Im Jüdischen Waisenhaus haben heute eine Bibliothek und eine Schule ihren Sitz

Das Jüdische Waisenhaus an der Berliner Straße ist ein architektonisches Kleinod in Pankow. | Foto: Bernd Wähner
2Bilder
  • Das Jüdische Waisenhaus an der Berliner Straße ist ein architektonisches Kleinod in Pankow.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Es zählt zu den imposantesten Gebäuden an der Berliner Straße: das ehemalige Jüdische Waisenhaus.

In ihm haben heute die Janusz-Korczak-Bibliothek und ein Teil der Schule Eins der Pankower Früchtchen ihren Sitz. Und im früheren Betsaal finden immer wieder Veranstaltungen statt. Dass das Gebäude heute so genutzt werden kann, ist der Walter-und-Margarete-Cajewitz-Stiftung zu verdanken. Die erwarb es 1999 vom Staat Israel und begann mit der Sanierung.

Die ursprüngliche Einrichtung wurde von der Jüdischen Gemeinde Berlin 1882 zunächst für Flüchtlingskinder eröffnet. Später wurde dieses Gebäude zum Waisenhaus. Ein Brand vernichtete allerdings 1911 das alte Gebäude, und 1912/1913 wurde das heutige Haus mit Unterstützung der Unternehmerfamilie Garbáty, die gleich nebenan eine Zigarettenfabrik betrieb, errichtet. Architekt war der Gemeindebaumeister Alexander Beer.

Nach den Pogromen im November vor 80 Jahren gelang es dem damaligen Leiter des Jüdischen Waisenhauses, Kurt Krohn, zahlreiche Waisenkinder mit Kindertransporten nach Großbritannien und in die Niederlande bringen zu lassen. Dort waren sie in Sicherheit. Aber 1942 wurde das Waisenhaus durch den Reichsführer der SS geschlossen. Alle noch verbliebenen Bewohner des Hauses wurden in Konzentrationslager deportiert, und viele von ihnen sind dort ermordet worden. Das Gebäude wurde danach zur „Sichtvermerkstelle des Reichssicherheitshauptamtes“.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war das Haus kurzzeitig Arbeitsstätte des neu gegründeten Pankower Bezirksamtes. Später nutzte der Deutsche Sportausschuss das Gebäude. Im Jahre 1952 zog dann zunächst die polnische Mission, ab 1964 die polnische Botschaft ein. Von Anfang 1971 bis Anfang 1991 war das ehemalige Jüdische Waisenhaus Sitz der kubanischen Botschaft.

Nach Auszug der Botschaft stand das Haus bis 1999 leer und verfiel zusehends. Nachdem die Cajewitz-Stiftung das Gebäude in der Berliner Straße 120/121, Ecke Hadlichstraße erworben hatte, sanierte sie es so, dass es im Mai 2001 wiedereröffnet werden konnte. Heute erstrahlt das für Pankow so wichtige Haus wieder in seinem alten Glanz, und auch der Schriftzug „II. Waisenhaus der Jüdischen Gemeinde“ befindet sich wieder an seinem Giebel.

Die Cajewitz-Stiftung selbst nutzt den Betsaal im Jüdischen Waisenhaus vor allem für die mehrmals im Jahr stattfindenden „Pankower Waisenhausgespräche“, die vom Vorstand der Cajewitz-Stiftung, Professor Peter-Alexis Albrecht, moderiert werden. Die jüdische Geschichte Pankows hält indes der Förderverein Jüdisches Waisenhaus wach, der sich im September 2000 gründete.

Das Jüdische Waisenhaus an der Berliner Straße ist ein architektonisches Kleinod in Pankow. | Foto: Bernd Wähner
Weithin sichtbar: Die Giebelinschrift am ehemaligen Jüdischen Waisenhaus. | Foto: Bernd Wähner
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

89 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 235× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 997× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.141× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.030× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.