Lichtenberg im März vor 100 Jahren
Bezirk erinnert an gewaltsames Ende der Novemberrevolution

Aufnahme eines Lichtenberger Schützengrabens während der Märzkämpfe. | Foto: Deutsches Historisches Museum
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  • Aufnahme eines Lichtenberger Schützengrabens während der Märzkämpfe.
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www.museum-lichtenberg.de
Die Geschehnisse liegen nur 100 Jahre zurück und sind dennoch fast vergessen: An die Lichtenberger Märzkämpfe von 1919 erinnert das Bezirksmuseum mit seiner aktuellen Ausstellung „Schießbefehl für Lichtenberg“. Anlässlich des Jahrestags gibt es eine Reihe weiterer Veranstaltungen.

Im März 1919 wurde Lichtenberg zum Schauplatz der letzten Kämpfe in der seit November währenden Revolution. Alle Beteiligten drängten auf eine Entscheidung, was zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Aufständischen und Regierungstruppen sowie regierungsnahen Freikorps führte. Während eines Generalstreiks kam es zu Plünderungen und bewaffneten Kämpfen in der Stadtmitte.

Der Sturm auf Polizeieinrichtungen verschärfte die Lage. Mit einem Schießbefehl reagierte Reichswehrminister Gustav Noske auf den angeblichen Tod von 60 Beamten im Lichtenberger Polizeirevier in der Alfredstraße. Tatsächlich wurde das Gros nur entwaffnet und anschließend freigelassen, eine Person kam ums Leben. Dennoch setzten sich Freikorpsverbände in Marsch und beschossen Wohnquartiere in Lichtenberg mit schwerem Gerät.

Der Kiez als Kriegsschauplatz

Die noch selbständige Stadtgemeinde wurde zu einem Kriegsschauplatz, Geschütze und sogar Flugzeuge kamen zum Einsatz. Am 12. März brach der Widerstand der Aufständischen an der heutigen Kreuzung von Frankfurter Allee und Möllendorffstraße zusammen. An der Mauer des Gemeindefriedhofs – inzwischen der Rathauspark – wurden nachweislich zwölf Menschen ermordet, darunter unbeteiligte Zivilisten. Am 12. März flohen die letzten Aufständischen. Am 13. März zogen die regierungstreuen Truppen in Lichtenberg ein. Das Ende der Novemberrevolution in Berlin war besiegelt.

Mehr über die Ereignisse und Hintergründe vermittelt bis zum 5. Mai die Ausstellung „Schießbefehl für Lichtenberg“ im Museum Lichtenberg in der Türrschmidtstraße 24. Noch bis zum 31. März ist außerdem eine Open-Air-Ausstellung auf dem Stefan-Heym-Platz, an der Ecke Möllendorffstraße und Frankfurter Allee, zu sehen. Auszüge aus historischen Zeitungen und Fotos zeichnen dort die dramatische Situation der Märzkämpfe dokumentarisch nach.

Umfangreiches Programm

Am 9. März von 10 bis 17.30 Uhr findet im Rathaus Lichtenberg die internationale Konferenz „Die zweite Revolution? Das Frühjahr 1919 in Deutschland und Europa“ statt. Eine Führung zu den historischen Orten der Kämpfe in Lichtenberg und Friedrichshain gibt es am 10. März. Start ist um 14 Uhr am U-Bahnhof Weberwiese. Das Bezirksamt Lichtenberg und die Vereinigung der Opfer des Nationalsozialismus gedenken am 13. März um 15 Uhr an der sogenannten Blutmauer im Rathauspark der Menschen, die von den Freikorpssoldaten erschossen wurden.

Am 18. März lädt das Studio Bildende Kunst in der John-Sieg-Straße 13 zum Vortrag „Die Lichtenberger Blutwoche im März 1919“ ein. Über Fakten, Hintergründe, Mythen und Berichte spricht Hanno Schult vom Verein Kulturring. Beginn ist um 19 Uhr.

Ausführliche Informationen zu allen Veranstaltungen und Terminen gibt es unter www.museum-lichtenberg.de und www.kultur-in-lichtenberg.de

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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