Kein weiterer Schadenersatz für geklaute Goldmünze
Landgericht lehnt Klage wegen Sicherheitsmängeln im Bodemuseum ab
Das Landgericht hat die Klage des Eigentümers der vor drei Jahren aus dem Bodemseum geraubten, 100 Kilogramm schwere Goldmünze „Big Maple Leaf“ gegen den Versicherer abgewiesen.
Die Riesenmünze mit dem Konterfei von Queen Elizabeth II. und einem Durchmesser von 53 Zentimetern ist bis heute verschwunden. Drei Jahre nach dem spektakulären Münzraub vom 27. März 2017 hat das Landgericht drei Männer, darunter ein Wachmann aus dem Bodemuseum, zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Jetzt hat das Landgericht entschieden, dass die Versicherung dem Eigentümer der 100-Kilogramm-Münze nicht den kompletten Millionenwert ersetzen muss. Der Eigentümer hatte die seltene Münze an das Museum ausgeliehen. Nach dem Raub zahlte die Versicherung nur 20 Prozent der Versicherungssumme – 800 000 Euro. Den Rest von 3,36 Millionen Euro wollte der Besitzer auch haben. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu der das Bodemuseum gehört, hatte sich der Klage angeschlossen und sieht ebenfalls die Versicherung in der Pflicht, den Schaden vollständig zu ersetzen.
Das Gericht spricht von einer „Gefahrenerhöhung“, die zwischen Vertragsabschluss und Diebstahl eingetreten sei. „So sei im Bodemuseum die elektronische Öffnungsüberwachung des bei dem Einbruch benutzten Fensters seit einem versicherungsrechtlich nicht unerheblichen Zeitraum defekt gewesen, was zu einer rechtlich relevanten Erhöhung des versicherten Risikos geführt habe“, heißt es in dem Urteil (Aktenzeichen: 4 O 63/19). „Das in Kenntnis dieses Defekts reduzierte Sicherheitsniveau sei vom Bodemuseum auch nicht durch anderweitige Schutzmaßnahmen kompensiert worden, sodass sich auch der Eigentümer der Goldmünze diese Gefahrerhöhung mit der Folge zurechnen lassen müsse, dass der vertragliche Leistungsanspruch gegen den Versicherer ausgeschlossen sei.“ Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, eine Berufung beim Kammergericht zugelassen.
Die Räuber hatten die riesige Goldmünze aus dem Münzkabinett des Bodemuseums geschleppt, ohne dass die Alarmsysteme ausgelöst haben. Bevor die erste S-Bahn zwischen Hackeschen Markt und Friedrichstraße fuhr, stiegen die Räuber mit einer Leiter über ein Fenster eines ehemaligen Brückensockels direkt an der Bahntrasse in das Museum ein. Die Einbrecher spazierten mit Sackkarre über 100 Meter im Bodemuseum zum Münzkabinett, zerschlugen dort eine Panzerglasvitrine und schleppten die Münze zum Einstiegsfenster. Von dort hievten die Täter die Beute wieder die Leiter runter auf die Gleisanlagen. Mithilfe einer Sackkarre wurde die Fracht auf einem schmalen Betonpfad neben den Gleisen 100 Meter weit auf die andere Spreeseite gekarrt und dort in den Monbijoupark geworfen, wo das Fluchtauto stand.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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