In der Lindenstraße öffnet die erste Schnellladestation für Elektroautos
Kreuzberg. Dass die Station kinderleicht bedient werden kann, beweisen Emil, Pauline (beide 5), Sarah (6) und weitere Kinder aus dem Kiez. Denn sie durften die beiden neuen Ladesäulen am 30. Mai in Betrieb nehmen.
Sie befinden sich vor den Häusern Lindenstraße 112-115 und sind jetzt für alle Halter oder Nutzer von Elektrofahrzeugen zugänglich. Vier Parkplätze wurden dafür vor den Geräten eingerichtet.
Das Aufladen dauert ungefähr eine halbe Stunde, was die erste Besonderheit dieser E-Tankstelle bedeutet. Normalerweise dauert es länger, bis der Akku wieder voll ist. Deshalb wurde an der Lindenstraße zunächst eine weitere Stufe hin zum noch attraktiveren und niederschwelligeren Angebot in Sachen Elektromobilität gefeiert. 20 weitere solcher Schnell-Ladestationen sollen in Berlin noch in diesem Jahr ans Netz gehen.
Außerdem stehen diese Zapfsäulen für das Ziel einer einheitlichen Ladeinfrastruktur, an der nicht zuletzt dem Senat gelegen ist, wie Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) deutlich machte. Jeder, der mit einem E-Fahrzeug unterwegs ist, soll an möglichst jeder Station den Strom dafür abzapfen können. Möglich wird das vor allem, wenn mehrere Akteure kooperieren.
Akteure kooperieren
Hier waren es neben dem Senat vor allem das Unternehmen Allego, das im Auftrag des Landes Berlin für den Ausbau der Ladeinfrastruktur zuständig ist, die Carsharing-Firma DriveNow sowie die Wohnungsbaugesellschaft Gewobag.
Allego sucht ständig neue Standorte, "auch im halböffentlichen Raum", sagt Geschäftsführer Ulf Schulte. An der Lindenstraße stellte die Gewobag die Fläche zur Verfügung. Ihre Mieter in der Gegend erhalten dafür ein vergünstigtes Angebot, wenn sie DriveNow nutzen.
Um die Lebensqualität für Bewohner in der Innenstadt auch künftig zu gewährleisten, brauche es ein Nachdenken über die immer weniger vorhandenen freien Flächen, erklärte Gewobag-Vorstandsmitglied Snezana Michaelis. Dazu gehöre es auch, die Frage der Mobilität neu zu stellen. Wer sich ohne große Probleme ein Auto leihen könne, werde sich vielleicht kein eigenes mehr anschaffen. Das bedeute wiederum mehr Platz im öffentlichen Raum. Und gleichzeitig eine Entlastung für das Klima. "Deshalb ist das auch für uns als Wohnungsunternehmen ein wichtiges Thema."
Ähnlich klang das auch bei DriveNow, dessen Fahrzeugflotte in der Stadt inzwischen aus 1100 Leihwagen besteht, davon 140 im Elektroantrieb.
Das Aufladen funktioniert mit einer Karte, die zu jedem eigenen oder per CarSharing genutzten Fahrzeug gehört. Eine halbe Stunde Stromzufuhr kostet einen Euro. Der Akku sei dann wieder zu 80 Prozent gefüllt, sagt Ulf Schulte. Damit könnten dann zwischen 120 und 130 Kilometer zurückgelegt werden.
Kein Vergleich zum "normalen" Pkw
Zahlen, die aber gleichzeitig zeigen, dass das E-Auto sowohl beim Zeitaufwand für das "Tanken" als auch bei seinem Fahrradius noch immer weit hinter den Benzin- oder Diesel-Pkw zurückliegt. Bei ihnen dauert es an der Zapfsäule höchstens zehn Minuten und danach kann mit den meisten Modellen wieder mehr als 400 Kilometer gefahren werden.
Das lasse sich so nicht unbedingt vergleichen, meint der Allego-Geschäftsführer. Elektromobilität sei vor allem für die Stadt geeignet. Dort würden aber weitaus weniger Kilometer gefahren und deshalb sei der volle Akku im Normalfall absolut ausreichend.
Gleichzeitig werde die Ladezeit immer weiter verkürzt. Die halbe Stunde jetzt bedeute dafür nur den Anfang. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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