Weinlese am Volkspark für den "Berliner Riesling"
Während die Weintrauben von den anderen Rebstöcken in Berlin immer schon relativ früh im Oktober geerntet werden, hängen sie in Prenzlauer Berg noch etwas länger. Das liegt daran, dass dort Riesling-Rebstöcke wachsen. Von denen wird nicht so früh geerntet. Die Weinstöcke am Volkspark, einem der nördlichsten Weinanbaugebiete in Europa, hingen in diesem Jahr allerdings nicht so voll wie im vergangenen Jahr. "Daran ist die Witterung schuld", erklärt Wolfgang Krause, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins. "Wir hatten dieses Jahr erst eine relativ späte Blütezeit. Dadurch verkürzte sich die Reifezeit für die Trauben." Eigentlich hätten sie noch mindestens zwei Wochen länger reifen können. Doch dann hätte die Gefahr bestanden, dass Frost die Ernte zunichte macht.Trotz allem konnten die Winzer circa 800 Kilogramm Trauben lesen. Im vergangenen Jahr, einem Superweinjahr, war es noch eine Tonne. Der durchschnittliche Zuckergehalt der diesjährigen Ernte lag bei 83 Grad Oechsle. Dass trotz schlechter Bedingungen noch so viele Trauben geerntet werden konnten, ist vor allem dem Fleiß der Hobbywinzer zu verdanken. In den vergangenen Monaten haben sie sich bei Arbeitseinsätzen immer wieder intensiv um die Weinstöcke gekümmert.
Mit ihrem Hobby setzen die Mitglieder des Fördervereins eine lange Weinanbautradition in Prenzlauer Berg fort. Im 14. Jahrhundert wurden erste Weinstöcke am Hang des Prenzlauer Bergs angepflanzt. 1556 gab es stattlich 96 Weingärten. Der strenge Winter 1740/1741 vernichtete aber viele Weinstöcke. Danach ging der Weinanbau rasch zurück, bis er ganz eingestellt wurde.
In bescheidenem Maße begann Anfang dieses Jahrtausends die Wiederbelebung des Weinanbaus in Prenzlauer Berg. Das Bezirksamt ließ 400 Rebstöcke der Sorte Riesling auf einer Fläche des Amtes für Umwelt und Natur am Volkspark Prenzlauer Berg pflanzen. Um deren Pflege kümmert sich heute der Förderverein Weingarten Berlin. Dieser legte mittlerweile auch einen eigenen Weinschaugarten mit weiteren 200 Rebstöcken anderer Sorten an. Von der Ernte dieser Weinstöcke setzte der Vereinsvorsitzende Dr. Frank Pietsch in diesem Jahr versuchsweise einen Federweißer an.
Die Riesling-Trauben wurden übrigens nach der Lese sofort auf das Weingut des Prinzen von Lippe bei Meißen gebracht. Dort verarbeitet man sie zunächst zu Most und danach zum Wein "Berliner Riesling".
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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