Bilder oder Bildung: Schulamt braucht Gebäude in der Auguststraße
Mitte. Seit Jahren streiten Kulturamt und Schulamt über das Gebäude in der Auguststraße 21. Schulstadträtin Sabine Smentek (SPD) braucht es wegen steigender Schülerzahlen im Zentrum. Mittes letzte kommunale Galerie „weisser elefant“ müsste dann raus.
Die frühere Nikolai-Ostrowski-Oberschule für Sehbehinderte in der Auguststraße 20, wie sie zu DDR-Zeiten hieß, wurde jahrelang als Kulturhaus genutzt. Wegen des Kinderbooms in Mitte hatte der Bezirk vor ein paar Jahren die Schule am Koppenplatz wieder aktiviert. Das Schulgebäude in der Auguststraße 20 ist heute Zweigstelle der Koppenplatz-Schule.
Doch Schulstadträtin Sabine Smentek (SPD) braucht weiteren Platz. Auch in der letzten Aktualisierung des Schulentwicklungsplans (SEP) vom Februar, in dem die Planer im Grundschulbereich weitere steigende Schülerzahlen in den kommenden Jahren prognostizieren, steht immer noch: „Auguststraße. Erweiterung nur bei Aufgabe des Kulturstandortes möglich“. Gemeint ist damit das Vorderhaus. Die Grünen wollten schon vor zwei Jahren, dass die Passage gestrichen wird. Denn wenn die Koppenplatz-Schule das frühere Rektorenhaus für Hort oder Büros bekommt, müsste die kommunale Galerie „weisser elefant“ raus, die hier seit 2000 Ausstellungen macht. „Das wäre eine Katastrophe“, sagt Kulturstadträtin Sabine Weißler (Grüne).
Denn Ersatzräume für Mittes letzte kommunaler Galerie gebe es nicht. In dem Gebäude sind auch die bezirkliche inklusive Kinderkunstschule Farbklang und das Klezmer-Zentrum der bezirklichen Musikschule Fanny Hensel untergebracht. Deren Zukunft wäre bei etwaiger Schulnutzung ebenfalls völlig offen. „Gerade auch das Klezmer-Zentrum direkt neben der ehemaligen jüdischen Mädchenschule passt ideal in das Scheunenviertel“, so Weißler.
Sabine Smentek versucht zu beruhigen. Es gebe weder Beschlüsse noch Vorbereitungen für eine Schulerweiterung am Standort. Die Aufgabe des Galerie- und Kulturhauses sei die „letzte Option von mehreren.“ Welche Alternativen sie hat, den steigenden Bedarf an Grundschulplätzen im sogenannten Prognoseraum 7 zu befriedigen, sagte sie auf Nachfrage allerdings nicht.
Jenny Neubert von der Grünen will die „Schließung des Kulturhauses Auguststraße 21 verhindern“ und nicht „Kultur und Schulen gegeneinander ausspielen“. „Wer Kulturräume für Schulbüros opfern will, schadet den Kindern und Jugendlichen“, so Neubert. „Klüger wäre es, nach Alternativen für die Erweiterung der Schule zu suchen“, so die grüne Bildungspolitikerin. Zusätzlichen Platz könne die Schulstadträtin auch durch Ausbau des Dachgeschosses schaffen. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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