100 Jahre Groß-Berlin
Was das Pankower Bezirksmuseum zu 100. Jubiläum von Groß-Berlin plant
Mit Inkrafttreten des Groß-Berlin-Gesetzes am 1. Oktober 1920 und den damit geschaffenen Grundlagen für die kommunale Selbstverwaltung waren die neuen Berliner Bezirke auch in der Lage, eigene politische Akzente zu setzen.
Das betraf zum Beispiel die Jugend- und Wohlfahrtspolitik. Vor allem im seinerzeit gegründeten Bezirk Prenzlauer Tor war der Anteil der verarmten Bevölkerung gravierend. Dort hinterließen vor allem die Folgen des Ersten Weltkrieges und der Wirtschaftskrise Anfang der 1920er-Jahre ihre Spuren. Es gab besonders viele Kriegswitwen und -waisen sowie Kinder in verarmten Familien. Hinzu kam, dass viele Jugendliche in dieser Zeit ohne Ausbildung und Beschäftigung blieben .
Gleichzeitig eröffneten sich im Ergebnis der Novemberrevolution und mit Beginn der Weimarer Republik Möglichkeiten für eine neue Sozialpolitik. „Das Bezirksjugendamt Prenzlauer Berg nahm unter Stadtrat Walter Friedländer dabei eine besondere Stellung ein“, sagt Bernt Roder, der Leiter des Pankower Museums. „Die Arbeit in diesem Bereich kann als Pionierleistung der modernen Sozialarbeit bezeichnet werden. Als Praktiker in der Jugendsozialarbeit, als Stadtrat und Leiter des Bezirksjugendamtes Prenzlauer Berg prägte Walter Friedländer die jugendfürsorgerische Arbeit in der Weimarer Republik weit über seinen Wirkungskreis hinaus.“
Deshalb wird das Pankower Museum an Walter Friedländer und die Arbeit des Bezirksjugendamtes Prenzlauer Berg im Rahmen des Jubiläums „100 Jahre Groß-Berlin“ mit einer Ausstellung erinnern. Diese wird im Herbst 2020 eröffnen. In der Ausstellung wird über die Reformbemühungen innerhalb der öffentlichen Jugendwohlfahrtsarbeit im Nordosten Berlins zwischen 1920 und 1933 informiert.
Unter anderem wird den Fragen nachgegangen, was neu an der Arbeit im Bezirksjugendamt war, welche Einrichtungen eröffnet wurden und welche Personengruppen von der Beratung und Unterstützung durch das neugebildete Bezirksjugendamt profitierten. Vorgesehen sei, zur Ausstellung auch eine Begleitpublikation herauszubringen, so Roder.
Neben dieser eigenen Ausstellung beteiligt sich Pankow natürlich auch an der großen Gemeinschaftsausstellung der Berliner Regionalmuseen und der Stiftung Stadtmuseum Berlin, die einen Überblick über die Gründung von Groß-Berlin geben wird. Weiterhin plant das Pankower Museum, in Zusammenarbeit mit Pankower Heimatvereinen eine Ausstellung zu den 13 Ortsteilen im Bezirk zu gestalten. Unter anderem soll hinterfragt werden, wie sich die einstigen Gemeinden zum Thema Eingemeindung nach Berlin verhielten. Angedacht ist, dass es für jeden Ortsteil zwei Tafeln geben wird. Die Ausstellung soll dann im „Kultur:Wagen“ des Vereins „Glashaus“ gestaltet werden. Vorgesehen ist, dass der Wagen in Pankower Ortsteil Station macht. Alles Weitere findet sich allerdings noch in der Planung.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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