Im Fünf-Minuten-Takt von Moabit bis Jungfernheide
Planer stellen neue Tramstrecke der M10 vor
Die Straßenbahn M10 soll ab 2028 von der Turmstraße bis Jungfernheide fahren. Planer stellten kürzlich die Streckenführung vor. Breite Radwege und Fußgängerbereiche soll es geben, punktuell aber auch weniger Parkplätze und Fahrspuren.
Knapp vier Kilometer lang ist die neue Strecke der M10. Vom Hauptbahnhof soll sie künftig nicht nur bis zum U-Bahnhof Turmstraße führen, sondern weiter tief in den Westen bis zum Bahnhof Jungfernheide. Die Vorplanungsphase läuft bereits. Der Senat will die Tram. „Aber an dem Wie kann man noch eine Menge gestalten“, sagte Hartmut Reupke, Leiter Verkehr bei der Senatsverkehrsverwaltung, während einer digitalen Informationsveranstaltung zum Bauvorhaben. Wo genau kommen die zehn geplanten Haltestellen hin? Wo braucht es Lieferzonen? Wo kann die Tram im eigenen Gleisbett fahren? Wo fallen Autospuren weg und müssen Bäume gefällt werden? Kurzum, viele „Betroffenheiten“ seien zu berücksichtigen.
2028 soll die Strecke in Betrieb gehen
Weshalb es auch noch dauern wird, bis von der Turmstraße zur Jungfernheide die ersten Bahnen rollen. „Wir merken die Ungeduld, warum es nicht schneller geht“, so Reupke. Die erste Bürgerveranstaltung zum Ausbauprojekt gab es bereits 2017. Im Jahr 2028, also über zehn Jahre später, soll die neue Strecke in Betrieb gehen.
„Turmstraße II“ heißt das Projekt offiziell. Die „Turmstraße I“ führt vom Hauptbahnhof über die Invalidenstraße, Alt-Moabit, dann durch die Rathenower Straße und die Turmstraße bis zum U-Bahnhof Turmstraße. Der Senat hatte den Bau im Dezember 2019 beschlossen, inzwischen liegt der Planfeststellungsbeschluss vor. „Die BVG beginnt jetzt mit den bauvorbereitenden Maßnahmen“, kündigte Hartmut Reupke an. In Betrieb gehen soll diese neue, rund 30 Millionen Euro teure Verbindung quer durch den Bezirk Mitte im ersten Halbjahr 2023.
Der M27 wird verkürzt bis Turmstraße
Für die „Turmstraße II“ soll die Entwurfsplanung Anfang 2022 fertig sein. Bis 2025 folgen die Genehmigungsplanung und das Planfeststellungsverfahren. Dann geht es ans Bauen. Fahren soll die Tramlinie M10 bis Jungfernheide künftig im Fünf-Minuten-Takt. Zehn Haltestellen sind ab Bahnhof Turmstraße geplant. Der Bus M27 wird auf der Strecke zum Bahnhof Turmstraße verkürzt und endet somit nicht mehr am Bahnhof Jungfernheide.
Das wird der Streckenverlauf
15 Streckenvarianten wurden für die Trasse nach Jungfernheide untersucht, informierte Lutz Richter vom Ingenieurbüro Verkehrs-Consult Dresden-Berlin (VCDB). „Sechs Varianten kamen in die Feinbewertung und wurden anhand von 13 Kriterien detaillierter untersucht.“ Das Rennen machte am Ende die Strecke mit der höchsten Punktzahl. Die verläuft zunächst entlang der Turmstraße und der Huttenstraße, knickt dann ab in die Wiebestraße, führt weiter über die Kaiserin-Augusta-Allee und am Mierendorffplatz vorbei. Über die Osnabrücker Straße fährt die Tram weiter über den Tegeler Weg, unterquert dann die Eisenbahnüberführung der Ringbahn und biegt in die Max-Dohrn-Straße ab. Die Endhaltestelle soll am nördlichen Eingang des S- und U-Bahnhofs Jungfernheide sein. Laut Lutz Richter hat diese Streckenvariante (V3-7) die kürzeste Reisezeit und bindet dicht bewohnte Kieze an den Nahverkehr an, beispielsweise südlich der Osnabrücker Straße. Große Teile Moabits bekämen eine Direktverbindung zum Hauptbahnhof. Was wiederum den Autoverkehr und damit den Kohlendioxidausstoß reduzieren könnte, da mehr Menschen auf die Tram umsteigen.
Parkplätze auf dem Mittelstreifen
des Tegeler Wegs sollen wegfallen
Wie die Tram stadtverträglich in die Umgebung passt, wie die Haltestellen und „Bahnkörper“ aussehen könnten, erläuterte Anne-Catrin Norkauer vom Planungsbüro Ramboll den Zuschauern anhand von Folien. Zusammengefasst soll es entlang der gesamten Tramstrecke zwei Meter breite Fahrradwege und breite Seitenbahnsteige für die Fußgänger geben. Wo es machbar ist, soll die Tram auf einem eigenen Gleisbett rollen, das von Autos nicht überfahren werden kann. Zwischen den Straßenbahnen könnte beispielsweise auf der Turmstraße ein Mittelstreifen für Rettungsfahrzeuge freigehalten werden. Autos fahren links und rechts an der Elektrischen vorbei. Oder nur auf einer Seite, wenn der Bahnkörper nicht auf der Straßenmitte geführt wird. „Den Baumbestand haben wir in die Planung integriert“, sagte Norkauer. Jedoch müssten punktuell Bäume weichen, etwa wenn sie Haltestellen im Weg stehen. Auch die Anwohnerparkplätze wollen die Planer möglichst erhalten. Auf dem Mittelstreifen des Tegeler Wegs aber werden die Parkplätze wohl wegfallen. Der werde für die Neuaufteilung des Straßenraums gebraucht, so Norkauer. Dafür behält der Tegeler Weg als Autobahnzubringer seine zwei Fahrspuren pro Richtung. Auf der Osnabrücker Straße wiederum werden aus Schrägparkern Längsparker – wegen der Radwege, einer Lieferzone und der zwei Trassen für Tram und Autos.
Größter Einschnitt dürfte für die Autofahrer die Planung für die Turmstraße sein. Dort soll es wegen der Straßenbahn nur noch eine Fahrspur pro Richtung geben. Einer komplett autofreien Turmstraße erteilte Hartmut Reupke indes eine Absage. Einige Zuschauer hatten sich das bei der digitalen Inforunde gewünscht. Dafür werde die Turmstraße zu stark genutzt, etwa vom Wirtschaftsverkehr oder für Arztbesuche. Daher mache es wenig Sinn, so Reupke, den Autoverkehr hier grundsätzlich zu verbieten. Die Frage nach der „Wiederbelebung“ der schnellen TXL-Buslinie verneinte er ebenfalls. Momentan werde nicht daran gedacht, dieses Angebot wieder aufzunehmen.
Hinweise zum aktuellen Planungsstand des Tramausbaus von der Turmstraße zur Jungfernheide können der Senatsverwaltung noch bis zum 29. April auf der Beteiligungsplattform mein.berlin.de mitgeteilt werden.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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