Einst Zentrum jüdischen Lebens
Friedhof und Synagoge erinnern an Siedlung rund um die Rykestraße

Im Lapidarium an der Schönhauser Allee werden Grabsteine vom Jüdischen Friedhof aufbewahrt. Friedhof und Lapidarium können montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr, freitags von 7.30  bis 13 Uhr besichtigt werden. Männer haben eine Kopfbedeckung zu tragen. | Foto:  Bernd Wähner
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  • Im Lapidarium an der Schönhauser Allee werden Grabsteine vom Jüdischen Friedhof aufbewahrt. Friedhof und Lapidarium können montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr, freitags von 7.30 bis 13 Uhr besichtigt werden. Männer haben eine Kopfbedeckung zu tragen.
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Wer die Schönhauser Allee Richtung Norden unterwegs ist, wird in Höhe der Hausnummern 23-25 etwas stutzen. Dort steht an einem Gebäude der Schriftzug „Lapidarium“.

Was ist denn das? wird sich mancher fragen. Dieses moderne Gebäude steht auf dem Jüdischen Friedhof an der Schönhauer Allee. In diesem Gebäude sind Grabsteine aufgestellt worden. Als in den 1990er Jahren umfangreiche Restaurierungsarbeiten auf dem Jüdischen Friedhof stattfanden, konnten nicht mehr alle teils stark verwitterten und beschädigten Steine einem bestimmten Grab zugeordnet werden. Damit sie dennoch würdig aufbewahrt werden, wurde das Lapidarium errichtet.

In diesem einstöckigen Neubau aus schwarzem Granit, Glas und Stahl werden seit Eröffnung im Jahre 2005 insgesamt 64 wertvolle Grabmale des Jüdischen Friedhofs aufbewahrt, um sie vor weiterer Verwitterung zu schützen. Der Neubau steht auf der Fläche des früheren Leichen- und Gebetshauses, direkt neben dem Friedhofseingang.

Der Jüdische Friedhof an der Schönhauser Allee wurde 1827 eröffnet. Nach 1880 fanden dann allerdings nur noch vereinzelte Beisetzungen statt. Auf dem Friedhofsareal befinden sich etwa 22 800 Einzelgräber und 750 Erbbegräbnisstätten, beispielsweise der Familie Liebermann. Etliche Gräber wurden während der NS-Zeit verwüstet. Noch heute erinnern Bauwerke im Ortsteil und der Jüdische Friedhof an der Schönhauser Allee daran, dass es rund um die Rykestraße einst eine große jüdische Siedlung gab.

Jüdische Zuwanderer auf
der Suche nach Arbeit

Markantestes Bauwerk, das an die jüdische Geschichte im Ortsteil erinnert, ist zweifellos die Synagoge an der Rykestraße 53. Mit dem Bau der Synagoge und dem Bau einer Schule auf demselben Grundstück reagierte die jüdische Gemeinde Anfang des vorigen Jahrhunderts auf das starke Anwachsen der jüdischen Bevölkerung im Nordosten Berlins. Die Mehrheit waren Zuwanderer, die Arbeit in der preußischen Hauptstadt suchten. Und viele von ihnen wohnten in diesem Kiez. 1902 erwarb die jüdische Gemeinde zu Berlin deshalb das Grundstück in der Rykestraße. Nach den Plänen von Gemeindebaumeister Johann Hoeniger wurde nach nur zwei Jahren Bauzeit 1904 die Synagoge eingeweiht. 2000 Menschen fanden in ihr Platz. Vor die Synagoge, zur Straßenfront hin, wurde außerdem ein Schulgebäude errichtet.

Dort zog zunächst die VI. Religionsschule der Jüdischen Gemeinde ein. Als Prenzlauer Berg 1920 ein eigenständiger Berliner Bezirk wurde, avancierte sie zu einer der meist besuchten Schulen ihrer Art. Letztlich wurde sie 1926 zur staatlich anerkannten III. jüdischen Volksschule in Berlin. In dieser wurden, was seinerzeit noch ungewöhnlich war, Mädchen und Jungen gemeinsam in einer Klasse unterrichtet.

1940 enteignete die Heeres-standortverwaltung I Berlin Synagoge und Schulgebäude und richtete dort später ein Textillager der Wehrmacht ein. Am 30. August 1953 weihte der Rabbiner Martin Riesenburger die Synagoge erneut. Sie wurde zum Zentrum der Ostberliner Jüdischen Gemeinde und spielt bis heute in der Jüdischen Gemeinde der Stadt eine große Rolle.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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