Stararchitekten planen Tacheles-Quartier

How long is now. Die Tacheles-Kunstruine steht seit drei Jahren leer, der Hof ist geräumt. Auf dem Gelände entsteht ein neues Wohn- und Geschäftsviertel. | Foto: Dirk Jericho
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Mitte. Die weltbekannte Kunsthausruine Tacheles soll bald aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen. Schweizer Stararchitekten planen derzeit ein neues Quartier zwischen Friedrichstraße und Oranienburger Straße.

Wie jetzt bekannt wurde, hat der neue Eigentümer, ein Fonds der US-amerikanischen Investmentfirma Perella Weinberg Real Estate (PWRE), die Schweizer Architekten vom Büro Herzog & de Meuron mit den Planungen für das 2,5 Hektar große Areal beauftragt. Die Schweizer haben auch die Hamburger Elbphilharmonie und die Allianz-Arena in München entworfen. Wie Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) sagte, befindet sich sein Stadtplanungsamt in konkreten Bauberatungen mit den Stararchitekten. Für die großen Freiflächen zwischen Oranienburger Straße, Johannisstraße und Friedrichstraße gibt es seit Jahren einen gültigen Bebauungsplan. Demnach können auf dem Areal mehr als 160.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche (Wohnungen, Geschäfte, Hotels und Bürogebäude) gebaut werden. Die Tachelesruine selbst ist auch zukünftig für eine kulturelle Nutzung vorgesehen.

In den ehemaligen Kaufhausetagen könnten teure Luxusgalerien, Theater oder eine Varieté-Show einziehen. Die Schweizer haben bereits Pläne präsentiert, die ehemalige Einkaufspassage zwischen Friedrichstraße und Oranienburger Straße wieder zu errichten. Vor 107 Jahren wurde an gleicher Stelle die „Friedrichstraßenpassage“ mit rund 100 Läden eröffnet. Die Behörden begrüßen die Rekonstruktion der Verbindungsmeile. Einen Bauantrag haben die Investoren beim Bezirksamt noch nicht gestellt.
Das Tacheles war Berlins berühmtestes Kunsthaus. Künstler hatten die marode Kaufhausruine 1990 besetzt und so den Komplettabriss verhindert. Die Kölner Fundus-Gruppe (Hotel Adlon, Kempinski Heiligendamm) hatte die Tacheles-Ruine und die 2,5 Hektar Freiflächen dahinter und links entlang der Oranienburger Straße 1998 vom Bund gekauft und von der landeseigenen HSH Nordbank (Hamburg und Schleswig-Holstein) einen Kredit über 85 Millionen Euro bekommen. Die Johannishof GmbH, eine Fundus-Tochter, wollte auf dem Gelände ein Johannishof genanntes Viertel mit Büro- und Geschäftshäusern, Eigentumswohnungen, Hotel, Läden und Restaurants bauen. Doch wegen Insolvenz stand das Areal seit 2007 unter Zwangsverwaltung.

Nachdem die Mietverträge ausgelaufen waren, betrieb der Zwangsverwalter eine aggressive Räumungspolitik, um das Haus für eine bessere Verwertung leer zu bekommen. Der Betreiber des legendären Zapata-Cafes im Tacheles wurde für eine Million Euro Abfindung heraus gekauft. Die letzten Künstler mussten 2013 das Gelände verlassen. Die Ruine ist seit 2012 verrammelt. Die SPD-Fraktion in der BVV fordert eine „soziale Durchmischung“ bei den entstehenden Wohnungen, heißt es in einer Presseerklärung. Die SPD würde auf eine Architekturwettbewerb verzichten, „wenn mit dem Büro Herzog & de Meuron ein intensives Beteiligungsverfahren mit der Öffentlichkeit durchgeführt wird“, so Sascha Schug von der SPD-Fraktion.

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Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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