Literatur, die verbindet
Moabiter Dichter“ machen von sich Reden

Das Projekt ist ihr eine Herzensangelegenheit: Nora Gaydukova, Initiatorin der "Moabiter Dichter". | Foto: KEN
  • Das Projekt ist ihr eine Herzensangelegenheit: Nora Gaydukova, Initiatorin der "Moabiter Dichter".
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Sie fallen nicht weiter auf im Straßenbild. Aber sie sind inzwischen eine recht große Minderheit in Moabit: Menschen aus Russland und den ehemaligen Sowjetrepubliken. Viele von ihnen sind jüdischen Glaubens. Zu ihnen gehört Nora Gaydukova. Sie hat ein völkerverbindendes Kulturprojekt aus der Taufe gehoben.

Die „Moabiter Dichter“ sind eine zweisprachige Literaturgruppe, eine deutsch-russische Literaturwerkstatt zur gegenseitigen Inspiration. Aber vor allem wollen sie Vermittler zwischen der deutschen und russischen Kultur sein – durch die Literatur. Jenseits aller politischen Krisen seien Deutschland und Russland seit Jahrhunderten einander verbunden, sagt Nora Gaydukova, die aus Sankt Petersburg stammt.

2010 hob die promovierte Stadtplanerin und Journalistin, die seit 1997 in Deutschland und seit 2003 in Moabit lebt, gemeinsam mit den Autoren Maxim Dubaev und Dimitri Dragilev die Gruppe aus der Taufe. Annähernd die Hälfte der Mitglieder sind Frauen.

Finanziell unterstützt vom Quartiersmanagement (QM) Moabit-West, und hier ist insbesondere Aischa Ahmed, die beim QM für Stadtteilkultur zuständig ist, zu nennen, konnten sich die „Moabiter Dichter“ bald an die Herausgabe einer ersten zweisprachigen Blütenlese deutsch-russischer Lyrik und Prosa machen. Nachwuchsautoren und renommierte Literaten, Fotografen und Illustratoren präsentierten auf unterschiedlichem Niveau ihre Arbeiten. So ist das bis heute. Gezeigt werden soll ein möglichst breites Spektrum literarischen Schaffens; neben dem Buch auch in Form von eigenen Veranstaltungen oder Veranstaltungen wie „Moabit liest“.

„Schloss Moabit I“ erschien noch im Gründungsjahr. „Wir haben die Anthologie ganz einfach nach unserem regelmäßigen Treffpunkt benannt“, sagt Nora Gaydukova. Es ist das Nachbarschaftszentrum „Moabiter Stadtschloss“ in der Rostocker Straße 32. Die Gruppe sei Elke Fenster, der Geschäftsführerin des Trägervereins Moabiter Ratschlag, sehr dankbar, dass sie dort einen Raum zur Verfügung gestellt bekomme, so die lebenslustige Nora Gaydukova, die nach eigenen Worten überall zuhause ist, wo sie sich wohlfühlt.

Nach zwei weiteren Ausgaben der Reihe „Schloss Moabit“ 2011 und 2013 musste die Gruppe aus Geldmangel erst einmal pausieren. Aber nun ist dank einem privaten Sponsor und mit Unterstützung und unter Beteiligung der Schriftsteller-Vereinigung Bundesrepublik Deutschland für Völkerverständigung Band vier erschienen. Beteiligt sind rund 40 Autoren, Übersetzer und bildende Künstler, die Geschichten und Gedichte schreiben und illustrieren wie Rais Khalilov, Sofia Koroleva und Anastasia Neljubina. Sie alle hat Nora Gaydukova, die beste Beziehungen in die Literaturszenen hat, zusammengebracht.

Nora Gaydukova ist auch mit einem Text vertreten, einem Porträt des Opfers des illegalen Autorennens Anfang 2017, das für „unseren Mojscha“ tödlich endete. Schicksal oder Zufall? Damit setzt sich Autorin Gaydukova auseinander.

Die „Moabiter Dichter“ haben bereits mit der Arbeit an der nächsten Anthologie begonnen. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit“, gesteht Nora Gaydukova, die wieder auf die Suche nach neuen, interessanten Autoren aus der ganzen Welt geht. Alles erfolgt ehrenamtlich und mit großem Einsatz, weswegen neue Mitglieder gefragt sind. „Wir würden uns insbesondere über junge Menschen freuen“, sagt Nora Gaydukova. Interessierte können sich unter noragaydukova@mail.ru an die Gruppe wenden; Infos unter http://moabiterdichter.blogspot.de.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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