"Sechsstreifige Asphaltbahn passt nicht"
Bezirksamt kritisiert Neubaupläne des Senats für Gertraudenbrücke
Der geplante Neubau der Neuen Gertraudenbrücke stößt im Bezirksamt auf Kritik. Die Senatsverkehrsverwaltung will die sechs Fahrspuren erhalten, was Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) ablehnt.
Die Neue Gertraudenbrücke verbindet den Spittelmarkt und die Fischerinsel. Wie die Mühlendammbrücke soll sie abgerissen und neu gebaut werden. Hintergrund der beiden Bauvorhaben ist die Tram-Verlängerung im Zuge der Neugestaltung des Molkenmarktes. In gut sechs Jahren soll eine Straßenbahn vom Alexanderplatz zum Potsdamer Platz (Kulturforum) über die Leipziger Straße fahren. Ursprünglich galt die Neue Gertraudenbrücke als stabil genug, um eine Tram zu tragen – sofern man die Trägerkonstruktion verstärkt. Doch der Senat zog schon damals, 1994, ihren Neubau vor. Vor einem Jahr bestätigte die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz dann, dass die Gertraudenbrücke ersetzt wird. Denn: "Die Brücke kann aufgrund der Konstruktion, des Bauwerkszustandes und des gestiegenen Verkehrsaufkommens den derzeitigen und künftigen Verkehrslasten nicht mehr dauerhaft standhalten.“
Dem Bezirksamt Mitte hat die Senatsverkehrsverwaltung nun die Vorplanung für die Gertraudenbrücke und die Tramstrecke zwischen Molkenmarkt und Spittelmarkt präsentiert. Demnach soll auch die neue Autobrücke sechs Fahrspuren haben, was Baustadtrat Gothe ablehnt. Das passe nicht zu den „zwei bedeutenden Bauprojekten am Gründungsort der Stadt Alt-Cölln“, schreibt Gothe in einem Brief an Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese, der dieser Zeitung vorliegt. Gemeint sind das interreligiöse „House of One“ auf dem Platz der früheren Petrikirche direkt an der Gertraudenstraße und das benachbarte Archäologische Zentrum, das bereits im Bau ist. „Die Vorstellung, dass daneben eine sechs- und siebenstreifige Asphaltbahn mit einem Rasengleis und Gitter vorbeiführt, passt dazu nicht“, argumentiert der Baustadtrat. Stattdessen müssten Varianten entwickelt werden, die „beispielhaft für die Mobilitätswende stehen können“. Alternativ schlägt Gothe am „House of One“ eine Platanen-Esplanade mit vier Baumreihen vor: zwei neben der mittig fahrenden Tram und je eine am rechten und linken Fahrbahnrand.
Gothe spricht in dem Schreiben an Streese auch das vor einem Senatsbeschluss verabredete gemeinsame Eckpunktepapier zum Brückenneubau an. Darin fordert das Bezirksamt unter anderem den Erhalt der alten Getraudenbrücke (Fußgängerbrücke) und wie bei der Mühlendammbrücke einen Realisierungswettbewerb in zwei Phasen.
Streit gibt es wie berichtet auch bei der rund 300 Meter entfernten Mühlendammbrücke. Bezirksamt und Anwohnerinitiativen wollen eine deutlich schmalere Brücke als die Senatsverwaltung. Als Kompromiss sieht die erste Planungsphase nun zwei statt bisher drei Autospuren pro Richtung vor. Mit der zweiten Projektphase soll es langfristig nur noch eine Fahrspur pro Richtung für Autos und Lkw geben. Baubeginn für die neue Mühlendammbrücke soll 2024 sein.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
3 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.