Freiwillige Ehrenrunde
Schüler können Corona-Schuljahr wiederholen
Das aktuelle Schuljahr läuft alles andere als optimal: geschlossene Schulen, Lernen am Küchentisch – oft im digitalen Neandertal. Für die einen sind die Herausforderungen eine Initialzündung in Richtung Selbstständigkeit, für andere eine einzige Bildungskatastrophe.
Das Abgeordnetenhaus hat deshalb in der vergangenen Woche eine Änderung des Schulgesetzes beschlossen. Schüler bis zur Klasse zehn dürfen freiwillig das Schuljahr wiederholen, wenn die Eltern das beantragen. Die gewünschte Corona-Ehrenrunde dürfen Schulleiter nach einem verpflichtenden Beratungsgespräch nicht ablehnen. Bisher entschied die Schule, ob ein Jahr wiederholt werden darf. Schulleiter konnten das Sitzenbleiben auch verwehren. Vor Corona waren 0,2 Prozent der Schüler freiwillige Wiederholer.
Wie viele die Klasse jetzt wiederholen wollen, weiß niemand. Norman Heise, Chef des Landeselternausschusses (LAE), ist überrascht vom Vorstoß der rot-rot-grünen Koalition. „Wir wurden nicht gefragt“, sagt Heise. Die Sache sei zwar gut gemeint, aber nicht durchdacht. Wenn zehn Prozent der Schüler die Klasse wiederholen, braucht man pro Bezirk etwa sechs zusätzliche Schulen, rechnet der Elternvertreter vor. Lehrermangel, Raumprobleme, fehlende Ausstattungen – das gab es schon vorher. Heise befürchtet übervolle Klassen und damit noch schlechtere Bedingungen.
Ich glaube nicht, dass die Lizenz zum Sitzenbleiben die richtige Lösung ist. Anstatt eine Situation zu schaffen, die lange Zeit riesige Probleme erzeugt, weil sich die Welle durch die weiteren Jahre ziehen wird, sollten die Corona-Jahrgänge im neuen Schuljahr besonders gefördert werden. Zusatzstunden, Extraangebote, mehr Lehrer und Erzieher – das ist der bessere Weg für alle.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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