Engpass auf Mittes breitester Verkehrsschneise
Umbau des Molkenmarktes beginnt mit Stauchaos und Baumfällungen

Die Bäume vor dem Nikolaiviertel an der Spandauer Straße und hinter dem Roten Rathaus sind schon weg.  | Foto: Dirk Jericho
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Die Rekonstruktion des Stadtviertels der einstigen Berliner Altstadt zwischen den erhaltenen Gebäuden wie das Rote Rathaus, die Parochialkirche und das Alte Stadthaus geht in die nächste Runde. Am Molkenmarkt beginnen archäologische Grabungen.

Bevor Straßenbauer das Gebiet rund um den Molkenmarkt aufreißen, durchstöbern Archäologen die historischen Schichten am Mühlendamm. Für die Baustelle wurden die Parkplätze auf dem Mittelstreifen vor dem Nikolaiviertel geschlossen und die Fahrbahnen verschwenkt. Auf der wichtigen Ost-West-Verbindung stehen in beiden Richtungen jeweils nur noch zwei Fahrstreifen zur Verfügung. Zum Start der jahrelangen Umbauarbeiten am Molkenmarkt staute sich der Verkehr in Richtung Potsdamer Platz. Für den Umbau und die Grabungen wurden Bäume am Mühlendamm gefällt.

Im September 2016 wurde der Bebauungsplan (B-Plan 1-14) festgesetzt, der die städtebauliche Neustrukturierung rund um den Molkenmarkt auf historischem Stadtgrundriss vorsieht. Um Platz für das neue Klosterviertel mit Wohn- und Geschäftshäusern zu schaffen, soll der Straßenzug Mühlendamm, Spandauer Straße und Grunerstraße verschwenkt und zukünftig direkt vor dem Roten Rathaus auf der jetzigen Gustav-Böß-Straße vorbeigeführt werden. Auf der heutigen Grunerstraße mit dem mittleren Parkstreifen standen einst zahlreiche Häuser. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Ruinen in der DDR abgerissen. Zukünftig führt die neue Grunerstraße direkt vor den Rathauspassagen und dem Roten Rathaus sechsspurig bis zur Spandauer Straße und geht dann scharf links am Molkenmarkt vorbei zum Mühlendamm.

800 Jahre Berliner Stadtgeschichte

Auf den freiwerdenden Flächen der heutigen Verkehrsschneise entsteht Platz für zahlreiche neue Gebäude, die auf den Grundrissen des historischen Klosterviertels gebaut werden sollen. Die Parkplätze in der Mitte der Grunerstraße und vor dem Rathaus fallen weg. Vor dem Alten Stadthaus entsteht so ein neues Stadtviertel.

Unter dem knapp drei Hektar großen Planungsgebiet liegen 800 Jahre Berliner Geschichte. Vor dem Bau des neuen Stadtviertels am Molkenmarkt dokumentieren Archäologen den historischen Untergrund. Das Gebiet umfasst etwa ein Fünftel der einstigen Berliner Altstadt. Die teilweise achtspurige Verkehrsschneise der Grunerstraße zuzüglich der Parkbuchten in der Mitte wurde 1969 auf den abgeräumten Trümmerfeldern errichtet. Bereits im Planwerk Innenstadt von 1999 ist die Umgestaltung des Areals eines der wichtigsten Vorhaben.

Anwohner haben sich über die Baumfällungen und den Wegfall der Parkplätze beschwert. Anscheinend waren die Informationen dazu wieder nicht ausreichend. Bereits vor einem Jahr wurden für das Mega-Verkehrsprojekt große Platanen und Linden direkt hinter dem Roten Rathaus an der Gustav-Böß-Straße abgesägt. Auch fünf Bäume vor den Rathauspassagen an der Grunerstraße und 20 weitere an der Spandauer Straße vor dem Nikolaiviertel sind schon weg. 16 Bäume wurden gerade vor dem Nikolaiviertel am Mühlendamm gefällt. Darüber beschwert sich Martina Sprockhoff, langjährige Chefin des Nikolaiviertel-Vereins, auf ihrer Facebookseite. Sie glaubt, dass „die schönen alten Bäume der Baustelleneinrichtung im Weg waren“. Sprockhoff schreibt, sie „verstehe unsere Stadträtin für Grünfläche und Straßen nicht. Irgendwas läuft hier falsch!“.

Mühlendammbrücke wird abgerissen

Der Umbau ist jedoch ein Senatsprojekt. Das Verkehrsprojekt zum Umbau der Straßen am Molkenmarkt soll Mitte 2022 fertig sein. Auf dem neuen Straßenzug soll auch einmal die Straßenbahn vom Alex über Spandauer Straße, Mühlendamm und Leipziger Straße zum Potsdamer Platz fahren.

Im vergangenen Jahr hatte die Senatsverkehrsverwaltung erklärt, dass sie auch die Mühlendammbrücke abreißen und durch einen Neubau ersetzen will. Untersuchungen hatten ergeben, dass die Brücke wegen der Neugestaltung des Gebietes rund um den Molkenmarkt mit dem Einbau einer Straßenbahn den Belastungen nicht standhalten wird. Bisher war immer von Sanierung, nicht von einem Komplettabriss die Rede. Die Mühlendammbrücke soll in etwa fünf Jahren abgerissen werden.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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