Schatz des Kindermädchens: Willy-Brandt-Haus zeigt Fotografien von Vivian Maier

Ein Kind in einem Supermarkt. Das Bild gehört zu den wenigen Farbfotos, die in der Ausstellung zu sehen sind. | Foto: Vivian Maier
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  • Ein Kind in einem Supermarkt. Das Bild gehört zu den wenigen Farbfotos, die in der Ausstellung zu sehen sind.
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Kreuzberg. Mehr als 120.000 Aufnahmen hat die Frau in ihrem Leben gemacht. Manche Filme waren noch nicht einmal entwickelt. Entdeckt wurden sie erst vor acht Jahren im Rahmen einer Zwangsversteigerung.

Schon diese Begleitumstände machen die Ausstellung "Vivian Maier Street Photographer" im Willy-Brandt-Haus zu einem Ereignis. Der fotografische Nachlass der 2009 verstorbenen Amerikanerin ist eine in Bilder festgehaltene Zeit- und Gesellschaftschronik. Vivian Maiers Portrait-, Straßen und Landschaftsszenen zeigen den Blick der professionellen Beobachterin. Dabei betrieb sie die Fotografie als eine, wenn auch große, Passion.

Die 1926 als Kind europäischer Einwanderer in New York geborene Frau arbeitete 40 Jahre als Kindermädchen. In ihrer Freizeit streifte sie mit der Kamera durch die Straßen. Zunächst New York, danach Chicago, wohin sie 1956 umzog, dienten als bevorzugte Kulisse. Dazu kamen Aufenthalte in Kalifornien oder Florida sowie zahlreiche Auslandsreisen. Menschen im Großstadtgetümmel sind ebenso zu sehen wie am Strand. Mal fokussiert sich der Blick auf eine Person, mal geht es um eine bestimmte Szenerie. Eine Gruppe vor einem Lokal oder bei der Mittagspause. Zwei Farbige in einem Auto, ein Kind in einem Laden, eine Winterlandschaft, deren einziger Farbton das Rot einer Ampel ist.

Bei den meisten der 120 Bilder, die im Willy-Brandt-Haus zu sehen sind, handelt es sich um Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Wobei Vivian Maier ab der zweiten Hälfte ihrer Schaffensperiode auch verstärkt auf den Farbfilm zurückgriff.

Sie reicht nach derzeitigen Erkenntnissen über ungefähr 30 Jahre von 1950 bis 1980. Manches in ihrer Biografie ist bisher noch nicht eindeutig geklärt oder wurde erst in den vergangenen Jahren aufgearbeitet. Nicht zuletzt von John Maloof, einem Makler, der bei der Zwangsversteigerung 2007 einen großen Teil ihrer Fotos erstand und sie als erster öffentlich machte. Denn so weit bekannt, hatte sie Vivian Maier Zeit ihres Lebens niemandem gezeigt. Wegen Mietrückständen war sie gezwungen sich zwei Jahren vor ihrem Tod von ihrem riesigen Fundus zu trennen.

Umso mehr setzte nach ihrem Tod ein Hype um ihre Aufnahmen ein. Wer abseits von Hochglanzmotiven mehr über den Alltag nicht nur in den USA in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfahren will, der kann das jetzt mit dem Blickwinkel von Vivian Maier.

Die Ausstellung im Willy-Brandt-Haus, Wilhelmstraße 140, läuft noch bis 12. April. Zu sehen ist sie Di-So 12-18 Uhr. Ausnahme ist das Osterwochenende, wo am 3. April geschlossen, aber am 5. und 6. April geöffnet ist. Der Eintritt ist frei, für den Zugang ist ein Ausweis erforderlich.
Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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