vergangenheit und Zukunft
Denn vielleicht steht das Haus vor einer, mindestens genauso glanzvollen Zukunft. Wenn die AGB zum neuen Standort der Berliner Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) wird.
Seit die Pläne des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) für einen Neubau der Zentralbücherei auf dem Tempelhofer Feld durch den Volksentscheid vom 25. Mai erledigt sind, wird über Alternativen diskutiert. Im Gespräch sind zum Beispiel das ICC, das neue Humboldt-Forum am Schlossplatz und immer wieder die AGB. Für sie hat sich zuletzt auch Jan Stöß, einer der drei SPD-Bewerber für das Amt des Regierenden Bürgermeisters stark gemacht.
Den Befürwortern fallen zahlreiche Vorteile ein, die für den Blücherplatz sprechen. Allen voran natürlich die AGB selbst. Errichtet als Geschenk der Amerikaner an Berlin gehört sie bis heute zu den wichtigsten und beliebtesten Büchereistandorten der Stadt. Seit 1995 ist die Gedenkbibliothek, neben der Breite Straße in Mitte, eine der beiden Adressen der ZLB.
Deshalb stellt sich auch die Frage, was mit dem Haus passiert, wenn die Landesbücherei an einer anderen Stelle zentralisiert werden soll. Bereits vor zwei Jahren hatte der Bezirk dankend abgewunken, als ihm der Senat für diesen Fall die Immobilie überlassen wollte. Befürchtet werden vor allem hohe Unterhaltungskosten, die nicht zu bezahlen wären.
Umso mehr favorisieren deshalb auch die Verantwortlichen in Friedrichshain-Kreuzberg die große Lösung am Blücherplatz. Dort gebe es auch noch genügend Freiflächen für die nötigen Erweiterungsbauten, meint beispielsweise Wirtschaftsstadtrat Dr. Peter Beckers (SPD). Und insgesamt würde diese Entscheidung die gesamte südliche Friedrichstadt aufwerten. Dort sind in den kommenden Jahren ohnehin zahlreiche Umbauten geplant (siehe auch Artikel auf Seite xx).
Den Stadtrat stört auch nicht, dass dann aus anderen Plänen am Blücherplatz nichts wird. Eine Arbeitsgruppe im Bezirksamt hatte zuletzt vorgeschlagen, dort eine zentrale Festwiese einzurichten, um die vielen Feiern in Friedrichshain-Kreuzberg zumindest etwas zu kanalisieren. Er habe überhaupt kein Problem, diese Idee für eine weitaus bessere Lösung zu begraben, sagt Beckers.
Noch nicht konkret festlegen will sich bisher die Zentral- und Landesbibliothek selbst. Aber auch dort wird betont, dass der Blücherplatz ein guter Standort wäre. Das hätte bereits eine Bewertung ergeben, die noch vor der Tempelhof-Entscheidung durchgeführt worden sei. Nach dem Areal auf dem ehemaligen Flughafen kam die AGB bei diesem Ranking auf Platz zwei. Auch anlässlich der Jubiläumsfeier kann die Bibliothek für sich werben.
Zumal rechtzeitig zum Geburtstag die zehnmonatigen Renovierungsarbeiten abgeschlossen wurden. Unter anderem gab es einen neuen Fußboden und die Räume wurden heller und moderner gestaltet. Kosten: rund eine Million Euro.
Das Fest beginnt um 16 Uhr mit kurzen Ansprachen von Innensenator Frank Henkel (CDU) und dem amerikanischen Botschaftsrat Thomas S. Miller. Danach haben die Besucher die Möglichkeit, das Haus zu besichtigen.
Seit 1. September gibt es dort auch längere Öffnungszeiten. Montag bis Freitag ist jetzt von 10 bis 21 Uhr Betrieb. Am Sonnabend gilt wie bisher 10 bis 19 Uhr.
Hintergrund Amerika-Gedenkbibliothek
Die Amerika-Gedenkbibliothek war ein Geschenk der Vereinigten Staaten an Berlin. Sie war als sogenannte Public Library konzipiert, also ein Haus für die breite Bevölkerung. Während der Zeit der Teilung war sie die größte öffentliche Bibliothek in West-Berlin. Nach dem Zusammenschluss mit der vorherigen Ost-Berliner Stadtbibliothek zur Zentral- und Landesbibliothek, wanderten einige Bereiche an den Standort in der Breiten Straße. Aktuell gibt es in der AGB rund 130 000 Medien im Freibestand und weitere 400 000 im Magazin. Neben Büchern auch CDs und DVDs oder Hörbücher. Sie wird täglich von rund 3500 Menschen besucht.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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