Ein König und resolute Frauen: Anfänge und Anstandsregeln einer Krankenanstalt

Markantes Gebäude am Mariannenplatz: Das Bethanien. | Foto: Thomas Frey
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Kreuzberg. Fürsorge lag dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. durchaus am Herzen. Allerdings zu den Konditionen des christlichen Glaubens.

Das Ergebnis seiner "inneren Mission von oben" war das von Seiner Majestät teilweise mitentworfene Bethanien als Institut zur Ausbildung von Krankenpflegerinnen. Für Frauen, die sich für den Beruf an diesem Ort entschieden, war das eher eine Berufung. Sie wurden Diakonissen und damit Mitglieder einer Art von evangelischem Orden. Sie lebten in Gemeinschaft, trugen besondere Tracht, verzichteten auf materielle Vergütung, im Gegenzug wurde für sie gesorgt.

Das Agieren nach christlichen Tugenden war auch im Krankenhaus maßgebend. Obwohl es unter protestantischer Fahne stand, wurden Patienten aller Glaubens- oder Nichtglaubensrichtungen aufgenommen. Allerdings hatten sie Flüche und das Schimpfen auf Religionen zu unterlassen. Behandelt wurden fast alle Gebrechen. Mit Ausnahme von Geschlechtskrankheiten.

Zu Beginn standen 350 Betten in 40 Zimmern zur Verfügung. Das bedeutete, bis zu zehn Kranke lagen in einem Raum. Für wenige besser Betuchte gab es aber sehr schnell eigene weniger frequentierte Bereiche im Seitenflügel. Operationssäle waren zunächst nicht vorhanden. War ein Eingriff nötig, erfolgte der am Bett.

König Friedrich Wilhelm hatte verfügt, dass die Diakonissenoberin eine herausgehobene Stellung in der Bethanienhierarchie bekam. Die geistlich und medizinisch Verantwortlichen hatten sie zu konsultieren. Diese für damalige Zeiten eher emazipatorische Vorgabe stieß schnell auf Widerstand bei den männlichen Führungsfiguren. Sie war dennoch bis zum Jahr 1933 maßgebend. Dazu haben resolute Vorsteherinnen beigetragen. Angefangen von Mariane von Rantzau, der ersten Leiterin von 1847 bis zu ihrem Tod 1855. Nach ihr ist heute eine Straße auf dem Anschutz-Areal benannt.

Andere Kämpfe, nämlich auf Leben und Tod, gab es während der Revolution von 1848. Verwundete der Barrikadenkämpfe wurden im Bethanien behandelt. In diese Zeit fällt auch das Wirken des bekanntesten Namens, der mit der Geschichte dieses Hauses verbunden ist: Theodor Fontane, Schriftsteller (1819-1898). Der gelernte Apotheker war damals als Ausbilder in der Krankenhauspharmazie tätig. Eine Arbeit, die ihn nicht über Gebühr auslaste, wie er selbst bekannte. Umso mehr blieb Zeit, die Fontane für Zeitungsartikel nutzte, in denen er sich als Anhänger der demokratischen Revolution bekannte.

Diese und weitere Erkenntnisse basieren auf einem Text der Historikerin Dr. Dietlinde Peters, die seit vielen Jahren zur Geschichte des Hauses recherchiert. Auch zum Jubiläum sollte sie das Festreferat halten, musste aber krankheitsbedingt von Stefanie Kuhn, wissenschaftliche Volontärin im Friedrichshain-Kreuzberg Museum vertreten werden. Der Tenor des Vortrags lässt sich vielleicht so zusammenfassen: Das Bethanien verstand sich lange als eine Art Trutzburg, blieb dabei aber schon durch seine Funktion von der Außenwelt nicht unberührt. Gleichzeitig gab es auch immer wieder interne Konflikte. tf 

Mehr zur näheren Vergangenheit und Gegenwart des Bethanien lesen Sie morgen.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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