Drugstore zieht ins Rockhaus ein
Trotz Zusicherungen ist für die bisherigen Mieter noch nicht alles umgesetzt
Das selbstverwaltete Jugendzentrum Drugstore aus Schöneberg zieht dieser Tage in das Rockhaus Berlin an der Buchberger Straße 6 und findet hier mit dem Saal nach langer Zeit wieder einen Raum für Veranstaltungen und Bandproben.
Der Mieterbeirat des Rockhauses begrüßt ausdrücklich, dass für das Jugendzentrum eine Übergangslösung in Lichtenberg gefunden werden konnte. Diesem stehen seine Räume an der Potsdamer Straße nicht mehr zur Verfügung. Seit Bekanntwerden der Pläne für den Einzug Anfang 2021 hatte der Mieterbeirat intensiv versucht, Lösungen für einen Teilerhalt des Saals als Veranstaltungsraum und Begegnungsort für die bisherigen Mieter zu finden. Dazu fanden Gespräche mit Vertretern von Drugstore, dem Vermieter GSE gGmbH, der Senatsverwaltung für Kultur und Europa und dem Jugendamt Tempelhof-Schöneberg statt.
Bauliche Änderungen geplant
Bei den Verhandlungen ging es aufgrund der geplanten öffentlichen Veranstaltungen außerdem um Maßnahmen, die einen reibungslosen Zugang zum Gebäude und die Sicherheit der Probenräume der Mieterinnen und Mieter gewährleisten. Der angestrebte Kompromiss beinhaltet einige bauliche Änderungen im Eingangsbereich zur Trennung von Veranstaltungsbereich und Probenräumen sowie einen zusätzlichen Zugang auf der Rückseite zum Be- und Entladen durch den Vermieter GSE. Die baulichen Veränderungen sollten nicht auf Kosten der Mieter umgesetzt werden. Diese Kernforderungen des Mieterbeirats sind bisher allerdings noch nicht erfüllt worden, kritisiert dieser.
Der Kompromiss sieht außerdem vor, dass Drugstore Veranstaltungen im Rahmen seiner Grundsätze, unter anderem bei freiem Eintritt, durchführt. Das Jugendamt Tempelhof-Schöneberg als Mieter des Saals bietet monatlich bis zu drei Tage zur Anmietung durch Mieter des Rockhauses auf Anfrage an, und zwar außerhalb der Drugstore-Regularien. Das sollte in einem Kooperationsvertrag vereinbart werden. Auch der wurde bisher nicht abgeschlossen.
Saal ist für die Gemeinschaft verloren
Zu resümieren ist allerdings, dass der Saal für die Rockhaus-Gemeinschaft verloren gegangen ist, so der Mieterbeirat. Die Senatsverwaltung für Kultur und Europa, auf deren Initiative eine Vermietung an das Jugendamt Tempelhof-Schöneberg zustande kam, hatte immer wieder betont, dass eine Nutzung durch Mieter gegeben sein soll. Bei den angebotenen bis zu drei Tagen monatlich müsste der Veranstalter nach Stand der Dinge aber nicht nur die Kosten für die Anmietung tragen, sondern auch für Technik, Security, Versicherung und so weiter. „Einen ‚nackten‘ Raum für eine Veranstaltung zu mieten und sämtliche Kosten plus Haftung zu übernehmen geht völlig an der Lebenswirklichkeit und üblichen Konditionen vorbei, lässt sich privatwirtschaftlich nicht finanzieren und ist somit unattraktiv“, heißt es in einer Stellungnahme des Mieterbeirats. Dieser zieht schließlich das Fazit: „Die monatelangen, durchaus konstruktiven Gespräche von Drugstore, GSE und Mieterbeirat haben mehr oder weniger dazu beigetragen gegenseitige Vorurteile abzubauen und sicherlich ein gewisses Vertrauen für die gemeinsame Zukunft geschaffen.“
Die mangelnde Gesprächskultur der Vertreter des Jugendamts hat allerdings einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. „Es drängt sich der Gedanke auf, dass die Gespräche nicht ergebnisoffen geführt wurden und einen Alibi-Charakter hatten“, so der Mieterbeirat. Er ruft Berliner Politik und Verwaltung auf, nachhaltige Lösungen sowohl für Jugendprojekte als auch für Musiker des Rockhauses zu entwickeln. Es müssten langfristig zu nutzende, bezahlbare Räume für Kultur und soziale Projekte zur Verfügung stehen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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