"Sicherlich die traurigste Existenz"
Der denkmalgeschützte Nickelmannbrunnen gammelt vor sich hin
Der Nickelmannbrunnen unter dem U-Bahn-Viadukt am Nollendorfplatz bietet seit vielen Jahren einen erbarmungswürdigen Anblick. Nun unternehmen Grüne und SPD einen erneuten Versuch, ihn in ein besseres Licht zu rücken.
Errichtet wurde der Brunnen im Jahr 1904 von dem Bildhauer Ernst Westphal (und nicht, wie oft angenommen, vom Maler und Kunsthandwerker Otto Westphal). Damals spie der glubschäugige, froschhändige Nickelmann Wasser in ein Seerosenbassin, das sich unter der U-Bahn-Trasse erstreckte. „Nickelmann“ ist übrigens ein alter Begriff für Wassermann, Wassergeist, Nöck.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Bauwerk nicht wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt, auch der kleine Teich blieb verschwunden. „Von allen Objekten, die in unserem Bezirk unter Denkmalschutz stehen, fristet der Nickelmannbrunnen sicherlich die traurigste Existenz: ein nicht beachtetes, verwahrlostes Denkmal“, sagt Bertram von Boxberg, kulturpolitischer Sprecher der Grünen.
Die SPD hatte bereits vor fünf Jahren einen Antrag zur Wiederinbetriebnahme des Brunnens gestellt. Das Bezirksamt winkte wegen Geldmangel ab. Eine Finanzierungsanfrage bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sei unbeantwortet geblieben, so Jürgen Swobodzinski, Sprecher für Grün- und Umweltpolitik der SPD-Fraktion. Immerhin: Auf eine parlamentarische Anfrage hin hat die untere Denkmalschutzbehörde vor zwei Jahren mitgeteilt, das Bauwerk sei zu erhalten, eine Instandsetzung werde ausdrücklich begrüßt. Das bekräftigt Bertram von Boxberg. Er wünscht sich, dass der Brunnen im Zuge der geplanten Neugestaltung des Nollendorfplatzes wieder ein Wasserspiel erhält. Nicht zuletzt komme das auch dem Stadtklima zugute.
Bis es soweit sein könnte, wird aber auf jeden Fall noch einige Zeit ins Land gehen. Deshalb soll erst einmal mit kleineren Maßnahmen etwas bewirkt werden. De Fraktionen von Grüne und Sozialdemokraten, die die Mehrheit in der Bezirksverordnetenversammlung stellen, regen deshalb an, eine Informationstafel aufzustellen und historische Bilder zu zeigen. Außerdem fordern sie eine regelmäßige Wartung des häufig vermüllten Standorts und eine Beleuchtung des Brunnens.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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