Willy Brandt Forum schließt Ende März
Gebäude Unter den Linden wird für Bundestagsneubau abgerissen
Seit dem 22. Januar wird im Forum Willy Brandt wieder ein Replikat der Goldmedaille, die der frühere Bundeskanzler Willy Brandt 1971 zur Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis überreicht bekam, gezeigt.
Die berühmte Medaille war am 11. November gestohlen worden. Unbekannte Täter waren nachts in das Elisabeth-Selbert-Haus, Unter den Linden 62-68, eingebrochen und hatten die Kopie der Goldmedaille geklaut. Eine Mitarbeiterin hatte morgens die zerstörte Glasvitrine entdeckt. Die Diebe wurden bisher nicht gefasst. Die Goldmedaille ist eines der wichtigsten Exponate in der ständigen Ausstellung „Willy Brandt – Politikerleben“ im Forum Willy Brandt Berlin. Sie wurde jetzt erneut gegossen. Mit dem Ersatz will die Stiftung noch einmal Besucher in die Ausstellung locken. Denn das Forum Willy Brandt Berlin schließt am 31. März.
Das Bürogebäude Unter den Linden 62-68 wird abgerissen. An derselben Stelle soll wieder ein Bürohaus für den Deutschen Bundestag mit 196 Büros errichtet werden. Im Dezember hat sich das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) für den Entwurf des Berliner Büros k.k.l.f.architekten entschieden. Der Büroneubau soll wie bisher den Namen Elisabeth-Selbert-Haus tragen. Die Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung bekommt in dem Neubau 900 Quadratmeter Ausstellungsflächen.
„In diesem Jahr feiern wir das 50. Jubiläum der Wahl Willy Brandts zum ersten sozialdemokratischen Bundeskanzler Deutschlands. Wir laden daher alle Berliner ein, die Ausstellung noch einmal zu besuchen, um mehr über das Leben und das politische Wirken dieses außergewöhnlichen Staatsmannes und Berliner Bürgermeisters zu erfahren“, sagt Wolfram Hoppenstedt, Geschäftsführer der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung.
Das Forum Willy Brandt Berlin als Hauptsitz der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung wurde 2010 eröffnet. Die Dauerausstellung „Willy Brandt – Politkerleben“ gibt es seit Juni 2012. Über 600 000 Besucher aus der ganzen Welt haben bisher die Multimediaausstellung gesehen.
Das Willy Brandt Forum zieht während der Bauzeit ein paar Meter weiter südlich in die Behrenstraße 15. Das Gebäude ist vielen auch bekannt durch den Fundusverkauf der Komischen Oper. Die Stiftung hat dort Räume angemietet und eröffnet ab Mai für Veranstaltungen. Für Besucher sollen die neuen Räume ab Herbst auch tagsüber offen sein. Eine Ausstellung am Interimsstandort ist ebenfalls in Planung. Sie soll voraussichtlich im Frühjahr 2020 eröffnen, sagt Stiftungssprecher Malte Mau.
Die Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung wird voraussichtlich 2025 in das neue Elisabeth-Selbert-Haus zurückziehen. Dort wird es eine neue ständige Ausstellung über Leben und Wirken von Willy Brandt geben. In der jetzigen Multimediaausstellung werden rund 370 Objekte ausgestellt. Auf 480 Quadratmetern zeigt sie, wie aus dem Arbeiterjungen und Nazi-Gegner der Berliner Bürgermeister, Bundeskanzler, Friedensnobelpreisträger und weltweit geachtete Staatsmann wurde.
Auf dem Gelände des Elisabeth-Selbert-Hauses standen im 19. Jahrhundert bis in die 1930er-Jahre Geschäfts- und Privathäuser, die in der Nazizeit dem Innenministerium zugeteilt wurden. Die Gebäude an der Straßenfront Unter den Linden wurden im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört. In der DDR wurden die Ruinen Unter den Linden 62-68 abgerissen. 1962 wurde der jetzige Stahlbeton-Skelettbau errichtet. Der Neubau wurde als Verwaltungsgebäude von der Exportgesellschaft für Wirkwaren und Raumtextilien „Wiratex“ geplant und hatte im Erdgeschoss einen repräsentativen Autosalon. Nach der Wende errichtete in den 90er-Jahren die Volkswagen AG einen Showroom im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss. Im Jahr 2000 wurde dort die Peugeot Avenue Berlin eröffnet. 2000 bis 2002 wurden die Büroetagen für die Bundestagsverwaltung saniert.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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