Hier kommt Bimmel-Bolle: Berliner Gedenktafel für den Gründerzeit-Unternehmer

Nach der Enthüllung der Gedenktafel: Bolle-Laudator Helmut Engel, Abgeordnetenhaus-Präsident Ralf Wieland, Gasag-Chefin Vera Gäde-Butzlaff und KPM-Alleingesellschafter Jörg Woltmann. | Foto: KEN
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  • Nach der Enthüllung der Gedenktafel: Bolle-Laudator Helmut Engel, Abgeordnetenhaus-Präsident Ralf Wieland, Gasag-Chefin Vera Gäde-Butzlaff und KPM-Alleingesellschafter Jörg Woltmann.
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Moabit. Er prägte das Berliner Wirtschaftsleben der Kaiserzeit. Jedes Kind kannte die Bolle-Wagen. Zu Ehren des Meiereibesitzers Carl Bolle wurde jetzt zum 105. Todestag eine Gedenktafel am Spreebogen enthüllt.

Die Tafel ist an der alten und inzwischen sanierten Meierei an der Straße Alt-Moabit 98/99 angebracht. Ralf Wieland (SPD), Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, betonte in seiner Ansprache, dass der gebürtige Havelländer Carl Bolle zweifellos zur Berliner Wirtschaftsgeschichte gehöre. 1886 hat Bolle auf dem Moabiter Gelände eine moderne Molkerei gebaut und Jahrzehnte lang den Berliner Milchmarkt dominiert.

Seit 1861 hatte der gelernte Maurermeister Carl Bolle im wirtschaftlich wie gesellschaftlich wachsenden Berlin sein Unternehmerglück gesucht, zunächst als Bauunternehmer, Fischgroßhändler und Baumschulenbesitzer. Erfolg hatte Bolle aber erst mit dem Milchgeschäft, in das er 1879 eingestiegen war. Mit drei Milchwagen fing Carl Bolle an.

Strende Qualitätskontrollen

„1887 verkauften etwa 100 Kutscher und rund 200 Milchjungen täglich 40.000 Liter Milch aus Bolles Wagen“, weiß Ralf Wieland. Die auf jedem Wagen mitgeführte Glocke bescherte dem Unternehmen den Spitznamen „Bimmel-Bolle“. Das Geheimnis seines Erfolgs: saubere Milchwagen, strenge Qualitätskontrolle ab Hof, zuverlässige Lieferungen.

Der christlich-sozial eingestellte Firmenchef Bolle sorgte für seine Angestellten wie ein Vater für seine Familie, wenn auch mit Strenge. Er ließ eine firmeneigene Kapelle bauen, gründete eine Betriebskrankenkasse und bezahlte seinen Mitarbeitern Urlaub in Bolles Ferienheimen an der Nord- und Ostsee oder in Rheinsberg. Kinder der Angestellten konnten ab 1891 ihre Ferien in einem Ferienheim in der havelländischen Heimat des Unternehmers verbringen. Das alles geschah freilich nicht aus purer Nächstenliebe. Dem Zeitgeist entsprechend wollte Carl Bolle dem aufkommenden „Ungeist der Sozialdemokratie“ etwas entgegensetzen.

400 Tafeln bisher enthüllt

Seit drei Jahrzehnten gibt es das Berliner Gedenktafelprogramm der Senatskulturverwaltung und der Historischen Kommission zu Berlin mit den handgefertigten blau-weißen Porzellantafeln. Bis heute zieren mehr als 400 solcher Tafeln die Stadt. Geehrt werden Persönlichkeiten, die Berliner Geschichte geschrieben haben, an ihrem Wohnsitz oder an ihrer Wirkungsstätte sowie herausragende Institutionen.

Seit acht Jahren ist ein weiteres Berliner Traditionsunternehmen, die Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft (Gasag), Partner des Gedenktafelprogramms. Sie hat die Tafel für Carl Bolle gestiftet. Gasag-Vorstandsvorsitzende Vera Gäde-Butzlaff nennt den Kaufmann und Firmengründer Carl Bolle (1832-1910) einen „Beweger“ Berlins, einen, der mit dazu beigetragen habe, der Stadt ihren einzigartigen Charakter zu verleihen. Beinahe wäre Carl Bolles Meierei abgerissen worden. Nur einem aufmerksamen Nachbarn auf der gegenüberliegenden Spreeseite ist es zu verdanken, dass der später von der Gruppe Freiberger und ihrem Eigentümer, Ernst Freiberger, sanierte und wiederbelebte Komplex nicht einem Neubau weichen musste. Der Nachbar bemerkte den Beginn der widerrechtlichen Abbrucharbeiten, woraufhin die Bauaufsicht in Tiergarten alarmiert werden konnte, so der Kunsthistoriker und frühere Berliner Landeskonservator Helmut Engel, in seiner Laudation auf Carl Bolle. KEN

Weitere Informationen auf www.hiko-berlin.de.
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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