Der erste grüne Stadtrat: Zum Tod von Werner Orlowsky
Kreuzberg. Werner Orlowsky, von 1981 bis 1989 Baustadtrat in Kreuzberg, ist am 17. Februar im Alter von 87 Jahren gestorben.
Orlowsky war nach seinem Studium Betreiber einer Drogerie in der Dresdner Straße. Dort wurde er Ende der 70er-Jahre mit den Abrissplänen für viele Häuser in seiner Nachbarschaft konfrontiert, die dem heutigen "Neuen Kreuzberger Zentrum" (NKZ) weichen sollten.
Er wurde Sprecher einer Initiative von Anwohnern und Gewerbetreibenden, die für den Erhalt der Häuser kämpften und zumindest teilweise erfolgreich waren. Das NKZ konnte zwar nicht mehr verhindert werden, aber weiterer Kahlschlag in der Gegend.
Während der Auseinandersetzungen agierte er auch als Vermittler zwischen der Hausbesetzerszene sowie dem Senat und der Polizei.
Als die damalige Alternative Liste, der Berliner Vorläufer von Bündnis 90/Grüne, nach den Wahlen im Jahr 1981 in Kreuzberg den Baustadtrat stellen konnte, wählte sie Werner Orlowsky. Er wurde, obwohl nicht einmal Parteimitglied, bundesweit der erste von den Grünen gestellte Vertreter in einem politischen Amt.
Dort entwickelte er das Konzept einer behutsamen Stadterneuerung, was vor allem hieß, Veränderungen in den Kiezen mit und im Sinne ihrer Bewohner zu gestalten. Nicht nur hier bewies er Sinn für Fantasie und unkonventionelle Ideen. Als der Berliner Senat 1984 zunächst die Gelder für den geplanten Bau des Spreewaldbads gestrichen hatte, legte Orlowsky in einer inszenierten Aktion mit Badewanne, Bademantel und Blaskapelle symbolisch den Grundstein für die Schwimmhalle. Das erregte Aufsehen und sorgte für eine Kehrtwende der Landesregierung.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt baute er nach der Wende die Mieterberatung in Prenzlauer Berg auf und gründete das "Stadtforum von Unten".
Werner Orlowsky gelte zu Recht als Pionier einer neuen Beteiligungskultur, dem Kreuzberg das Ende der Abrisspolitik und den Erhalt zahlreicher Altbauten verdanke, würdigten die Grünen-Landesvorsitzenden Bettina Jarasch und Daniel Wesener den Verstorbenen. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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