Schock für Umweltschützer
Bezirksamt fällt in der Vegetationsperiode etliche Bäume im Kleistpark

Opfer der heißen Sommer und des Personalmangels im Bezirksamt.  | Foto: BUND Berlin
  • Opfer der heißen Sommer und des Personalmangels im Bezirksamt.
  • Foto: BUND Berlin
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Ob über Christiane Heiß von den Grünen jetzt ein Shitstorm hereingebrochen ist? Baumfreunde und Akteure des Umweltschutzes sind entsetzt. Heiß, als Stadträtin auch für die Grünflächen im Bezirk zuständig, hat in der Vegetationsperiode im Kleistpark Bäume fällen lassen.

Laut Norbert Prauser vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Berlin sind es „acht dicke Buchen, drei Weißdorne, sowie eine seltene schlitzblättrige Buche“, an die am 11. September die Säge angesetzt wurde.

Der BUND geht davon aus, dass der Bezirk noch mehr Bäume fällen lässt. Das sei in der geschützten Vegetationszeit rechtswidrig, heißt es bei den Umwelt- und Naturschützern. Laut Bundesnaturschutzgesetz gelte bis zum 1. Oktober ein Fällverbot für Bäume. Es sei denn, von ihnen gehe unmittelbar Gefahr aus wie das Abbrechen von Ästen oder das Umkippen des ganzen Baums. „Aber selbst in solchen Situationen ist vor einer Fällung in der geschützten Vegetationsperiode zu prüfen, ob die erkannte Gefahr nicht auch auf andere Weise entschärft werden kann“, heißt es beim BUND. Etwa durch eine baumschonendere Entnahme einzelner Äste oder einer Entlastung der Krone. Auch eine Wegesperrung sei der Fällung in der Vegetationsperiode vorzuziehen.

Der BUND hat beim Bezirksamt wegen der Abholzaktion im Kleistpark angerufen. Dort sei man irritiert gewesen. Die Fällungen seien aber nicht gestoppt worden. Für die BUND-Experten weisen die liegengebliebenen Holzstücke und der allgemeine Zustand der Bäume im Park jedoch darauf hin, dass zumindest ein Teil von ihnen aufgrund der seit zwei Jahren anhaltenden Trockenheit geschädigt waren.

Am Tag nach den Fällungen begründet Stadträtin Christiane Heiß die Aktion so: Die betroffenen Bäume im Kleistpark seien sehr schnell abgestorben und massiv von Pilz befallen gewesen. Das Fällen sei „leider notwendig“ gewesen. Weiter erklärt die Politikerin, die starke Schädigung der Bäume sei in diesem Frühjahr festgestellt und Baumpflegemaßnahmen für den Herbst vereinbart worden. Bei einer erneuten Kontrolle am 9. oder 10. September sei bemerkt worden, dass die Bäume weiter großen Schaden genommen hätten oder sogar ganz abgestorben seien. Auch soll sich der schädliche Pilz noch weiter in die Bäume hineingefressen haben. „Aus Verkehrssicherungsgründen musste das Bezirksamt deshalb möglichst schnell handeln, um Parkbesucher vor möglicherweise herabfallenden Ästen oder gar umstürzenden Bäumen zu schützen“, so Heiß.

Wie habe es geschehen können, dass im Kleistpark Bäume in so großer Zahl vertrocknen und nicht rechtzeitig Alarm geschlagen und rettende Maßnahmen ergriffen wurden, fragt sich der BUND Berlin. Denn der Park gehöre schließlich zu den Tempelhof-Schöneberger Grünanlagen mit der höchsten Pflegestufe. Für ihn stünden „deutlich mehr finanzielle Mittel“ zur Verfügung als für andere Parkanlagen. „Jetzt scheint die Notsituation mit einem finalen Pflegeschnitt endgültig entschärft worden zu sein“, so der BUND.

Stadträtin Christiane Heiß hat die Fällung zweier weiterer Straßenbäume angekündigt. Sie erfolgt ebenfalls aus Gründen der Verkehrssicherheit“ Die Bäume seien bereits abgestorben, so Christiane Heiß: ein Ahorn in der Groß-Ziethener-Straße in Lichtenrade und eine Birke in der Rönnebergstraße in Friedenau. Das Bezirksamt werde im Rahmen einer geplanten Investitionsmaßnahme in den kommenden zwei Jahren dafür Ersatz pflanzen.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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