Heimat statt Parallelgesellschaft: Ziel von „Hospitality" ist, junge Flüchtlinge in Ausbildung zu bringen

Das Hospitality-Projekt unter Leitung von Regina Schmidt-Roßleben (Mitte) läuft vorerst nur bis 31. Dezember. Der Senat hat jedoch schon signalisiert, dass es danach weitergeht. Das Gastgewerbe brauche Planungssicherheit, so Gerrit Buchhorn (links) von der Dehoga Berlin. Rechts im Bild Bürgermeister Christian Hanke. | Foto: KEN
  • Das Hospitality-Projekt unter Leitung von Regina Schmidt-Roßleben (Mitte) läuft vorerst nur bis 31. Dezember. Der Senat hat jedoch schon signalisiert, dass es danach weitergeht. Das Gastgewerbe brauche Planungssicherheit, so Gerrit Buchhorn (links) von der Dehoga Berlin. Rechts im Bild Bürgermeister Christian Hanke.
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Moabit. Junge Flüchtlinge in Arbeit zu bringen statt in Isolation und in ein Abdriften in eine Parallelgesellschaft, ihnen einen Weg zu bahnen, um eine neue Heimat zu finden, das ist das Ziel des Projekts „Hospitality“.

Der Zugang zum ersten Arbeitsmarkt, um wieder selbst über ihr Leben und ihre Zukunft zu bestimmen, sei für geflüchtete Menschen wichtig, um am gesellschaftlichen Leben und an der Kultur in Deutschland und in Berlin teilzuhaben, so Mittes Bürgermeister Christian Hanke (SPD) bei der Vorstellung des Projekts „Hospitality – Ausbildung für geflüchtete junge Menschen im Berliner Gastgewerbe“ (www.hospitality-berlin.de). Die Idee dazu ist aus der langjährigen Kooperation der gemeinnützigen Kiezküchen GmbH des Bildungsdienstleisters „Bildungsmarkt Berlin“ in der Waldenserstraße und des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga Berlin entstanden. Bildungsmarkt vermittelte bisher junge Berliner mit schlechten Berufschancen in das Gastgewerbe. Der Fokus dieser Vermittlungsarbeit liegt nun auch auf jungen Flüchtlingen bis 35 Jahre.

Seit dem 1. August waren rund 60 Personen in der Erstberatung. Davon sind 27 ins Projekt eingestiegen. 23 nehmen an Deutschkursen teil. Sechs haben Ende September ein externes Praktikum begonnen mit der Aussicht auf eine Übernahme als Azubi ab Februar 2016. Sechs weitere Personen machen ein Orientierungspraktikum in den Kiezküchen. Ende September haben sich weitere 37 Flüchtlinge zum Erstgespräch angemeldet. Bis auf eine junge Frau sind alle junge Männer.

„Wir müssen darüber nachdenken, wie wir in den nächsten fünf bis zehn Jahren die Menschen, die zu uns kommen, integrieren“, sagt Hanke. Für ihn bedeutet Integrieren gleichberechtigte Teilhabe und die Fähigkeit der aufnehmenden Gesellschaft, die Geflüchteten „willkommen zu heißen und ihnen die Möglichkeit zu geben, am gesellschaftlichen Leben und an der Kultur in diesem Land zu partizipieren“.

„Wir wollen den Einstieg in eine 'neue Heimat' hier in Deutschland schaffen“, sagt Regina Schmidt-Roßleben, Projektleiterin von „Hospitality“. Das A und O sei es, Deutsch zu lernen, so Schmidt-Roßleben und Hanke übereinstimmend.

Erst kürzlich hat Reiner Pogarell, Vorstandsmitglied des Vereins Deutsche Sprache, hervorgehoben, dass, wer in einem Land dauerhaft leben will, dessen Sprache beherrschen muss. Und das größte und wichtigste Kulturgut Deutschlands sei eben die deutsche Sprache. „Ohne diese haben wir sehr wenig, was uns miteinander verbindet, und zunächst auch fast nichts, was uns mit den Einwanderern verbinden könnte“, so der Fachmann.

Wir versuchen auch, den jungen Menschen in den Deutschkursen und in Gesprächen unsere Werte und Verhaltensweisen darzulegen und ihnen zu erzählen, wie dieses Land hier funktioniert“, erklärt Regina Schmidt-Roßleben.

Für Christian Hanke kann „Heimat“ aber nur dann „funktionieren“, „wenn wir eine soziokulturelle Integration schaffen“. Das heißt, wenn geflüchtete Menschen Freunde und Bekannte unter Deutschen finden, sei es über Sport- und sonstige Vereine, Nachbarschaftstreffs oder auf Partys. „Heimat entsteht auf der menschlichen Ebene.“ KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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