Auf dem Friedhof ermordet
Gedenktafel für Kurt Schneider, ein Opfer rechter Gewalt, enthüllt
Das Bezirksamt erinnert mit einer Gedenktafel an Kurt Schneider. Er wurde am 6. Oktober 1999 auf dem ehemaligen städtischen Friedhof Lichtenberg Opfer rechter Gewalt.
Die Gedenktafel am Zugang zur heutigen Grünanlage in der Rudolf-Reusch-Straße wurde von Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) und den Stadträte Kevin Hönicke (SPD) und Martin Schaefer (CDU) enthüllt.
Kurt Schneider war 38 Jahre alt, als er von vier Neonazis ermordet wurde. Zu diesem Zeitpunkt war der gelernte Maurer ohne Anstellung, empfing Sozialhilfe und kämpfte mit gesundheitlichen Problemen. Den Tätern begegnete er zunächst an einer Tankstelle an der Frankfurter Allee. Sie verfolgten ihn anschließend und beschlossen, ihn an einer „geeigneten Stelle“ zusammenzuschlagen und auszurauben. Dies geschah auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofs.
Später kamen die Täter zurück, um ihr wehrloses Opfer zu töten. Die vier Täter wurden ermittelt und verurteilt. Das Gericht sah die Tat allerdings zunächst nicht als neonazistischen Mord an, obwohl bekannt war, dass ihr Motiv in der sozialchauvinistischen Abwertung eines Erwerbslosen lag. 2015 gab das Berliner Landeskriminalamt eine wissenschaftliche Neubetrachtung des Falls in Auftrag. Forschungen der Technischen Universität kamen 2018 zu dem Ergebnis, dass es sich bei dem Mord um eine politisch motivierte Gewalttat handelte. Daraufhin nahm die Polizei Berlin Kurt Schneider nachträglich in die Liste der Todesopfer rechter Gewalt auf. Inzwischen ist er als solches offiziell von der Bundesregierung anerkannt.
„Mit der Gedenktafel möchten wir deutlich machen: Rechte Gewalt hat in unserem Bezirk keinen Platz. Wir dulden keine Anfeindungen und Übergriffe. Wir setzen Initiativen dagegen und bieten Menschen Schutz, die von rassistischen, homophoben oder anderen menschenfeindlichen Attacken bedroht sind“, erklärt Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke).
Die Gedenktafel in der Rudolf-Reusch-Straße ist der 30. Gedenkort, der seit 2008 vom Lichtenberger Fonds für Erinnerungskultur unterstützt wird. Opfer politisch rechts motivierter Gewalttaten sind im geeinten Deutschland seit 1990 immer wieder zu beklagen. Die Statistik der Amadeu Antonio Stiftung führt bisher weit über 200 ermordete Menschen auf. Die Stiftung sammelt seit Jahren Zahlen und Fakten zu rechter Gewalt.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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