Spatenstich für das neue „Centre Philippe Pinel“
Schöneberg. Noch 2014 war das Wohnhaus der gemeinnützigen Gesellschaft Pinel für psychisch Kranke in seinem Fortbestand bedroht. Nun konnte an der Dominicusstraße der erste Spatenstich für ein neues soziokulturelles Zentrum gefeiert werden.
Das Wohnhaus, 1998 in der Dominicusstraße 5-9 errichtet, war ein wichtiger Schritt zur Enthospitalisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Dann wollte der Eigentümer, der landeseigene Krankenhausbetreiber Vivantes, die Schöneberger Immobilie meistbietend verkaufen.
„Die Bewohner sagten mir, sie hätten Angst, obdachlos zu werden und ihre Heimat zu verlieren“, erinnert sich der frühere Berliner Abgeordnete Michael Freiberg. Freiberg, die Abgeordnete Monika Thamm (beide CDU) und CDU-Fraktionschef Florian Graf setzten sich gemeinsam für den Erhalt des Pinel-Wohnhauses ein. Thamm zeigte sich erfreut, dass Widerstände überwunden werden konnten. Freiberg bezeichnete den Kampf um das Wohnhaus als „Husarenritt mit Erfolg für die Menschen“.
Das Engagement weitete sich über die Parteigrenzen hinweg aus. Dank einer breiten Unterstützung der politisch Verantwortlichen auf Bezirks- und Landesebene konnten die Pineller am 7. Oktober 2014 mit Vivantes einen Kaufvertrag für die Liegenschaft unterzeichnen und gleichzeitig Förderer wie die Lotto-Stiftung Berlin für Sanierung und Umbau gewinnen.
Das sei der ursprüngliche Plan gewesen, so die Architektin Anne Lampen. Aus der Diskussion über die Umsetzung der Bewohner während der Bauzeit sei die Idee für die Erweiterung zum Pinel-Zentrum „für Gesundheit, Leben, Kultur und Begegnung“ entstanden.
Baubeginn des Zwöf-Millionen-Projekts ist im August. Als Bauzeit sind drei Jahre veranschlagt. Zunächst wird der achtgeschossige Neubau errichtet, in den die Bewohner des Altbaus vorübergehend einziehen. Anschließend wird der Altbau umgebaut und modernisiert.
„Wir alle wissen von der Verdrängung von Menschen, die sich die steigenden Mieten in der Stadt nicht mehr leisten können“, sagte Pinel-Prokurist Ulrich Seeger. „Wir wissen, dass psychische Erkrankung mit dem Risiko der Verarmung verbunden ist.“ Mit Neubau, Umbau und Sanierung könne die Einrichtung selbstbestimmtes Wohnen anbieten.
„Hier wird ein Stück Zukunft für den Bezirk gebaut“, so Stadtentwicklungsstadtrat Jörn Oltmann (Grüne). Das Projekt sei nicht allein „guter Städtebau“. Es leiste auch einen wertvollen sozialen, ökologischen und inklusiven Beitrag.
Das Zentrum wird Räume für Wohngemeinschaften und Appartments wie auch für Pinel-Tochtergesellschaften schaffen sowie Sport- und Kulturangebote ermöglichen. Im „Pinellodrom“ soll ein Café eingerichtet werden. Die derzeit noch in der Joachimsthaler Straße befindliche Hauptgeschäftsstelle wird Räume in einem siebten Stockwerk beziehen, das auf das Altgebäude aufgesetzt wird. Die von Pinel-Mitarbeitern konzipierte Wanderausstellung „Töten aus Überzeugung – die nationalsozialisitischen Euthanasie-Morde in Deutschland und Europa“ findet in Schöneberg ihre endgültige Heimat.
Bei dem Bauprojekt kooperiert Pinel mit dem Studentendorf Schlachtensee, das an der Dominicusstraße Studentenappartments plant. „Wir versprechen uns von der Kooperation einen sehr wertvollen Beitrag zur inklusiven Gesellschaft“, so Ulrich Seeger. Beide Zielgruppen würden durch die gemeinsame Nutzung des Grundstückes, durch den Austausch und das Miteinander voneinander profitieren. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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