Zuhause auf Zeit für Senioren und Familien
Bezirk, mitHilfe GmbH und Gewobag unterstützen Wohnungslose mit einer Bleibe und viel Beratung

Bei der symbolischen Schlüsselübergabe: Snezana Michaelis von der Gewobag, Anja Krüger von der mitHilfe GmbH, Bürgermeister Martin Hikel und Stadtrat Jochen Biedermann. | Foto:  Moritz Eden/City Press
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  • Bei der symbolischen Schlüsselübergabe: Snezana Michaelis von der Gewobag, Anja Krüger von der mitHilfe GmbH, Bürgermeister Martin Hikel und Stadtrat Jochen Biedermann.
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Im frisch sanierten Haus Silbersteinstraße 3 werden in Zukunft Menschen leben, die zuvor ihre Wohnungen verloren haben. Das Besondere: Das Angebot richtet sich ausschließlich an Senioren und Familien. Bei dem Projekt ziehen Bezirksamt, das städtische Wohnungsunternehmen Gewobag und die Gesellschaft mitHilfe GmbH an einem Strang.

Alles begann damit, dass die Gewobag 2014 gleich ein ganzes Häuser-Paket in Neukölln gekauft hat. Darunter auch das leer stehende, verwahrloste Gebäude an der Silbersteinstraße, ganz in der Nähe des S- und U-Bahnhofs Neukölln. Weil in diesem Gebiet Milieuschutz gilt, gab es jedoch Auflagen für die notwendige Sanierung. Der Einbau eines Aufzugs oder das Aufstocken um ein Geschoss wird nicht ohne Weiteres genehmigt. Doch es fand sich eine Lösung: Das Bezirksamt gab grünes Licht für die Umbaupläne, nachdem es sich mit der Gewobag auf eine Nutzung als „Mehrgenerationenhaus“ verständigt hatte. Als Träger wurde die mitHilfe-Gesellschaft ins Boot geholt.

In der Familienwohnung wird in einem Zimmer gekocht, gegessen und entspannt. Außerdem steht hier das Doppelbett für die Eltern.
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Demnächst werden die ersten Menschen einziehen. Es gibt 18 Apartments, 14 für Senioren, vier für Familien. Die kleineren messen rund 35 Quadratmeter. Sie verfügen über ein Bad, einen Raum, der gleichzeitig als Schlaf-, Wohn- und Esszimmer dient, und eine bescheidene Küchenzeile. Die Familienwohnungen haben zusätzlich ein kleines Kinderzimmer. Alle Apartments sind möbliert. Im Erdgeschoss gibt es einen Gemeinschaftsraum, im Keller stehen Waschmaschinen und Trockner zur Verfügung. Zudem lädt ein Garten hinter dem Haus zum Aufenthalt ein.

Wer einziehen darf, entscheidet das Sozialamt. „Das sind entweder Personen, die bereits in Obdachloseneinrichtungen leben oder die von Wohnungsverlust bedroht sind“, sagt Stadtrat Jochen Biedermann (Bündnis 90/Die Grünen). Er war bis zur Wahl 2021 für den Bereich Soziales zuständig und maßgeblich am Zustandekommen des Projekts beteiligt.

Das Angebot in der Silbersteinstraße, inklusive der Betreuung durch die mitHilfe GmbH, könne den Menschen helfen, wieder auf die Beine zu kommen und selbstbestimmt zu leben, so Jochen Biedermann. Geplant ist, dass sie etwa ein bis anderthalb Jahre in der Einrichtung wohnen. Und auch wenn sie Platz für die Nächsten machen müssen, werden sie nicht im Stich gelassen.

Der Garten darf von den zukünftigen Bewohnern genutzt werden. | Foto: Schilp
  • Der Garten darf von den zukünftigen Bewohnern genutzt werden.
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Nachdem die vom Sozialamt bewilligte Zeit vorüber und alles gut gelaufen ist, stehen die Menschen nicht wieder auf der Straße. „Wir bieten ihnen in der Folge eine eigene Wohnung an“, so Snezana Michaelis, Mitglied des Gewobag-Vorstands. Dieses Vorgehen sei fester Bestandteil der Kooperationsvereinbarung zwischen Bezirk, Träger und Wohnungsgesellschaft. Etwas Passendes zu finden, dürfte nicht allzu schwierig sein. Die Gewobag hat in Neukölln zwischen 5000 und 6000 Wohnungen, sodass die vormals Betreuten in den meisten Fällen in ihrem sozialen Umfeld bleiben können.

Stadtrat Jochen Biedermann (Bündnis 90/Die Grünen) hält diese Regelung für wichtig und beispielgebend. Auch die spezielle Ausrichtung auf Familien und Senioren sei richtig. Denn bisher gebe es viel zu wenige Angebote für sie. Insgesamt werde es immer schwieriger, Personen ohne eigene Bleibe menschenwürdig unterzubringen. Die angespannte Lage auf dem Berliner Immobilienmarkt führe seit etwa zehn Jahren dazu, dass soziale Träger zunehmend ihre betreuten Wohnungen verlören, die sich oft in ganz normalen Mietshäusern befinden. Der Grund: Für diese Form der Nutzung, also für das Überlassen der Wohnungen an Dritte, müssen Gewerbemietverträge abgeschlossen werden. Und die sind leicht zu kündigen. Vormals habe es im Optimalfall so funktioniert, dass die Betreuten die Wohnungen nach einiger Zeit als reguläre Mieter übernehmen konnten, so Biedermann.

Blick in eines der Apartments, das für zwei Personen gedacht ist. | Foto: Moritz Eden/City Press
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Die mitHilfe GmbH hat an der Silbersteinstraße ihren zweiten Standort in Neukölln bezogen. Der Stammsitz ist in der Boddinstraße 58. Beide Adressen sind Anlaufstellen für Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind, Schulden haben, Hilfe beim Umgang mit Behörden brauchen oder vor anderen persönlichen Problemen stehen. Offene Beratungen an der Boddinstraße gibt es donnerstags von 13 bis 15 Uhr, an der Silbersteinstraße dienstags von 14 bis 16 Uhr.

Weitere Informationen über die E-Mail-Kontakte boddin58@mithilfe.org beziehungsweise silberstein3@mithilfe.org, telefonisch unter Tel. 62 72 63 35 und Tel. 233 28 70 30 sowie auf der Internetseite www.mithilfe.org.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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