Junge Existenzgründerin will sozial-therapeutische Mitarbeiter coachen

Wie bleiben Fachkräfte aus dem sozialen, therapeutischen und pädagogischen Bereich bei Kräften? Judith Köpke kennt Mittel und Methoden. | Foto: Foto: Berit Müller
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Das FrauenTechnikZentrum Berlin (FTZ) hält seit Jahren diverse Angebote der Fort- und Weiterbildung bereit. Unter anderem hilft der Lichtenberger Verein Existenzgründerinnen auf dem Weg in die Selbständigkeit. Auch Judith Köpke hat dort ein Seminar absolviert. Die junge Erzieherin will sich als Coach niederlassen. Ihre Zielgruppe: Fachkräfte aus dem sozial-therapeutischen Bereich.

Nur zwei Möglichkeiten kamen infrage – das stand ganz früh fest. „Ich wollte entweder Schauspielerin werden oder als Heimerzieherin arbeiten“, erzählt Judith Köpke. „Die Schauspielschule wollte mich nicht, also blieb es bei Plan B.“ Der Bühnenkarriere trauerte die heute 33-Jährige nicht lange nach. Gleich nach dem Abitur packte sie ihre Koffer und zog auf den Reithof Maruschka in Sachsen-Anhalt. Praktisch ohne Erfahrung oder pädagogische Kenntnisse betreute sie in der therapeutischen Wohneinrichtung traumatisierte Mädchen im Alter zwischen acht und 18 Jahren. „Ich bin ein Praxis-Mensch und lerne schnell“, sagt sie rückblickend. „Die Arbeit hat mir sofort viel Spaß gemacht, und offenbar habe ich das nötige Talent.“ Fast zwölf Jahre sollte sie bleiben.

Ganz ohne theoretisches Fundament ging es aber nicht. Mit 21 Jahren begann sie die Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin an einem Oberstufenzentrum. Tagsüber hieß es büffeln, nachmittags und an den Abenden war sie nonstop für die Mädchen auf dem Hof da. Ihre Ausbildung schloss sie nach drei Jahren mit Auszeichnung ab. Dann übernahm sie ihre erste feste Gruppe. Jahrelang pflegte Judith Köpke dabei engen Kontakt mit Psychologen, Ärzten, Pädagogen, Dorfbewohnern. Und sammelte reichlich Erfahrung. Im Netzwerken, vor allem aber im „Übersetzen“ der Mädchen, wie sie es nennt. „Sich selbst und Außenstehenden klarmachen, was mit traumatisierten oder verhaltensauffälligen Kindern los ist, was sie brauchen, wie man mit ihnen umgeht und ihnen helfen kann. Darum geht’s.“

Im Laufe der Zeit stellte sich ein dritter Berufswunsch ein, den Judith Köpke schnell als Berufung „diagnostizierte“. Die eigenen Erfahrungen im Umgang mit Stress und Krisen wollte sie nutzen, um Menschen in erzieherischer Verantwortung zu helfen. Coaching nennt sich diese Form des Trainings und der beruflichen Wegbegleitung. „Ich liebe die Arbeit mit Menschen, ich will sie auf einen guten Weg bringen. Probleme zu lösen, ist meine Leidenschaft.“ Dass es an entsprechenden Angeboten mangelte, bestärkte sie. Eine mehrjährige Coaching-Ausbildung in München folgte.

Im Dezember vergangenen Jahres hat sie im FrauenTechnikZentrum ein Seminar absolviert, das vom Land Berlin gefördert wird und jungen Existenzgründern in der Startphase unter die Arme greift. Experten bewerten Konzept und Chancen einer Geschäftsidee. Am Ende stand für die junge Mutter der Plan fest, sich mit einer Kombination aus Coaching und Fortbildung für sozial-therapeutische Fachkräfte selbständig zu machen. Auch Workshops für Träger aus dem sozialpädagogischen Bereich will sie anbieten. Mit einem allgemeinen Lebenscoaching richtet sich Judith Köpke außerdem an werdende Eltern, Alleinerziehende oder Paare in Krisensituationen.

Die Trainerin in spe hat ein Ziel: Frauen und Männer aus sozialen, pädagogischen oder therapeutischen Berufen bei Kräften zu halten, mental und physisch. „Gerade in diesen aufreibenden Jobs ist es wichtig, dass man auf sich achtet und gesund bleibt“, sagt sie. „Nur dann kann man gute und erfolgreiche Arbeit leisten.“ Das bedeute in erster Linie, mit massivem Stress klarzukommen. Stressregulation ist einer ihrer Coaching-Schwerpunkte. „Ich weiß ja selbst, wie es ist, wenn acht Kinder gleichzeitig etwas von Dir wollen. Und wenn 24 Stunden am Tag scheinbar nicht reichen, um alle Aufgaben zu bewältigen.“ Sie will Wege und Methoden vermitteln, mit solchen Situation umzugehen und positiven Stress zu nutzen.

Aktuell schreibt sie mit einer Psychologin an einem Ratgeber über Stressregulation, Bonding (Bindungsprozesse) und Krisenintervention. Ein vom Senat gefördertes Programm der Gesellschaft zgs Consult hilft ihr beim Entwurf ihrer Website und von Visitenkarten; einige Formalitäten für die Selbständigkeit gilt es noch zu erledigen.

Perspektivisch will sie im Kaskelkiez einen Raum anmieten und dort ihr Coaching anbieten. „Ich werde aber vor allem mobil sein und komme gern zu Workshops in Schulen, sozialen Einrichtungen, zu Trägern - auch außerhalb von Berlin.“ Die alleinerziehende Mutter eines zweijährigen Jungen hat große Pläne. „Mit 40 hätte ich gern mein eigenes Institut mit wissenschaftlichen und therapeutischen Mitarbeitern. Ich will ja am liebsten eine ganze Berufslandschaft verändern.“ Wenn alles nach Plan läuft, will sie in einigen Wochen richtig loslegen. Kontakt über: j.koepke-stresscoaching@posteo.de

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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