Wärme im Wirtshaus
Über 33.000 Obdachlose nutzten die Kältehilfe im Hofbräu

Das Hofbräu Wirtshaus Berlin in der Karl-Liebknecht-Straße 30 gegenüber vom Alexanderplatz war vom 19. Dezember bis 28. April zum dritten Mal im Winter Tagesunterkunft für Obdachlose.

Der Senat hatte die rustikalen Feierhallen im bayerischen Bierpalast im Rahmen der Kältehilfe angemietet, damit sich Obdachlose aufwärmen und dort versorgt werden können. Wie aus der Bilanz zur Hofbräu-Saison von Sozialstaatssekretär Aziz Bozkurt hervorgeht, wurden in den vier Monaten insgesamt 33.196 Besucher gezählt. Täglich waren zwischen 300 und 400 Menschen da und wurden mit Getränken und warmen Mahlzeiten aus der Wirtshausküche verpflegt. Wie viele davon die angebotene Sozialberatung in Anspruch genommen haben, beantwortet Bozkurt in seinem Schreiben auf eine Anfrage des Abgeordneten Taylan Kurt (Grüne) nicht.

Die Kosten für die Betreuung im Hofbräu liegen mit einem Tagessatz von durchschnittlich knapp 33 Euro pro Person bei über einer Million Euro. Das Geld kommt aus dem EU-Programm „React“. Insgesamt stehen knapp 2,6 Millionen Euro aus Brüssel für die Finanzierung der Wohnungslosentagesstätte vom 19. Dezember 2022 bis 31. Dezember 2023 zur Verfügung. Der Tagestreff für obdachlose Menschen befindet sich seit 3. Mai in der Traglufthalle der Berliner Stadtmission Am Containerbahnhof in Friedrichshain.

Drei Viertel aller Besucher des Tagestreffs sind laut Aziz Bozkurt nichtdeutscher Herkunft und vor allem aus der EU – überwiegend aus Polen und Bulgarien. Diese hätten in Deutschland keinen Anspruch auf Sozialhilfe und große Probleme wie Alkohol- und Drogensucht, psychiatrische Erkrankungen oder Diskriminierung und Abwertung durch die Gesellschaft, heißt es. Aziz Bozkurt beschreibt das als „Phänomen Drehtürpati-ent*in“. Viele Menschen rutschen durch das System, es gebe keine passenden oder nicht ausreichende Hilfen für Menschen mit Doppeldiagnosen, für Menschen ohne Krankenversicherung, für Menschen mit Behinderung, nicht genügend Plätze in Notunterkünften, nicht genügend Plätze für Frauen, so Bozkurt.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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