Stadtrat verärgert über Eigentümer
AWO-Haus in der Weißen Siedlung kann nicht saniert werden

Müsste grundlegend saniert werden: das AWO-Häuschen in der Großsiedlung. | Foto:  Schilp
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In der Weißen Siedlung am Dammweg werden soziale Einrichtungen dringender als anderswo gebraucht. Umso ärgerlicher, dass das AWO-Häuschen in der Aronsstraße 63 geschlossen ist. Versuche, gemeinsam mit der Grundstückseigentümerin, der Adler Group, eine Lösung zu finden, sind bislang fehlgeschlagen.

Das teilte Stadtentwicklungsstadtrat Jochen Biedermann (Bündnis 90/Die Grünen) den Bezirksverordneten bei ihrer jüngsten Sitzung Ende März mit. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) habe das Haus bis vor einiger Zeit als Nachbarschaftstreff genutzt. Die Angebote seien immer gut angenommen worden. Stark sanierungsbedürftig, ist der hölzerne Bau nun jedoch nicht mehr nutzbar. Das Problem: „Die AWO hat weder Verträge zum Eigentum noch zur Übergabe des Gebäudes. Es existiert eigentlich gar nicht“, so Biedermann. Die rund 100 Quadratmeter große ehemalige Bauarbeiterbaracke sei nach Fertigstellung der Weißen Siedlung in den 1970er-Jahren einfach stehen geblieben.

Um klare Eigentumsverhältnisse zu schaffen, hat es mehrere Treffen mit der Adler Group gegeben. Möglich wären beispielsweise ein Verkauf, ein Erbpacht- oder ein Nutzungsvertrag. Die Adler Group habe auch Interesse signalisiert, daraufhin erstellten die AWO und das Quartiersmanagement ein Konzept. Doch danach seien sämtliche Nachfragen ins Leere gelaufen.

Dobroslawa Pazder, Pressesprecherin der Adler Group, beurteilt die Lage anders als der Stadtrat. Auf Nachfrage der Berliner Woche teilt sie mit: „Unsere Kolleginnen und Kollegen sind mit der AWO im Austausch, um mögliche Perspektiven für das Nachbarschaftszentrum zu besprechen.“ Weiter könne sie die Sache zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren.

Jochen Biedermann bezweifelt, dass Bewegung in die Sache kommt. „Es ist absolut frustrierend, immer gibt es irgendwelche Zusagen, immer wieder tauchen neue Ansprechpartner mit komplizierten Titeln auf. Die hören aufmerksam zu, nicken freundlich und dann – passiert nichts“, so Biedermann. Es sei unmöglich, mit den Eigentümern über grundlegende Dinge zu sprechen, die für die Bewohner wichtig sind. Und dazu gehören in erster Linie soziale Angebote, denn die Weiße Siedlung gilt als Brennpunktkiez. Dort leben rund 4350 Menschen, drei Viertel von ihnen haben ausländische Wurzeln, rund die Hälfte bezieht staatliche Leistungen. Die Kinderarmut liegt bei fast 80 Prozent.

Jochen Biedermann nennt ein weiteres Beispiel, über das er sich geärgert hat: Vor einigen Jahren wollte der evangelische Kirchenkreis Neukölln sein Familienzentrum Debora vergrößern, das ebenfalls an der Aronsstraße liegt. Dazu hätte die Adler Group ihre Zustimmung geben müssen. Aber die blieb aus. „Schließlich musste der Kirchenkreis schon erhaltene Fördergelder zurückgeben“, so der Stadtrat. Sein Fazit: „Es war ein Riesenfehler, die Siedlung an einen privaten Investor zu verkaufen. Der Senat sollte prüfen, ob es möglich ist, sie wieder in die öffentliche Hand zu bekommen.“ Bereits 2006 hatte die Bewoge den Komplex an den niederländischen Immobilienfonds „Brandenburg Properties“ veräußert, der ihn dann 2016 an die Adler Group (damals noch ADO) weitergab.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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