"Ich muss meine Kinder schützen"
Schulleiterin der Spreewald-Grundschule fordert weiter Wachschutz

Die Spreewald-Grundschule auf einem Foto aus dem Frühjahr. | Foto: KEN
  • Die Spreewald-Grundschule auf einem Foto aus dem Frühjahr.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Schulstadtrat Oliver Schworck (SPD) will einen Wachschutz für die Spreewald-Grundschule nur dann weiterfinanzieren, wenn ihm dafür triftige Gründe genannt werden und nichts anderes gegen die Gewalttätigkeiten an der Schule hilft.

„Der Wachschutz muss eine Grundlage haben“, sagt der Stadtrat. Es könne für die Schulleitung doch nicht so schwierig sein, ihm Informationen zu liefern, wie schlimm die Situation an der Spreewald-Grundschule gegenwärtig sei. „Ich finde es nicht unangemessen, Fragen zu stellen“, so Schworck, für den nach eigener Aussage eine Zugangskontrolle durch Security nur eine Maßnahme von vielen sei, den Schulfrieden wiederherzustellen. „Ein Wachschutz kann nicht regeln, was in einer Klasse geschieht.“ Zudem trügen Wachleute vor einer Schule nicht unbedingt zu einem guten Image bei, meint Stadtrat Oliver Schworck.

Schulleiterin Doris Unzeitig widerspricht vehement: „Ich muss mich mit dem Stadtrat anlegen, um meine Kinder zu schützen.“ Maßnahmen, die seitens des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg und der Senatsbildungsverwaltung umgesetzt gehörten, um einen Wachschutz überflüssig zu machen, seien nicht erfolgt, so die Direktorin.

Auch nach einem Jahr der „Prüfung“ sei noch kein Zaun verstärkt, der schulfremde Personen am Betreten des Schulgeländes hindere. Die defekte Wechselsprechanlage sei zwar repariert, könne aber nicht bedient werden, weil das Schulsekretariat nicht durchgängig besetzt sei. Die genehmigte zusätzliche Schulsozialarbeiterstelle sei noch unbesetzt.

„Der Zaun wird verstärkt werden“, entgegnet Oliver Schworck. Er sehe aber keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Zaun und Wachschutz. „Es ist noch kein Elternteil über den Zaun geklettert.“ Für die zusätzliche Stelle eines Schulsozialarbeiters existierten Finanzmittel, zumindest bis Jahresende, so Schworck. Auf Seiten der Senatsschulverwaltung bemühe man sich um die Besetzung der Stelle. Das gestalte sich aber schwierig.

Der Ruf nach einem Wachschutz für die Schule wurde Ende Oktober 2017 laut. In einer E-Mail vom 23. Oktober an ihren vorgesetzten Schulrat, die der Berliner Woche vorliegt, spricht die Schulleiterin von „Gewaltexzessen“. Als Vorfall in einer ganzen Reihe von Vorfällen schildert die Schulleiterin eine Prügelei zwischen den beiden sechsten Klassen, bei der auch Morddrohungen ausgestoßen worden seien. Die Schlägerei konnte nur mit Mühe vom Schulpersonal beendet werden. Die Drahtzieher konnten nicht ausfindig gemacht werden.

Die Schulleiterin bat den Schulrat herauszufinden, wie eine eigene „Schulstreife“ zu finanzieren sei, und in einer weiteren E-Mail am 20. Dezember 2017 an Schulstadtrat Schworck als Schulträger der Spreewald-Grundschule um den Einsatz von Security. Die tägliche Gewalt mache sie notwendig.

Da das Bezirksamt nicht reagierte, setzte die Schulleitung am 26. Februar in eigener Verantwortung einen Wachdienst bis Ende April ein. Diese „pädagogische Maßnahme“ beruhte auf einem einstimmigen Schulkonferenzbeschluss vom 17. Januar. Dieser ist nach den Worten des stellvertretenden Vorsitzenden des Landesschulbeirats an höherer Stelle nicht beanstandet worden.

Um „zur Beruhigung der Situation an der Schule beizutragen“, finanzierte das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg dann doch ab 6. Juni einen privaten Wachdienst – aber nur bis Schuljahresende. So beantragte Schulleiterin Unzeitig am 11. Juli bei Stadtrat Schworck, den Wachdienst mit Beginn des neuen Schuljahres am 20. August fortzusetzen.

Oliver Schworck schließt nicht aus, dass bei Schulbeginn wieder ein Wachschutz am Eingang der Spreewald-Grundschule steht. Im Gespräch mit der Berliner Woche plädiert der Stadtrat dafür, wieder auf eine sachliche Gesprächsebene zurückzufinden. Schule, Schulträger, Schulaufsicht und freie Träger sollten gemeinsam nach Mitteln und Wegen suchen, um innerschulische Konflikte an der Spreewald-Grundschule zu lösen.

Für den stellvertretenden Landesschulbeiratsvorsitzenden sind die Vorgänge an der Spreewald-Grundschule kein Einzelfall. Es gebe sie auch an anderen Schulen, auch in Tempelhof-Schöneberg, wie er in einem Schreiben im März an den Schulrat äußerte. Viele Schulleiter würden schweigen, weil sie befürchteten, von Verwaltung und verantwortlicher Politik alleingelassen zu werden.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

19 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 492× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 458× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 410× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 441× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.753× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.