Spreeschwimmen auf eigenes Risiko
Chemikerin warnt vor möglichen Erkrankungen

Flussbad-Pokal 2016: Wendeboje vor dem Lustgarten kurz vor der Schlossbrücke. | Foto:  Axel Schmidt
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Die Teilnahme am vierten Flussbad-Pokal am 1. Juli kann gesundheitliche Folgen haben. Selbst die Veranstalter vom Verein Flussbad Berlin weisen die Schwimmer auf ein bestehendes Risiko hin.

Wenn das Wetter es zulässt und die letzten Wasserproben okay sind, springen am 1. Juli wieder rund 300 Schwimmer am Bodemuseum in den Kupfergraben, um vor der Kulisse der Museumsinsel bis zur Schlossbrücke um die Wette zu kraulen. Mit dem bereits vierten Flussbad-Pokal im ungenutzten Spreekanal will der Verein Flussbad Berlin erneut auf sein Ökoschwimmbad im Herzen Berlins aufmerksam machen: Schwimmen in der Stadt, in sauberem Wasser.

Doch noch ist der Spreekanal kein Badegewässer; der Flussbadverein tüftelt seit Monaten an komplexen Filtersystemen. Das Testschiff der Ingenieure liegt vor dem Auswärtigen Amt und experimentiert, wie man das Spreewasser natürlich reinigen und auf Badewasserqualität bringen kann. Neben dem Testschiff befindet sich vor dem ehemaligen Staatsratgebäude, der heutigen European School for Management and Technology (ESMT Berlin), der Flussbad-Garten mit allen Informationen zum Projekt und zur Geschichte öffentlicher Flussbadeanstalten.

Heide Ellerbrock warnt derzeit dringend vor einem Bad im Spreekanal am 1. Juli. Die promovierte Chemikerin im Ruhestand hält das Baden in der „verkeimten Spree“ für sehr gefährlich. Denn in Berlin gibt es eine Mischkanalisation. Bei Starkregen werden Abwässer mit Fäkalien aus den Haushalten direkt durch die elf Notauslässe in diesem Bereich in den Spreekanal geleitet, „ohne eine Kläranlage passiert zu haben“, so Ellerbrock. Das heißt, die Brühe aus dem Klo landet direkt im Fluss – und damit möglicherweise pathogene Keime, Viren oder ausgeschiedene Medikamente. Außerdem würden Ratten im Fluss alles verkoten. Ihr Vorwurf: Die Berliner Wasserbetriebe, die als Partner des Flussschwimmer-Pokals die Wasserqualität mehrfach vor dem Start am 1. Juli untersuchen, testen lediglich auf E-Coli-Bakterien und Enterokokken. Diese Untersuchungen der Wasserbetriebe nach EU-Richtlinien für Badegewässer „entsprechen nicht unseren massiven pathogenen Schadstoffeinträgen in den Spreekanal“, sagt Ellerbrock.

Flussbad-Sprecherin Barbara Schindler bestätigt, dass die „Untersuchung des Gewässers streng gemäß der geltenden Badegewässerrichtlinie neben vielen anderen denkbaren Krankheitserregern, die in natürlichen (Bade-)Gewässern vorkommen können, keine Untersuchung auf pathogene Keime vorsieht.“ Weil es bei Starkregen zu Überläufen und starken Verunreinigungen kommt, „informieren uns die Wasserbetriebe laufend über mögliche Überlaufereignisse aus der Mischwasserkanalisation im Vorfeld der Veranstaltung, um ein gesundheitliches Risiko durch Krankheitserreger weitgehend ausschließen zu können“, so Schindler. Der Flussbad-Pokal 2017 wurde aufgrund dessen abgesagt.

Die Veranstalter sagen, dass sie ein gesundheitliches Risiko beim Schwimmen im Spreekanal nicht ausschließen können. Jeder Teilnehmer muss deshalb eine Erklärung unterzeichnen, dass er auf eigenes Risiko teilnimmt. Außerdem werden alle Schwimmer gebeten, eventuelle Krankheitsfälle nach dem Schwimmen zu melden. Laut Schindler sind dem Flussbad-Verein „keine auf das Schwimmen zurückzuführende Krankheitsfälle in den Jahren 2015 und 2016 bekannt.“

Wie das Flussbad-Team auf seiner Facebook-Seite mitteilt, wurden bereits Mitte Juni mikrobiologische Wasserproben an der Schlossbrücke und an der Monbijoubrücke entnommen. „Während die Ergebnisse von der Schlossbrücke eine ausgezeichnete Wasserqualität gemäß der Badegewässerrichtlinie bescheinigen, sind die Ergebnisse an der Monbijoubrücke leider auffällig“, heißt es. Dort wurde der zulässige Grenzwert für E-Coli Bakterien überschritten. „Ausschlaggebend für die Durchführung der Veranstaltung sind die Ergebnisse der letzten Beprobung am 27. Juni“, so die Veranstalter.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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