Im Einsatz für die Demokratie
Jungwähler werden zu Wahlhelfern ausgebildet

Die Wahlurne wird aufgebaut. | Foto: Thomas Frey
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Wie umgehen mit der Frau, die unbedingt ihr vierjähriges Kind in die Wahlkabine mitnehmen will? Oder mit der Wählerin, die im Abstimmungslokal eine politische Diskussion beginnt?

Nur zwei von mehreren Situationen, mit denen die fünf Frauen und ein Mann in Form von Rollenspielen konfrontiert werden. Sie sind zwischen 18 und 22 Jahre alt und haben sich für das Projekt Erstwahlhelfer gemeldet. Bei der Europawahl am 26. Mai werden sie in einem Wahllokal im Einsatz sein. Davor steht die theoretische und praktische Vorbereitung, so wie in diesem Fall am 27. April bei der Kreuzberger Kinderstiftung in der Ratiborstraße.

Die Kinderstiftung ist einer der Träger des Projekts. Das Ziel: vor allem Jungwähler zum direkten Einsatz für die Demokratie animieren (wir berichteten). Gerade auch solche, die sich nicht ständig mit Politik beschäftigen. Wobei letzteres wahrscheinlich nicht durchgehend erreicht wird. Denn die sechs "Wahl-Azubis" an diesem Tag sagen mehrheitlich, sie hätten Interesse an diesem Thema und sich deshalb gemeldet. Nur Aynur (21) attestierte sich selbst eher wenig Vorwissen. Aber gerade deshalb sei sie neugierig auf das Projekt gewesen.

Gesunder Menschenverstand ist gefragt

Die Feinheiten eines Wahlhelferdaseins werteten allerdings alle als Herausforderung. Was ist eine Wahlbenachrichtigungskarte im Unterschied zu einem Wahlschein? Was mache ich, wenn ein Wähler erscheint, der aber nicht in der Wählerliste steht? Wie muss das Wahllokal angeordnet sein? Wer ist wofür verantwortlich? Und nicht zuletzt, verschiedene Szenerien, die sich ergeben könnten und die richtige Reaktion darauf. Gerade hier ist manchmal gesunder Menschenverstand gefragt.

Das alles wird erst erklärt, dann durchgespielt. Auch für den Aufbau ist die Gruppe selbst verantwortlich. Die Mitglieder hantieren mit dem Equipment, etwa den Wahlkabinen. Dass die so angeordnet werden müssen, dass auch ein Rollstuhlfahrer seine Stimme abgeben kann, haben sie bedacht. Aber im Eifer vergessen, dort Stifte auszulegen. Lange wird auch darüber diskutiert, ob die ebenfalls zum Inventar zählenden drei Fahnen (Berlin, Deutschland und Europa) wirklich zur Ausstattung benötigt werden oder eher ein Ablenkungsmanöver sind. Antwort a war richtig. In Berlin wird bei Wahlen beflaggt. Und was die zu Beginn erwähnten Fragen betrifft: Kleine Kinder können zwar in die Wahlkabine mitgenommen werden. Besser wäre allerdings nicht. Letztendlich ist das Ermessenssache. Politische Debatten sind dagegen zu unterbinden. Und erst recht müssen sich Wahlhelfer dabei enthalten.

Dem Nachwuchs scheint das Rollenspiel Spaß gemacht zu haben, ebenso wie ihren Ausbilderinnen Katharina Hübsch, Anna Grese und Lina Andres. Aber die wirkliche Prüfung kommt erst am 26. Mai. Alle sind schon in verschiedenen Berliner Wahllokalen eingeteilt. Aynur, die aus Kreuzberg kommt, macht Dienst in ihrem Heimatbezirk. "Und auch noch in meiner ehemaligen Grundschule".

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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