Schlangen vor dem Standesamt
Heiratswillige müssen sich auf lange Wartezeiten einstellen. Wie der zuständige Stadtrat Stephan von Dassel (Bündnis 90/Grüne) sagte, bilden sich schon morgens Schlangen vor dem Standesamt in der Parochialstraße. Dass mehr als die Hälfte des Personals fehlt, habe er auch noch nie erlebt. Grund sind mehrere Krankmeldungen, die in die Zeit von geplanten Urlauben fallen.
Wegen der besonderen Ausbildung der Standesbeamten kann von Dassel nicht kurzfristig Ersatz besorgen. Es gibt zwar einige wenige Mitarbeiter mit der Befugnis zum Trauen, die in anderen Ämtern arbeiten; die können aber nicht so schnell eingesetzt werden, weil sie eine Chipkarte für den Zugang zum elektronischen Personenstandsregister brauchen. Der Antrag dazu dauert mindestens zehn Tage, so der Stadtrat.
Geplante Hochzeiten fallen jedoch nicht aus, betonte der Stadtrat. "Die Trauungen werden auf jeden Fall durchgeführt", so Stephan von Dassel. Weil das für die Standesbeamten oberste Priorität hat, gibt es Einschränkungen bei den Anmeldungen zur Eheschließung oder von Geburten. Für Ärger hat indessen ein Vorschlag einer Standesbeamtin gesorgt, die wegen der wesentlich kürzeren Bearbeitungszeit deutsch-deutsche Paare bevorzugen wollte. Der entsprechende Aufruf der Beamtin hatte im Wartezimmer migrantische Paare auf die Palme gebracht. "Das kann man natürlich nicht machen", sagt von Dassel. Es gehe nach der Reihenfolge. Ein Aufgebot für Paare aus verschiedenen Nationen ist wesentlich aufwendiger, weil zum Beispiel beglaubigte Übersetzungen von Urkunden oder zusätzliche Dokumente von Botschaften benötigt werden.
Im Bezirk Mitte haben sich 2014 insgesamt 1497 Paare das Ja-Wort gegeben. Über 2000 Aufgebote wurden von den Beamten bearbeitet. Wer in Mitte gemeldet ist, muss sich laut Gesetz auch im Standesamt Mitte anmelden. Die Eheschließung kann hingegen in jedem anderen Standesamt erfolgen.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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