Zwischen Obdachlosigkeit und Bauhaus-Jubiläum
Rückblick auf das Jahr 2019 in Tiergarten
Das Jahr 2019 ist bald Geschichte – Zeit zurückzublicken, was in den vergangenen zwölf Monaten in Tiergarten, Moabit und Hansaviertel wichtig war.
Gleich zu Jahresbeginn gibt es unschöne Bilder aus dem Ulap-Park nahe dem Hauptbahnhof: Das Bezirksamt Mitte räumt dort mit Unterstützung von Polizei und BSR am 9. Januar ein Obdachlosencamp. Die Berliner Tageszeitung stellt ein Video ins Netz, in dem zu sehen ist, wie Polizeibeamte einer Obdachlosen ein weißes, sackähnliches Tuch über den Kopf ziehen und sie abführen. Mitte-Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) sieht sich heftiger öffentlicher Kritik ausgesetzt.
Bleiben wir noch kurz beim Thema Obdachlosigkeit. Das Unionhilfswerk engagiert sich in der Kältehilfe. Der 1946 von Christdemokraten in Berlin gegründete Träger der freien Wohlfahrtspflege mit rund 3000 Mitarbeitern und über 1100 ehrenamtlich und freiwillig Engagierten übernimmt im Auftrag des Bezirksamts Mitte bis 30. April die Unterkunft in der Straße Alt-Moabit 82b.
Dort, in Moabit, freut man sich über die kommende Sanierung und Modernisierung des Stadtbades Tiergarten. Das Berliner Abgeordnetenhaus hat für die Instandsetzung von Schwimmhallen und Freibädern für die nächsten drei Jahre insgesamt 60 Millionen Euro freigegeben.
Trauriger 1. Februar: Als eine Seniorin bei Grün den Fußgängerüberweg an der Kreuzung Strom- und Turmstraße überqueren will, wird sie von einem abbiegenden Lastkraftwagen überrollt. Die 83-Jährige stirbt später in einer Klinik.
Zwei Jubiläen im Mai
Im März geht ein Gründerzeitwohnhaus mit 26 Mietwohnungen in der Gotzkowskystraße 33 an die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft WBM. Der Bezirk hat zugunsten der WBM sein Vorkaufsrecht im Milieuschutzgebiet „Waldstraße“ ausgeübt. Bei dieser Gelegenheit appelliert Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) an das Berliner Abgeordnetenhaus: Es soll in seiner Funktion als Haushaltsgesetzgeber ausreichend Mittel für weitere Vorkäufe in den Berliner Bezirken zur Verfügung stellen.
Im Mai feiern gleich zwei Institutionen mit Sitz in Moabit Jubiläum: die Gewobag und Klaus-Peter Rimpel. Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft wurde am 14. Mai 1919 „in einer Zeit großer gesellschaftlicher Umwälzungen“ (Bausenatorin Katrin Lompscher, Linke) als „Heimstätten AG (Heimag) Groß-Berlin“ gegründet. Buchhändler Rimpel eröffnete vor 40 Jahren in der Turmstraße 5 sein Geschäft. Die Dorotheenstädtische Buchhandlung verleiht Moabit-Ost seither Glanz.
2019 wird auch das Jubiläumsjahr der Architekturschule „Bauhaus“ gefeiert. Passend zum Hundertjährigen findet im Juni an der Klingelhöferstraße der symbolische Spatenstich für einen Erweiterungsbau des Bauhaus-Archivs und Museums für Gestaltung statt. Er soll Ende 2021 fertiggestellt sein. Die Wiedereröffnung ist für 2022/2023 geplant. Die Gesamtkosten belaufen sich auf gut 64,3 Millionen Euro.
Im Juli geht es am Wikingerufer mit den Bauarbeiten für die neue Uferwand los. Bis Mai 2021 erhält die Spree an dieser Stelle eine neue, stabile „Leitplanke“. Mit der Ausführung der Arbeiten betraut der Senat nach einer europaweiten Ausschreibung zwei deutsche Spezialfirmen.
Mord im Kleinen Tiergarten
Als das Quartiersmanagement Moabit-West am 23. August mit einem Kiezspaziergang sein 20-jähriges Bestehen feiert, erschießt ein Russe im Kleinen Tiergarten einen Georgier. Die Tat hat vermutlich einen politischen Hintergrund, den Tschetschenienkrieg. Die Auftraggeber des Killers, der Stunden später gefasst wird, könnten in Moskau sitzen.
Annähernd 200 Schafe ziehen am 15. September vom Haus der Kulturen der Welt zum Hansaplatz. Die Aktion ist Teil des Kunstprojekts „Kunst im Stadtraum am Hansaplatz“ und gleichzeitig eine Demonstration für die Wanderschäferei in Deutschland.
Wir kommen noch einmal auf das Berliner Bauhaus-Archiv zurück. Deren Direktorin Annemarie Jaeggi erhält am 6. November in Karlsruhe den Ehrendoktorhut der Fakultät für Architektur am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) für ihre Verdienste in der Kunst-, Design-, Bau- und Architekturgeschichte.
Das Jahr schließt, wie es begonnen hat, mit der Kältehilfe. Der Kältebus der Berliner Stadtmission hat am 1. November einen „großen Bruder“ bekommen, einen Ambulanz-Bus. Nachts bringt er Obdachlose in Notunterkünfte. Einmal in der Woche ist er als mobile Arztpraxis unterwegs.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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