„Ich kann helfen“
Angelika Warning engagiert sich in der „Soko Wohnbegleitung“ für Geflüchtete
von Karen Eva Noetzel
„Wir leben in einer Welt. Wir sind füreinander verantwortlich“, sagt Angelika Warning über ihre Motive zu helfen. Die Schauspielerin an einem politischen Tourneetheater ist eine von derzeit elf Ehrenamtlichen der „Sonderkommission (Soko) Wohnbegleitung“ im Bezirksamt Mitte.
Wohnungen sind bekanntlich knapp in Berlin. Weswegen viele geflüchtete Menschen immer noch in Unterkünften leben. Rund 10 000 suchen eine Mietwohnung. Das gestaltet sich schwierig. Denn, so Angelika Warnings Erfahrung nach anderthalb Jahren Engagement, bei günstigen Mietwohnungen sei die Konkurrenz eben sehr groß.
Der Anteil „mietpreis- und belegungsgebundener“ Mietwohnungen, also sogenannter Sozialwohnungen, an den insgesamt rund 1,6 Millionen Mietwohnungen in Berlin liegt bei 14 Prozent (Stand 2015). Sechs Prozent befinden sich im Bestand kommunaler Wohnungsunternehmen. Hinzu komme, so Warning, dass Privatvermieter gegenüber Flüchtlingen „sehr zurückhaltend“ seien. „Das ist Diskriminierung“, sagt Angelika Warning. Sie versucht es nur noch bei landeseigenen Wohnungsunternehmen.
Für die Bühnenkünstlerin ist es ein Erfolg, dass sie seit Beginn ihres ehrenamtlichen Einsatzes für eine vierköpfige Familie sowie einen jungen Mann mit seinem minderjährigen Bruder eine Wohnung gefunden hat, in Spandau und in Reinickendorf-Süd. Zwischen vier und sechs Stunden in der Woche investiert Angelika Warning in ihr Engagement für die Geflüchteten. Mit den Familien verständigt sich die Schauspielerin auf Deutsch. „Deutsch haben sie in den zwei oder drei Jahren in der Unterkunft gelernt. Meist sind es die Kinder oder der Familienvater, die schon ganz gut Deutsch sprechen, die Mütter weniger.“ Bei komplizierteren Sachverhalten sei häufig ein Verwandter oder Freund der Familie dabei, der dann übersetzt, erzählt Angelika Warning.
„Helfen ist ein schönes Gefühl“, sagt die Schauspielerin und strahlt über das ganze Gesicht. Die Soko, die mit dem evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk und dem Willkommensbüro des Bezirksamts kooperiert, braucht Verstärkung, mehr als die elf Ehrenamtlichen, die gegenwärtig geflüchtete Menschen bei Wohnungsbesichtigungen, beim Vertragsabschluss oder bei Behördengängen begleiten, mit ihnen Stadterkundungen unternehmen, bei den Hausaufgaben der Kinder oder als „Sprachtandems“ beim Deutschlernen helfen.
„Mit ihrem Ehrenamt leisten Bürgerinnen und Bürger einen unschätzbaren Beitrag zur selbstständigen Lebensgestaltung und zur Integration von Geflüchteten“, erklärt Niklas Alt. Er ist im Integrationsbüro des Bezirksamts Mitte Ehrenamtskoordinator in der Flüchtlingsarbeit. Angelika Warning formuliert es für sich noch etwas anders: „Ich bin privilegiert. Ich habe eine Wohnung, ich habe Geld, ich bin gesund. Ich kann helfen.“
Wer sich in der Soko Wohnbegleitung engagieren möchte – jeder erhält eine Ehrenamtskarte für zahlreiche Vergünstigungen bei Angeboten des Landes Berlin sowie eine monatliche Aufwandspauschale in Höhe von 30 Euro –, kann eine E-Mail an koordinierung.wohnbegleitung@gmail.com schreiben, das Willkommensbüro im Rathaus Tiergarten, Raum 230, am Mathilde-Jacob-Platz aufsuchen oder am 1. September an den Stand der Sonderkommission auf dem Moabiter Kiezfest rund ums Rathaus kommen. Von 12 bis 18 Uhr informieren Ehrenamtliche und Mitarbeiter des Bezirksamts und der Freiwilligenagentur Mitte über die Soko Wohnbegleitung und viele weitere Möglichkeiten, sich im Bezirk Mitte ehrenamtlich zu engagieren. „Für Kinder – und schlaue Erwachsene – gibt es eine Überraschung“, verspricht Niklas Alt. Weitere Informationen finden sich auf www.berlin-mitte.de und www.freiwilligenagentur-fabrik-de.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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