24 Waldkiefern: Jury kürt Siegerentwurf für den Gedenkort Güterbahnhof Moabit

Der Siegerentwurf des Künstlerkollektivs raumlabor trägt den Namen "Hain". | Foto: raumlabor/KEN
  • Der Siegerentwurf des Künstlerkollektivs raumlabor trägt den Namen "Hain".
  • Foto: raumlabor/KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Moabit. Ein Hain soll es sein, bestehend aus 24 Waldkiefern, die in den nächsten drei Jahrzehnten erst heranwachsen müssen.

So sieht es der Siegerentwurf des Kunstwettbewerbs für einen Gedenkort Güterbahnhof Moabit vor. Von den Gleisen 69, 81 und 82 wurden mit „Sondertransporten“ über 30.000 Berliner Juden deportiert. Die von der Jury unter Vorsitz der freien Publizistin und Honorarprofessorin für Kunst, Stefanie Endlich, ausgewählte Arbeit stammt vom Berliner Künstlerkollektiv „raumlabor“.

Neben der Pflanzung des Kiefernhains, der „das Gedenkfeld aus seiner Umgebung heraushebt“, – mit der Zeit werden die Bäume hoch und gut sichtbar über die angrenzenden Großmärkte hinauswachsen –, ist vorgesehen, den erhaltenen historischen, aber zugewucherten Gleisabschnitt wieder sichtbar zu machen.

Zwei Tafeln aus wetterfestem Baustahl am Zugang Quitzow- und Ellen-Epstein-Straße werden über den Weg der Deportierten durch Moabit zum Güterbahnhof informieren. Sie enthalten zudem Zeitzeugenzitate, eine Beschreibung der Deportationen und des Umbaus des Güterbahnhofs zum Gewerbegebiet nach der Wende sowie einen Grundriss der ehemaligen Gleisanlage.

„Der Ort soll in all seiner Unwirtlichkeit so etwas wie Würde erhalten“, sagt Florian Stirnemann von „raumlabor“. Es entstehe ein Schutzraum, ein Ort, der sich abgrenze, ein Raum, in den man eintreten könne, ein Ort, der über die Jahre an Qualität und Sichtbarkeit zunehme. 130 000 Euro aus Lotto-Mitteln stehen für die Realisierung des Siegerentwurfs zur Verfügung. Der Gedenkort soll im Sommer 2017 eingeweiht werden.

Stefanie Endlich lobt den Siegerentwurf als „stark und zugleich einfach“. Er ermögliche eine große Fülle denkbarer Bilder und Assoziationen bei denen, die an diesen Ort kommen. Auch der Umgang mit den historischen Fragmenten sei „auf eine sehr schöne Weise“ gelöst, so Endlich.

Mittes Kulturstadträtin Sabine Weißler (Grüne), mit deren Amtsantritt 2011 das Vorhaben eines Gedenkortes für Berlins größten Deportationsbahnhof erst wieder Fahrt aufnahm, verweist darauf, dass es sich bei dem Areal um 250 Quadratmeter „Restland“ handele, übriggeblieben von einem Gelände, das dem kommerziellen Verwertungsdruck und der Verkehrsplanung nach der Wiedervereinigung nachgeordnet worden sei. Das Landesdenkmalamt habe bisher darauf verzichtet, das kleine Grundstück, das nun zur Erinnerung an den Holocaust gerettet worden sei, unter Denkmalschutz zu stellen, so Weißler weiter. Das sei erst in diesem Juni geschehen.

„Der Besuch am Moabiter Güterbahnhof ist ein Schock“, so Andreas Nachama, Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, anlässlich der Juryentscheidung. „Es ist die Verpflichtung von allen, die mitwirken, dass ein solcher Gedenkort entstehen kann.“ Die Gestaltung dieses Ortes sei wichtig, weil sie das schreckliche Treiben dort zu Beginn der 40er-Jahre abbilde. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

19 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 170× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 261× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 255× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 108× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 323× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 654× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.