Warten auf sichere Radwege
Umbaupläne für die Invalidenstraße hängen in der Verwaltungsschleife

Geschützte Radwege gibt es auf der Invalidenstraße noch nicht.  | Foto: Dirk Jericho
  • Geschützte Radwege gibt es auf der Invalidenstraße noch nicht.
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Die vollmundig angekündigte Umgestaltung der Invalidenstraße als Modellprojekt ist ins Stocken geraten. Planungen für geschützte Radwege gibt es noch nicht.

Am Anfang ging alles ganz schnell. Nach dem tragischen Unfall vom 6. September hatten Senat und Bezirk erklärt, die Invalidenstraße zum Modellprojekt für Verkehrssicherheit zu machen. Ein 42-jähriger Porsche-Fahrer war nach bisherigen Ermittlungen aufgrund eines Krampfanfalls an der Kreuzung Ackerstraße mit seinem SUV-Geländewagen in eine Fußgängergruppe gerast und tötete vier Menschen, darunter ein dreijähriges Kind.

Obwohl das Unglück wohl nichts mit den bestehenden Zuständen auf der Invalidenstraße zu tun hatte, wurden umfangreiche Veränderungen auf der Ost-West-Magistrale angekündigt. Ausgelöst wurde die schnelle Reaktion auch durch eine Onlinepetition mit dem Titel „Sichere Wege für Schul- und Kita-Kinder auf der Invalidenstraße“, die Anwohner Julian Kopmann bereits am 12. September gestartet hat. Über 15 000 Leute haben bisher unterschrieben.

Bisher stehen nur die Tempo-30-Schilder

Von den vereinbarten Sofortmaßnahmen wurden bisher lediglich Tempo-30-Schilder zwischen Nordbahnhof und Brunnenstraße montiert. Die geschützten Radwege gibt es auch sechs Monate später nicht. Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) hatte Ende September noch angekündigt, dass die Radstreifen noch 2019, notfalls auch erstmal mit Provisorien, errichtet werden. Doch so schnell geht das alles nicht, auch weil die Bezirksplaner keine exakten Unterlagen haben. „Anfangs fehlten im Bezirk geeignete Straßenkartierungen, um schnell in die Planungen einzusteigen“, sagt Jan Thomsen. Der Sprecher von Verkehrssenatorin war bei allen drei Treffen der Projektgruppe Invalidenstraße dabei, die bisher stattgefunden haben. An dem Runden Tisch in der Senatsverkehrsverwaltung diskutieren knapp 20 Leute die Umbaupläne der Invalidenstraße. In der Gruppe sind vier Anwohner um Julian Kopmann sowie Vertreter von Senat, Bezirk und BVG. Geleitet wird die Runde von Günthers Abteilungsleiter für Verkehr.

Das letzte Treffen hat vor Weihnachten stattgefunden, seitdem ist es ruhig geworden. Julian Kopmann ist ein wenig frustriert. In den Runden mit den Beamten haben die Anwohner schnell gemerkt, dass die Verwaltungsmühlen langsam mahlen. Zu wenig Personal, Budgets, notwendige Abstimmungen – „es gibt Tausende Punkte, warum es nicht so schnell geht“, sagt Kopmann. Er will dennoch nicht meckern, lobt „die offenen Gespräche“ und freut sich, dass die Anwohner und ihre Vorschläge angehört werden. „Wir werden den Druck aufrechterhalten“, sagt der Vater von drei Kindern, die er jeden Tag mit dem Lastenfahrrad zur Kita und Grundschule über die Invalidenstraße bringen muss. Kopmann betont, dass es ihm nicht darum geht, Autos zu verdrängen. Als "Autohasser" will er nicht dastehen. „Unser Fokus liegt auf Verkehrssicherheit“, sagt er.

Längere Prüfungen notwendig

Die Anwohnerinitiative will, dass der gesamte Kiez zwischen Torstraße und Bernauer Straße betrachtet und verbessert wird. Dazu gehören farbliche Markierungen, neue Ampelanlagen oder sogenannte Gehwegüberfahrungen. Dabei bleibt der parallel zur Straße verlaufene Fußweg an den Einmündungen zu den Seitenstraßen auf einer Ebene. Abbiegende Autofahrer müssen so die Schwellen überfahren und dadurch langsam und achtsamer unterwegs sein, so die Idee. Diese größeren Umbaumaßnahmen sollten in einer kleineren Projektgruppe bearbeitet werden. „Die hat sich aber immer noch nicht formiert“, ärgert sich Julian Kopmann, der als IT-Manager für die Deutsche Bahn Mobilitäts-Apps programmiert. Mitte März will sich die Projektgruppe erneut treffen.

Sollte bereits Ende 2019 „eine transparente Planung und ein Zeithorizont für nachhaltige bauliche Verbesserungen der Verkehrssicherheit im Kiez“ vorliegen, wie eine Sprecherin von Verkehrssenatorin Regine Günther damals sagte, ist derzeit alles offen. „Gegebenenfalls wird es nach dem Treffen im März einen Zeitplan geben können“, so Jan Thomsen. In der Planung befinde sich der beidseitige Radweg. Die Ausschreibung für ein externes Planungsbüro durch den Bezirk laufe, so Günthers Sprecher. Andere bauliche Maßnahmen wie zum Beispiel eine sichere Ampelanlage auf der Unfallkreuzung an der Ackerstraße befinden sich „in Beratung und Prüfung“. Diese Maßnahmen erfordern „längere Prüfungen und Vorarbeiten, wie sich in der Projektgruppe rasch herausgestellt hat“, sagt Jan Thomsen. Das gilt auch für den beidseitigen geschützten Radweg, für den zwischen Nordbahnhof und Brunnenstraße alle etwa 100 Parkplätze entfallen werden. Behindertenparkplätze dürfen bleiben und auch Ladezonen müssen berücksichtigt werden.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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