Es war eine aufregende Zeit
Bezirk lädt zu Gedenken und Festlichkeiten zum 30. Jahrestag des Mauerfalls ein
Das 25. Jubiläum des Mauerfalls dürfte vor allem durch die temporäre Installation der Kulturprojekte Berlin GmbH in Erinnerung bleiben. Menschen ließen entlang des ehemaligen Mauerverlaufs fast 7000 weiße Naturkautschuk-Ballons in den Himmel steigen. „Lichtgrenze“ wurde später zum „Wort des Jahres 2014“ gewählt.
Zum 30. Jubiläum wird es überall in der Stadt und auch in Tempelhof-Schöneberg eine Vielzahl von Veranstaltungen, Ausstellungen und Aktionen geben. So wird Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) ihren traditionellen Kiezspaziergang diesmal in Lichtenrade zum ehemaligen Mauerstreifen durchführen. Sie lädt Bürger am 9. November ein, sie zu begleiten. Start ist 14.30 Uhr vor dem S-Bahnhof Lichtenrade, Ende gegen 15.30 Uhr an der Herbert-Kiebler-Erinnerungsstele, wo der Maueropfer gedacht wird.
Herbert Kiebler war eines von ihnen. Am 27. Juni 1975 hatte er nahe der damaligen Fernstraße 96 kurz nach Mitternacht einen Fluchtversuch gewagt und bereits den Grenzsignalzaun überwunden. Als er sich auf den Kfz-Sperrgraben zubewegte, eröffneten zwei Grenzposten das Feuer. Von einer Kugel in Brust und Oberarm getroffen, verblutete der 23-Jährige noch am Tatort. Dabei hätten die Schützen ihn problemlos ohne Waffengewalt festnehmen können. Die Staatssicherheit verheimlichte den Mord und täuschte in einem Waldstück in Potsdam-West den Selbstmord Kieblers vor. Erst in den 90er-Jahren kam die Wahrheit heraus. 2001 wurden die Todesschützen wegen Totschlag beziehungsweise Beihilfe zum Totschlag zu Bewährungsstrafen von 24 und 15 Monaten verurteilt.
Weil es beim Mauerfalljubiläum jedoch auch heiter zugehen sollte, organisiert das Bezirksamt gemeinsam mit dem Landkreis Teltow-Fläming und der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow ab 16 Uhr ein Erinnerungsfest am Mauerfall-Denkmal auf östlicher Seite der B 96. Das drei Meter hohe Monument aus fünf gewölbten Stahlplatten wurde vor zehn Jahren im Beisein des damaligen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit eingeweiht. Es stammt von der Künstlerin Kerstin Becker, die mit den ausgeschnittenen und aufgesetzten Figuren Mauerflüchtlinge auf ihrer Suche nach Freiheit symbolisieren wollte.
Nach dem Jubiläum wird im Rathaus Tempelhof einen Monat lang die Ausstellung „30 Jahre Mauerfall – Bürger teilen ihre Erinnerungen“ zu sehen sein. Angelika Schöttler wird sie am Dienstag, 12. November, 17 Uhr, im Lichthof eröffnen. Auf die historische Nacht des 9. November 1989 angesprochen, schilderte die Bürgermeisterin der Berliner Woche ihre Erinnerungen wie folgt: „Ich selbst steckte mitten in einer wichtigen Arbeit für mein Studium und habe erst am nächsten Tag die Ereignisse wahrgenommen. Wichtigste persönliche Erinnerung ist, dass wir uns nun spontan mit unseren Freunden aus Ost-Berlin und Brandenburg treffen und diese uns auch besuchen konnten. Die ersten Wochen waren durch viele fröhliche Menschen auf den Straßen geprägt.“ Es sei eine aufregende Zeit gewesen. „Etwas später wurden Kooperationen zwischen Ost- und Westbezirken und auch ins Umland geschlossen, um gemeinsam ‚die Wende zu schaffen‘. Daraus entstand 1991 die Partnerschaft zwischen Tempelhof und dem Landkreis Teltow-Fläming, die aktiv bis heute gepflegt wird“, so Schöttler.
Eine Übersicht über Veranstaltungen in Berlin finden Sie auf https://www.berlin.de/kultur-und-tickets/tipps/30-jahre-mauerfall/.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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