Europa-Premiere am 7. März im Accoustic Music & Jazz Cub b-flat in Mitte
MODERNE FRAU: die kanadische Jazzsängerin Adi Braun spürt den stilbildenden Frauen der Weimarer Republik nach

Foto: Foto: Jodi Thibodeau
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Adi Braun hat sich der musikalischen Unterhaltungskultur der Weimarer Republik und ihren großartigen Protagonistinnen von Josephine Baker bis Lotte Lenya verschrieben. Ihr jazz-musikalisches Cabaret-Programms MODERNE FRAU feiert am 7. März im Accoustic Music & Jazz Club b-flat in Berlin Europa-Premiere. Weitere Aufführungen sind beim Kurt Weill Fest in Dessau (8. März), und im brandenburgischen Zehdenick (10. März) geplant.

14 Jahre war die Weimarer Republik Bühne einer liberalen, exzessiven, strahlenden und künstlerisch explodierenden, modernen Zeit – immer am Rand des Vulkans! Bis heute spinnen diese Jahre ein enormes assoziatives Frauenbild in unsere Gegenwart. Adi Braun greift den Frauen-Typus der Weimarer Republik auf und hält ihn uns als Spiegel vor. Der Vulkan rumort wieder...
In ihrem Programm stellt Adi Braun ihre Jazz-musikalische Hommage an die stilbildenden Frauen der Weimarer Zeit vor und verrät, warum sie als Kanadierin ausgerechnet Berliner Chansonetten wie Trude Hesterberg, Margo Lion oder Kate Kühl bewundert. Titel wie „Surabaya Johnny“ oder „Mackie Messer“ sind um Original-Kompositionen von Adi Braun ergänzt. Zusammen mit ihren Musikern Tom King, Piano, Robin Draganic, Bass, und Tilman Person, Drums, interpretiert die Kanadierin mit deutschen Wurzeln Songs von Kurt Weill, Robert Gilbert, Mischa Spoliansky oder Franz Grothe neu. Neben den Songs von Weill, Spoliansky und Franz Grothe präsentiert Adi Braun auch Eigenkompositionen, die das Frauen-Bild der „Roaring Twenties“ mit kritischem Augenzwinkern hinterfragen. So z. B. im biografischen Song „Josephine“, der der legendären Josephine Baker gewidmet ist.
Die CD-Einspielung von MODERNE FRAU ist 2017 auf CD bei Blue Rider Records erschienen und erreichte auf Anhieb nicht nur in Kanada eine breite Zuhörerschaft.

Die vermeintlich goldene Zeit der Weimarer Republik ist derzeit präsent wie nie. Die TV-Serie „Babylon Berlin“ spielt mit einer Szenerie, die zwischen Revolution und Nachtleben auf dem Vulkan tanzt, eine rückwärts gewandte Sehnsucht lässt die legendären Bohème Sauvage Parties brummen. Was fasziniert uns bis heute, was ist (wieder) so modern daran? Für Adi Braun liegt das auf der Hand. Sie sucht stets einen Bezug zur Gegenwart: „Wir befinden uns in einer sehr gefährlichen sozialpolitischen Lage, wo Hass und fehlender Respekt anderen gegenüber manchmal auch noch ermutigt wird. Die Welt der freien Kunst ermöglicht es uns, darauf aufmerksam zu werden und gerade deshalb sind Songs sehr gute Träger dieser Nachricht.“

Adi Brauns musikalisch-kabarettistisches Interesse gilt den Frauen, die um die Wende des 20. Jahrhunderts geboren wurden und in der kurzen nur 15 Jahre währenden Zeitspanne der Weimarer Republik (1918-1933) eine neue Lebensweise erprobten. Stilbildend waren Sängerinnen, Texterinnen und frühe Kulturmanagerinnen wie Blandine Ebinger, Margo Lion, Trude Hesterberg oder Claire Waldoff. Statt Nostalgie hat Braun dabei handfeste Realität im Blick und bezieht sich auf die ausgeprägte Kabarettszene dieser Zeit, wo Gesellschaftskritik an der Tagesordnung war und Frauen nicht nur als Interpretinnen agierten, sondern auch als Theatermanagerin wie z. B.Trude Hesterberg in ihrer Wilden Bühne im Keller des Theaters des Westens.
„Ich war sofort von den unglaublichen Chansonetten und Diseusen des Weimarer Kabaretts angetan und konzentrierte mich auf Ihre Aufführungspraxis, die mich als Sängerin selbst total faszinierte. Ich bewunderte ihre musikalische und dramatische Darstellungskunst und empfand es fast so, als hätten diese Damen einen völlig neuen Gesangsstil entwickelt. Einen Stil, dessen Zukunft zwar in dem Bereich der Operette und des Theaters lag, der aber auch schon Spuren des Jazz und 'freier' moderner Musik enthielt". So entstand die Idee zum Programm MODERNE FRAU, deren Patinnen „die furchtlosen und überaus kreativen Sängerinnen der Weimarer Zeit“  waren, wie Adi Braun schwärmt.
In ihren eigenen Songs – MODERNE FRAU, JOSEPHINE, GESTERN – versucht sie, den einzigartigen Stil der großen Komponisten und Dichter der Weimarer Epoche aufzugreifen und Themen und Personen dieser Zeit weiter zu führen. Adi Brauns biografischer Song JOSEPHINE zum Beispiel ist der großen Entertainerin Josephine Baker gewidmet, die als junge farbige Sängerin in ihrem eigenen Land diskriminiert war und in der kurzen liberalen Sequenz im Nachkriegs-Europa der 1920er Jahre zum Star und Rollenvorbild junger Frauen wurde.

Wie „übersetzt“ man die Musik dieser Zeit ins Heute? „In musikalischer Hinsicht trete ich meist mit einem Jazz Trio oder Quintett auf. Meine Notenblätter sind im Stil des Jazz geschrieben und geben allen Musikern sehr viel Freiheit und Improvisationsraum. Jazz ist eine wirklich fluide und biegsame Kunstform, und meiner Meinung nach sehr dazu geeignet diese “alte” Musik neu zu gestalten.“

Aufführungen MODERNE FRAU:
7. März 2019, 21 Uhr, b-flat Jazz Club Berlin, Dircksenstr. 40 · 10119 Berlin, Tel. 030 2833123

8. März Kurt Weill Fest Dessau, 19.30 Uhr, Marienkirche, Schlossplatz 3, 06844 Dessau, Tel. 0341-14 990 900 Kurt Weill Fest Dessau 2019

10. März 2019, 16 Uhr in der Klosterscheune Zehdenick, Am Kloster 1; 16792 Zehdenick, Tel. 0 33 07 - 310 777

CD Moderne Frau, 2017 Blue Rider Records
Recorded at Kühl Muzik Studios in Toronto, Recording engineer – Gary Honess

Adi Braun ist in Europa vertreten von Marita Goga music arts conception in Berlin.

Fotonachweis: Jodi Thibodeau

Foto: Foto: Jodi Thibodeau
Foto: Foto: Jodi Thibodeau
Autor:

Kerstin Schweiger aus Steglitz

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