Waffengeschäft als „Showroom für Sicherheitsartikel“ deklariert
Anwohner protestieren gegen Eröffnung

Am 18. April (Foto) wurden noch echte Schusswaffen präsentiert. Seit dem 20. April liegen Pfefferspray, „Selbstschutz- und Dekowaffen“ sowie Schreckschuss- und Luftdruckwaffen im Schaufenster.  | Foto: KEN
2Bilder
  • Am 18. April (Foto) wurden noch echte Schusswaffen präsentiert. Seit dem 20. April liegen Pfefferspray, „Selbstschutz- und Dekowaffen“ sowie Schreckschuss- und Luftdruckwaffen im Schaufenster.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Anwohner sowie Mitglieder der IG Potsdamer Straße haben einen offenen Brief an die Gewobag geschickt. Anlass: Die Wohnungsbaugesellschaft hat Räume in der Potsdamer Straße 183 an ein Waffengeschäft vermietet.

In englischer Sprache wird dort die baldige Eröffnung angekündigt. Im Schaufenster sind auf mit rotem Stoff ausgeschlagenen Treppchen Handfeuerwaffen drapiert. Waffen und Munition will eine Firma namens Lipcom e.K. verkaufen. Auf Seiten der Briefunterzeichner herrscht Unverständnis. „Hier, wo sich das Quartiersmanagement Schöneberger Norden seit Jahren um den Abbau von sozialen Spannungen bemüht, setzt die Gewobag ein Waffengeschäft mittenrein. Warum tut sie das?“, heißt es in dem Brief an das kommunale Unternehmen. „Mit dieser Vermietung konterkariert sie jedoch alle Bemühungen um lebendige Vielfalt in unserem Stadtteil“, so das Urteil der empörten Anwohner.

Die Unterzeichner des Protestschreibens verweisen auf die Kriminalitätsrate im Schöneberger Norden, 2019 die höchste im ganzen Bezirk. Die Verfasser des offenen Briefs erinnern an die Böller mit teilweise lebensgefährlicher Sprengkraft, die zu den Jahreswechseln an der Ecke Potsdamer, Pallas- und Goebenstraße gezündet werden, und an die jungen Krawalleure, für die der Schöneberger Norden einen „Nimbus“ habe. „Wir Anwohnerinnen und Anwohner sind entsetzt über die Aussicht, demnächst ein Waffengeschäft in unserer Nachbarschaft zu haben.“ Bei der Berliner Polizei versteht man die Sorge der Anwohner „durchweg“, so eine Sprecherin; auch wenn es statistisch keinen Beleg dafür gebe, dass das Vorhandensein eines Waffengeschäfts die Kriminalität im Umfeld erhöhe.

Peter Pulm vom Quartiersmanagement Schöneberger Norden hält fest, dass man sich im Einvernehmen mit dem Bezirksamt klar gegen die Ansiedlung eines Waffengeschäfts ausspreche. Gewaltprävention sei von Anfang an ein Arbeitsschwerpunkt des Quartiersmanagements gewesen. Dazu seien in der Vergangenheit gemeinsam mit Partnern im Quartier, mit dem Bezirksamt und dem Präventionsteam der Polizei eine große Zahl entsprechender Projekte durchgeführt worden. „Dass es in einer Phase, in der sich das Quartiersmanagement behutsam aus dem Stadtteil zurückzieht, möglich ist, eine Gewerbeeinheit zu mieten, um Waffen zu verkaufen, ist für uns nicht nachvollziehbar“, sagt Peter Pulm.

„Ich sehe ein solches Geschäft in der Potsdamer Straße äußerst kritisch“, sagt dazu Ordnungsstadträtin Christiane Heiß (Grüne). Allerdings hätten ihre Mitarbeiter das Geschäft nicht verhindern können. Der Waffenhandel unterliege der Kontrolle durch das Landeskriminalamt. Das Ordnungsamt nehme die Gewerbeanmeldung lediglich entgegen, erläutert die Stadträtin.

Die Gewobag hat auf den Protest schnell reagiert. „Wir haben sofortige Maßnahmen eingeleitet“, erklärt Sprecherin Anne Grubert auf Nachfrage der Berliner Woche. Es gibt ein persönliches Gespräch mit dem Mieter. Denn, so Grubert: „Wir hatten beim Vermietungsstart am 1. Februar keinerlei Kenntnis über die Nutzung unserer Gewerbefläche als Waffengeschäft und sind hier getäuscht worden.“ Vermietet habe man den Laden als „Showroom für Sicherheitsartikel“. „Wir sind selbst von der Auslage des Geschäfts überrascht worden und distanzieren uns hiervon vollständig“, sagt Grubert. Die Sprecherin unterstreicht die soziale Verantwortung, die die Gewobag für die Stadt habe, und das Engagement des städtischen Wohnungsunternehmens „für eine aktive Nachbarschaft, für bürgerschaftliches Engagement und für Integration“. „Selbstverständlich weisen wir die Unterstützung derartiger Geschäfte und Einrichtungen streng von uns. Den entstandenen Eindruck bedauern wir sehr“, sagt Gewobag-Sprecherin Grubert.

Am 18. April (Foto) wurden noch echte Schusswaffen präsentiert. Seit dem 20. April liegen Pfefferspray, „Selbstschutz- und Dekowaffen“ sowie Schreckschuss- und Luftdruckwaffen im Schaufenster.  | Foto: KEN
Auslage bis 18. April. | Foto: KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

19 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 399× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 383× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 322× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 365× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.682× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.