Senat hat seinen ersten Queerbeauftragten
Alfonso Pantisano will „die Regenbogenhauptstadt Berlin stärken“
Der SPD-Politiker und schwule Aktivist Alfonso Pantisano ist vom Senat zur „Ansprechperson Queeres Berlin“ der Landesregierung ernannt worden.
Wie Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD), auch zuständig für Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung, mitteilt, soll sich Pantisano „hauptsächlich um die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt kümmern“. Auf Bundesebene sowie zum Teil auf Bezirksebene gibt es bereits solche Queerbeauftragten.
Der 48-jährige Alfonso Pantisano wird auf Wunsch des Senats „Ansprechperson und das Sprachrohr für die queeren Communitys in Berlin“ sein. Die Ernennung eines Queerbeauftragten gehört zum Sofortprogramm des schwarz-roten Senats. „Alfonso Pantisano setzt sich seit vielen Jahren als einer der sichtbarsten und kreativsten Berliner Aktivisten für die Interessen der queeren Communitys ein“, sagt Kiziltepe. Er rücke die Gleichstellung queerer Menschen als Menschenrecht in den Fokus und motiviere damit auch junge Menschen zum politischen Engagement.
Der Sohn italienischer Gastarbeiter war bisher persönlicher Referent von SPD-Chefin Saskia Esken. Zuvor hat er als Referent für Innensenatorin Iris Spranger (SPD) gearbeitet. Pantisano war bis Anfang des Jahres Mitglied im Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland (LSVD) und bis zu seiner Ernennung zum Queerbeauftragten Mitglied des SPD-Landesvorstands und Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft SPDQueer Berlin. Der Senat betont in seiner Mitteilung „Pantisanos großes Engagement für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare, für ein modernes Selbstbestimmungsgesetz, aber auch seine Forderung nach der Abschaffung eines Blutspendeverbots für queere Menschen“.
Alfonso Pantisano „möchte die Lebenssituation von LSBTIQ+ verbessern“ und „die Regenbogenhauptstadt Berlin als Heimat und Hoffnungsort für Zigtausende queere Menschen stärken“, wie er sagt. „Ein Schwerpunkt meiner Arbeit wird es sein, queere Menschen vor Gewalt und Ablehnung zu schützen, die sie auch im Jahr 2023 in Berlin täglich im öffentlichen wie auch im privaten Raum erleben müssen“, sagt er.
Kritiker bemängeln, dass die Kompetenzen des neuen Queerbeauftragten nicht transparent sind. Der Senat hat die Stelle ohne öffentliche Ausschreibung vergeben. Viele Stimmen aus der queeren Community hatten mit Verweis auf Diversität und Transparenz eine Ausschreibung gefordert. Auch der frühere, schwule Kultursenator Klaus Lederer von den Linken hatte sich im Mai in einem Interview mit t-online kritisch über die Stelle und das Verfahren geäußert. Mit der Berufung von Queerbeauftragten nehme die Relevanz von Queerpolitik als Querschnittsthema ab, sagte er zu den Plänen der schwarz-roten Koalition. Die Berufung deute daraufhin, „dass die Relevanz als Querschnittsthema abnimmt und stattdessen eine Person benannt wird, die als Klagemauer für die queeren Begehrlichkeiten unserer Stadt fungieren soll“, sagte er. Klaus Lederer hatte ebenfalls ein transparentes Verfahren für die Vergabe der Stelle gefordert, „die unabhängig und mit einem Budget ausgestattet sein muss, um am Ende auch etwas zu bewirken“.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.