Humboldt-Uni gegen Theaterneubau
Streit um Bebauungsplan für festes Monbijou Theater im Monbijoupark
Um die Märchenhütten und das Amphitheater im Monbijoupark dauerhaft zu sichern, will Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) den bestehenden Bebauungsplan anpassen und die betroffenen Flächen zu Sondergebieten „Kultur“ machen. Die Humboldt-Universität, der die Grundstücke gehören, ist dagegen. Sie will selbst an der Monbijoustraße bauen.
Der jahrelange Heckmeck um das Monbijou Theater und seine Märchenhütten findet kein Ende. Jetzt wackelt der Bezirksplan, das beliebte Privattheater (früher Hexenkessel Hoftheater) baurechtlich zu sichern.
Baustadtrat Gothe will mit dem B-Plan I-57-1 die strittigen Flächen aus dem gültigen Bebauungsplan I-57 Monbijoupark heraustrennen, um das Theater, die Märchenhütten und die Strandbar planungsrechtlich zu sichern. Denn laut dem 13 Jahre alten B-Plan sind die Flächen an der Monbijoustraße, die seit 20 Jahren die heutige Monbijou Theater GmbH nutzt, als öffentlicher Park ausgewiesen. Theater und Barbetrieb sind dort eigentlich nicht zulässig. Theaterchef Christian Schulz muss deshalb für seine Märchenhütten jedes Jahr eine Ausnahmegenehmigung beantragen. Das Bezirksamt „duldet“ lediglich die Holzhäuser. Das Amphitheater wird jedes Jahr als sogenannter „fliegender Bau“ genehmigt. Schulz muss die Konstruktion seit 2008 immer im Herbst abbauen, einlagern und im Frühjahr wieder hinstellen.
Weil das Privattheater so beliebt ist und alle wollen, hatte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) bereits 2013 beschlossen, den B-Plan zu ändern, damit das Monbijou Theater dauerhaft bleiben kann. Doch dagegen wehrt sich jetzt die Humboldt-Universität (HU) massiv, weil sie die Grundstücke perspektivisch selbst nutzen möchte. Die Flächen gehören der Wissenschaftsverwaltung und werden von der Humboldt-Uni bewirtschaftet. Das Theater zahlt eine Pacht an die Universität. Für die ganze Konstruktion gibt es eine Vereinbarung zwischen HU, Theater und Bezirk. Die ursprünglichen Pläne waren einmal, die alten Charité-Bunkeranlagen, auf denen das Theater steht, abzureißen und als Grünfläche herzurichten. Auch das frühere Atelierhaus im Monbijoupark wurde nach heftigen Diskussionen bereits 2013 zur Parkerweiterung abgerissen. Nach gültigem Bebauungsplan sollen die Gebäude der Humboldt-Uni an der Monbijoustraße abgerissen werden, um einen Zugang in den Park zu bauen.
Baustadtrat Gothe appelliert in einem Brief an Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach, „wieder zum alten Konsens zurückzukehren und die oberirdischen Häuser perspektivisch aufzugeben“. Doch wie aus den Schreiben hervorgeht, will die Humboldt-Uni ihre Gebäude nicht nur nicht aufgeben, sondern an der Monbijoustraße sogar neue bauen. Das Monbijou Theater könne noch langfristiger Pächter bleiben, „solange diese Nutzungen nicht zementiert werden“, sagt HU-Sprecher Hans-Christoph Keller. „Bauliche Veränderungen sollten sich deshalb seitens des Theaters in Grenzen halten und mit der HU abgestimmt sein. Eine Änderung des bestehenden Bebauungsplans ist nach unserer Auffassung nicht erforderlich, um den Theaterbetrieb aufrechtzuerhalten“. Eine B-Planänderung allein zugunsten des Theaters käme einem Versuch gleich, die HU über Planungsrecht zu enteignen, erklärt Keller. Die Humboldt-Uni verfolge „sehr langfristige Interessen, da sie am Standort Mitte sonst keinerlei Entwicklungsmöglichkeiten mehr hat“, so der HU-Sprecher. Und auch die Senatskanzlei hat im laufenden Änderungsverfahren im Juli den Bezirk gebeten, im neuen B-Plan nicht nur Theaterbauten bauplanungsrechtlich zu ermöglichen, sondern auch „bauliche Anlagen für universitäre Zwecke“. Baustadtrat Ephraim Gothe zeigt sich verärgert: „Art und Maß der Nutzung bestimmt die Gemeinde und nicht die HU“, sagt er.
Einen anderen Mietvertrag hat die Humboldt-Uni inzwischen schon gekündigt. In den leerstehenden Kellerräumen unter der Betonplatte, auf der im Sommer das Amphitheater steht, wollte ein Investor ein Museum für Gebrauchsgrafik einrichten. „Dieses Projekt ist nach mehreren Jahren immer noch nicht realisiert". Die HU habe den Vertrag insbesondere auch deshalb gekündigt, "weil der Mieter seine Vorstellungen von der Nutzung des Landesgrundstückes gegen die Interessen der HU umsetzen möchte“, so Hans-Christoph Keller.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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