Hilfe für die Ärmsten der Armen
Andrea Rudolph baut für die Vicente Ferrer Stiftung die deutsche Geschäftsstelle in Berlin auf

Andrea Rudolph leitet die Berliner Geschäftsstelle der Stiftung.
3Bilder
  • Andrea Rudolph leitet die Berliner Geschäftsstelle der Stiftung.
  • hochgeladen von Christian Sell

Seit 50 Jahren gibt es die Vicente Ferrer Stiftung in Indien. Sie setzt Entwicklungsprogramme im Süden des Subkontinents um. Seit vergangenem Frühjahr ist die Stiftung nun auch in Deutschland vertreten: mit der Geschäftsstelle in Berlin.

Das Büro an der Prenzlauer Promenade in Pankow ist gemütlich. Der Blick geht hinaus in einen Garten. Hier sitzen Andrea Rudolph und ihre beiden Kollegen, Sophia Köpke und Benjamin Bosch. Gemeinsam arbeiten sie daran, die Stiftung hierzulande bekannt zu machen, wobei die Leitung in den Händen von Andrea Rudolph liegt.

Die promovierte Landschaftsplanerin ist genauso begeisterungsfähig wie es Stiftungsgründer Vicente Ferrer war. Der 2009 im Alter von 89 Jahren verstorbene Spanier gründete 1969 mit seiner späteren Frau, der englischen Journalistin Anne Perry, in Anantapur (im indischen Bundesstaat Andrha Pradesh) die Vicente Ferrer Stiftung als „Rural Development Trust“. Ferrer war als junger Jesuitenpater von seinem Orden als Missionar nach Mumbai geschickt worden. Seither widmete er sich den Ärmsten der Armen in Indien. Später löste er sein Gelübde auf.

Bauern leiden unter dem Klimawandel

Anantapur liegt 150 Kilometer südöstlich von Bangalore. Es ist eine trockene Gegend. Die Bevölkerungsmehrheit lebt von der Landwirtschaft, die immer stärker die Folgen des Klimawandels zu spüren bekommt. Die Stiftungsmitarbeiter, so erzählt Andrea Rudolph, gehen in die Dörfer und reden mit den Bewohnern über deren Probleme. Danach werden gemeinsam mit ihnen Hilfsprogramme in allen Bereichen ländlicher Entwicklung erstellt. Es werden aber auch Grundschulen, insbesondere für Mädchen, und kleine Wohnhäuser für Familien gebaut. Die Häuser sind Eigentum der Frauen, damit sie bei einer Trennung vom Ehemann nicht mittellos dastehen. In den neu errichteten Schulhäusern treffen sich auch verschiedene Selbsthilfegruppen aus der Landbevölkerung.

Andrea Rudolph ist gebürtige Berlinerin und lebte zehn Jahre lang mit ihrem Mann in Afrika. Sie erzählt auch von einem Patenschafts- und einem Nahrungsergänzungsprogramm der Stiftung für Mädchen, Schwangere und chronisch kranke ältere Menschen. Viele Frauen in Indien leiden beispielsweise unter Eisenmangel. Die Stiftung unterhält vier Hospitäler und zwei Waisenhäuser. In Indien hat die Organisation 2500 Mitarbeiter, die in 3700 Dörfern mehr als drei Millionen Menschen erreichen.

Andrea Rudolph, die 13 Jahre für die Deutsche Stiftungsakademie gearbeitet hat, kennt sich in dem Metier bestens aus. „Ich kann planen. Ich bin organisiert und strukturiert“, sagt sie. Mit ihrem kleinen Team – Sophia Köpke ist unter anderem für Rechnungslegung, Übersetzungen und soziale Medien zuständig, Benjamin Bosch ist „Fundraiser“ – hat Andrea Rudolph nun insgesamt drei Jahre Zeit, dass sich der deutsche Ableger für die Stiftung lohnt. Um dieses Ziel zu erreichen, muss sie eine ausreichende Zahl an Förderanträgen schreiben und gleichzeitig kleine und große Spender finden sowie ehrenamtliche Lehrkräfte auf Zeit für die Fachschule der Stiftung in Indien, in der Deutsch unterrichtet wird.

Weltweit gibt es drei Vertretungen

Außer der Berliner Geschäftsstelle der Stiftung gibt es in Europa noch eine in Barcelona, der Geburtsstadt des Stiftungsgründers. Sie wird von Ferrers Neffen geleitet und sammelt jedes Jahr bis zu 40 Millionen Euro an Spenden ein. Eine dritte Vertretung befindet sich in Washington D.C. Andrea Rudolph ist zuversichtlich, dass die Stiftung auch in Deutschland Erfolg hat. Seit Frühjahr 2019 hätten sich schon Paten für 95 Kinder in Anantapur gefunden, freut sich Andrea Rudolph.

In Kürze fliegt das Berliner Team nach Indien. Andrea Rudolph war seit Eröffnung der Geschäftsstelle zweimal dort. Für Köpke und Bosch ist es das erste Mal. Geplant ist dort ein Treffen mit dem Management aus Spanien und dem Geschäftsführer der Stiftung in Washington D.C. Andrea Rudolph: „Wir freuen uns. Es wird bestimmt schön“ – trotz neunstündigem Flug und weiteren zweieinhalb Stunden Autofahrt. Doch es sei sehr wichtig, die Menschen vor Ort kennenzulernen, um möglichen Spendern die Situation authentisch zu schildern.

Mehr Informationen zur Vicente Ferrer Stiftung gibt es auf https://vfstiftung.de

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

19 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 470× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 437× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 386× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 420× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.736× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.