Überraschende Ehrung
Bowlingspieler Raik Schreiner ist vom Bezirk als Sportler des Jahres 2022 ausgezeichnet worden

Raik Schreiner (43) beim Training auf der Bowlingbahn im Freizeitzentrum „Le Prom“. Der Marzahner ist zu 50 Prozent behindert. Er wurde als Marzahn-Hellersdorfs Sportler des Jahres 2022 in der Kategorie Erwachsene ausgezeichnet. | Foto: Philipp Hartmann
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Am Montagvormittag herrscht auf der Bowlingbahn im Freizeitzentrum „Le Prom“ an der Marzahner Promenade bereits Hochbetrieb. Wer Raik Schreiner in dem Gewusel erkennen will, muss dennoch nicht lange suchen, denn der 43-Jährige trägt als einziger eine Mütze.

Ohne die auf dem Kopf zu tragen, könne er nicht spielen. „Sonst spüre ich den Luftzug am Kopf wegen der Ventilatoren. Das zieht unangenehm“, sagt er - und konzentriert sich auf den nächsten Versuch. Dann nimmt er ein paar Schritte Anlauf, holt mit seinem linken Wurfarm Schwung und lässt den Ball mit ein wenig Spin los. Einen Augenblick später sind alle Pins abgeräumt und ein weiterer Strike erscheint auf der Anzeige.

Linkshänder Raik Schreiner beim Anlauf. Seine Bestleistung im Bowling liegt bei 234 Punkten. | Foto: Philipp Hartmann
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Wer Raik Schreiner spielen sieht, würde nicht auf die Idee kommen, dass er zu 50 Prozent behindert ist und einen gesetzlichen Betreuer hat. Sowohl geistig als auch körperlich muss der Marzahner mit Beeinträchtigungen leben. Darüber verliert er jedoch nicht viele Worte. Von ihm selbst ist lediglich zu erfahren, dass er Probleme mit der Wirbelsäule hat. Sein Vater, der häufig gemeinsam mit ihm zum Bowling geht, berichtet, dass Raik Schreiner das Lesen und Schreiben nicht so leichtfällt. Beim Bowling aber spielt er besser als die meisten.

Knapp 160 Punkte erzielt er im Schnitt. Seine Bestleistung liegt bei 234 Punkten, erreicht am 27. September 2021 auf Bahn 13, wie der Zettel mit den Ergebnissen belegt, den Raik Schreiner sich damals hat ausdrucken lassen. Zum Hintergrund: Maximal 300 Punkte sind beim Bowling in einer Runde möglich. Dafür müssen alle zehn Versuche sowie die beiden Bonuswürfe im zehnten Feld (Frame) Strikes sein, was selbst für absolute Profis kaum zu schaffen ist.

Im vergangenen Jahr trat Raik Schreiner für den Sportclub Lebenshilfe (SCL) Berlin bei den Nationalen Spielen der Special Olympics im Juni in Berlin an. Er siegte prompt im Bowling-Einzel. Wegen dieses Erfolgs nominierte ihn der SCL für die jährliche Sportlerehrung des Bezirkssportbunds. Allerdings wusste er davon nichts. Es sollte eine Überraschung sein. Sie war umso größer, als Raik Schreiner am 10. Februar im Freizeitforum Marzahn als Marzahn-Hellersdorfs Sportler des Jahres 2022 in der Kategorie Erwachsene (18-49 Jahre) ausgezeichnet wurde. Die Trophäe befindet sich seitdem bei seinen Eltern in einer Vitrine. Plötzlich auf einer Bühne zu stehen und einen solchen Preis zu bekommen, damit habe er nie im Leben gerechnet, erzählt er.

Für seinen Sieg im Bowling-Einzel bei den Special Olympics Nationalen Spielen 2022 wurde Raik Schreiner am 10. Februar als Marzahn-Hellersdorfs Sportler des Jahres in der Kategorie Erwachsene ausgezeichnet. | Foto:  Philipp Hartmann
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Allgemein macht ihm Sport viel Spaß. „Für alles, was mit Sport zu tun hat, lasse ich mich gern begeistern." Dafür besorgt er sich auch immer gern die passende Ausrüstung. Wenn er alle zwei Wochen auf der Bowlingbahn trainiert, hat er stets einen schweren Rollkoffer dabei. Darin verstaut er zwei Bowlingbälle, ein Paar Bowlingschuhe, Handtücher, Lappen und einen Stützverband für den Wurfarm. Allerdings spielt er auch gern Darts und Billard und läuft Schlittschuh. Derzeit überlegt er, im kommenden Jahr in einen Tischtennisverein einzutreten.

Bewegung holt sich der Vater einer 18-jährigen Tochter sonst auch mit seinen beiden Hunden, mit denen er oft Spaziergänge unternimmt. Für seine sportlichen Aktivitäten hat Raik Schreiner viel Zeit, da er wegen Erwerbsunfähigkeit Frührentner ist.

Alle zwei Wochen trainiert Raik Schreiner auf der Bowlingbahn im Freizeitzentrum „Le Prom“. Für seine zwei Bowlingbälle und weiteres Equipment hat er immer seinen Rollkoffer dabei. | Foto: Philipp Hartmann
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Zumeist stehen Menschen wie Raik Schreiner trotz ihrer Leistungen nicht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Dies dürfte sich aber bald ändern. Vom 17. bis 25. Juni finden in Berlin die Special Olympics World Games statt, das größte inklusive Sportevent der Welt. Während bei den Paralympics ausschließlich Menschen mit körperlichen Behinderungen antreten, gehen bei den Special Olympics Menschen mit geistiger Behinderung und Mehrfachbehinderung an den Start.

Dass er für den Bowlingwettbewerb nicht nominiert wurde, nimmt er gelassen hin. „Ich gönne das jedem anderen auch.“ Zumindest beim Fackellauf, der im Vorfeld unter anderem durch die Gärten der Welt führen soll, wird er dabei sein – und sich vielleicht auch die Wettkämpfe ansehen.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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