Visionen für überlastete Straßen
Stadtplaner stellen ihre ersten Anregungen vor

So könnte der Pankower Anger an der Breiten Straße nach einer Umgestaltung aussehen. | Foto: MLA+/ Martin Aarts
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Wie könnten Straßen in Pankow so umgestaltet werden, dass es auf ihnen mehr Aufenthaltsqualität gibt?

Ideen dafür entwickelte in den vergangenen Monaten das Büro MLA+ gemeinsam mit dem Stadtplaner Martin Aarts. Den Auftrag dafür erhielten sie von der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV).

Anlass für diese Initiative sind zunehmende Beschwerden und Proteste von Anwohnern gegen das stetig wachsende Verkehrsaufkommen in ihren Straßen. Vor allem die Bewohner des Gebietes um die Ossietzkystraße, die Mendelstraße, die Breite Straße und die Wolfshagener Straße sind mit dem Zustand auf ihren Straßen nicht zufrieden. Einige von ihnen schlossen sich zu Bürgerinitiativen zusammen und stellten Bürgeranträge gegen den zunehmenden Durchgangsverkehr durch Wohnstraßen. Außerdem protestieren sie gegen marode Gehwege, zugeparkte Kreuzungen, fehlende Radwege und anderes mehr.

Die Beschwerde der Bürger regten die bündnisgrünen Kommunalpolitiker an, sich mal in anderen Städten umzuschauen. „Wir wollten sehen, wie anderswo mit solchen Problemen umgegangen wird“, sagt die Fraktionsvorsitzende Cordelia Koch. Unter anderem wurden die Pankower Grünen auf ein autoarmes Quartier in Wien aufmerksam. Dort wurden sogenannte Quartiersgaragen gebaut. So kamen dort die Autos von der Straße, und der Straßenraum konnte neu gestaltet werden. Quartiersgaragen sind bereits für die Neubauquartiere Pankower Tor und Blankenburger Süden vorgesehen.

Sommerbad Pankow wird umgebaut

Doch wie kann man für Verkehrsberuhigung in bestehenden Quartieren sorgen? Welche Möglichkeiten gibt es zur Umgestaltung der Straßen? Ideen und Anregungen soll eine Machbarkeitsstudie des Büros MLA+ in Zusammenarbeit mit Martin Aarts liefern. Dieser war viele Jahre lang Stadtplaner in Rotterdam und gestaltete die Stadt zu einer attraktiven, zukunftsorientierten Metropole um. Außerdem holte sich die bündnisgrüne Fraktion Studenten des Studiengangs Landschaftsarchitektur der Beuth-Hochschule mit ins Boot. Diese analysieren unter der Leitung der Landschaftsarchitektin Lysann Schmidt, wie Anwohner die Situation in ihren Straßen beurteilen und was sie sich an Umgestaltungen wünschen.

Dass das Gutachten und die Befragungen gerade jetzt stattfinden, hat seinen Grund. Das Sommerbad Pankow an der Wolfshagener Straße soll in den kommenden Jahren zu einem Multifunktionsbad umgebaut werden. In diesem Zusammenhang wird untersucht, wie sich die Straßen im Umfeld entwickeln müssen.

Erste Anregungen präsentierte Christoph Michael vom Büro MLA+, als er kürzlich den Zwischenstand der Machbarkeitsstudie vorstellte. Unter anderem entwickelte sein Team Ideen für die Umgestaltung des Pankower Angers mit Sitzgelegenheiten, Grünflächen, Wasserspielen und natürlich Flächen für den Wochenmarkt. Auf der Ossietzkystraße, die gerade als Fahrradstraße eröffnet wurde, könnten mehr Hochbeete und Sitzmöglichkeiten entstehen. In der Wolfshagener- und in der Kavalierstraße würden indes Sitzmöglichkeiten für Nachbarn, Fahrradgaragen und kleine Grünflächen für mehr Aufenthaltsqualität sorgen. Mit der Veränderung von Straßenquerschnitten könnte zugleich der Durchgangsverkehr reduziert werde.

Befragung geht weiter

„Was wir präsentieren, sind allerdings noch keine Planungen“, stellt Almuth Tharan, die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der bündnisgrünen Fraktion klar. „Das sind alles Visionen. Aber mit ihnen erhalten die Anwohner eine Vorstellung davon, wie ihre Straßen aussehen könnten.“

Laut einer Online-Umfrage der Studenten der Beuth-Hochschule sind immerhin 60 Prozent der Anwohner unzufrieden mit der Situation in ihrer Straße. Sogar 84 Prozent wüschen sich Veränderungen. Das zeige, dass Handlungsbedarf bestehe, so Cordelia Koch. Doch die Wünsche nach Veränderungen fallen sehr unterschiedlich aus. Während sich 42 Prozent der Umfrageteilnehmer weniger Parkplätze wünschen, sprechen sich 32 Prozent für mehr aus. Aber die Ergebnisse der Umfrage sind, wie die des Gutachtens, erst ein Zwischenstand. „Die Studenten wollten eine richtige Befragung im Kiez vornehmen“, sagt Lysann Schmidt. Das war wegen der Corona-Pandemie nicht möglich. „Deshalb hoffen wir, dass wir im August und September in die Straßen gehen können, um mit vielen Anwohnern persönlich ins Gespräch zu kommen.“ Geplant sei dann auch eine Ausstellung mit den Visionen.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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