Corona bremst Straßensperrung
Autofreie Friedrichstraße erst ab Juli

Die Sperrung der Friedrichstraße zwischen Leipziger und Französischer Straße für sechs Monate soll frühestens am 1. Juli starten. | Foto: Dirk Jericho
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Trotz Protesten von verschiedenen Wirtschaftsverbänden hält der Senat an der sechsmonatigen Sperrung der Friedrichstraße fest. Doch weil sich wegen der Corona-Krise Abstimmungen zwischen Bezirk und Senatsverwaltung verzögert haben, soll der von Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) angekündigte „Verkehrsversuch“ für eine autofreie Friedrichstraße erst am 1. Juli oder 1. August starten.

Das habe ihm „Ingmar telefonisch mitgeteilt“, sagt Stefan Lehmkühler vom Verein Changing Cities, der das Konzept für die autofreie Friedrichstraße als „Straße der Zukunft“ entwickelt hat. Mit Ingmar ist Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese gemeint. Günthers Sprecher Jan Thomsen hat die Verschiebung hingegen nicht explizit bestätigt. „Aufgrund der Corona-Pandemie befindet sich der Starttermin derzeit noch in der Abstimmung“, so Thomsen. „Inwieweit die Bestimmungen der Eindämmungsverordnungen, insbesondere die Abstands- und Kontaktregeln, zu integrieren sind oder noch Änderungen bei Gestaltung und Ablauf erfordern, wird derzeit beraten“. Laut Lehmkühler gebe es wegen der Corona-Krise auch Lieferschwierigkeiten für das Straßenmobiliar. Es sollen Sitzbänke und bis zu 120 Baumtöpfe aufgestellt werden.

Laut Senatsplänen sollte die Friedrichstraße ab dem 1. Juni zwischen Leipziger Straße und Französischer Straße für sechs Monate komplett für den Autoverkehr gesperrt werden. Der Bereich am Checkpoint Charlie soll verkehrsberuhigt werden. In einer zweiten Phase ab Anfang September sollte die Friedrichstraße für Kraftfahrzeuge auch südlich der Leipziger Straße bis zur Schützenstraße tabu sein. Die Gehwege auf der autofreien Friedrichstraße sollen von jetzt vier Meter auf acht Meter je Straßenseite verbreitert werden. In der Straßenmitte ist eine insgesamt fünf Meter breite Fahrradspur geplant. Die breiten Gehwege würden gerade jetzt wegen der Abstandsregeln perfekt sein, sagt Stefan Lehmkühler. Er habe beobachtet, dass sich die Leute beim Anstehen vor den Läden „auf dem Gehweg stapeln“.

Gewerbeverein fordert Gesamtkonzept

Die Geschäfte an der Friedrichstraße fahren derzeit langsam wieder hoch. Auf Experimente wie den umstrittenen Pilotversuch der sechsmonatigen Straßensperrung haben die Gewerbetreibenden keine Lust. Die Händler und Hoteliers haben Existenzsorgen. In einer gemeinsamen Erklärung hatten Ende März Wirtschaftsvertreter eine Verschiebung der Straßensperrung gefordert, um die „Existenz der Unternehmen an der Friedrichstraße zu sichern“. Den Appell hatten die Industrie- und Handelskammer (IHK), der Handelsverband Berlin-Brandenburg, der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) sowie der Händlerverein „Die Mitte“ verfasst. Sie fordern, zumindest in der Corona-Zeit auf den umstrittenen Praxistest zu verzichten.

Der Händler- und Gewerbeverein „Die Mitte e.V.“ hatte bisher Sperrungen der Friedrichstraße immer kritisch gesehen und fordert ein Gesamtkonzept. „Statt die Friedrichstraße in der jetzigen Situation noch zusätzlich mit einer Verkehrsuntersuchung zu belasten – deren Rahmenbedingungen im Übrigen völlig unklar und unabgestimmt sind –, wäre es sicher besser, die Zeit nach den Corona-Einschränkungen zu nutzen, um gemeinsam mit allen Akteuren eine Potenzialanalyse zu machen“, sagt „Die Mitte“-Chef Guido Herrmann. Doch statt wie zugesagt gemeinsam mit den Anrainern eine Potenzialanalyse zu erarbeiten, hatte die Senatsverkehrsverwaltung genau zum Start des Workshops mit Anrainern am 4. März völlig unverhofft die Presseinfo von der beabsichtigten sechsmonatigen Straßensperrung veröffentlicht. Conrad Rausch hat gehofft, dass diese „Basta, wir machen das so“-Attitüde durch die massiven Corona-Probleme für ganz Berlin mittlerweile etwas „aufgeweicht“ wurde. Für den Sprecher des Vereins „Die Mitte“ ergibt der Verkehrsversuch zurzeit auch deshalb keinen Sinn, weil die jetzt gewonnen Daten „die Situation völlig verzerren“. Das Leben finde derzeit unter ganz anderen Bedingungen statt. Es sind kaum Touristen in der Stadt und viele Leute würden zum Beispiel aus Angst vor Ansteckung öffentliche Verkehrsmittel meiden.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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