"Wie ein Berserker für Spandau kämpfen": Horst Lorenz macht Nachfolger fit
Spandau. Stabwechsel im Schulamt: Gregor Kempert ist der neue Leiter. Horst Lorenz geht in den Ruhestand. Noch aber bilden die zwei ein Tandem.
Im Büro von Horst Lorenz hängt eine Uhr, die rückwärts läuft und so die Stunden und Minuten zählt, die ihm als Leiter des Schul- und Sportamtes noch bleiben. Zumindest lässt sich der Zeitmesser so deuten, wenn man weiß, dass Horst Lorenz in den Ruhestand geht. Vom Gefühl her ist er dort schon. Denn momentan hat er Urlaub. Trotzdem kommt Horst Lorenz jeden Montag zur Arbeit. Bloß, dass in seinem Chefsessel unter der Wanduhr jetzt Gregor Kempert sitzt. Der 41-Jährige ist seit November offiziell der neue Leiter des Schulamtes. Seinen ersten Arbeitstag hatte er bereits im Juli. Seitdem arbeitet Horst Lorenz seinen Nachfolger ein. Erst fünf Tage die Woche, jetzt nur noch montags. „Wissenstransfer“ nennt sich dieses Zauberwort, mit dem das Land Berlin sein Personalmanagement in der Verwaltung optimieren will. In der Praxis heißt das: Stellen in Führungspositionen werden zeitweise doppelt besetzt. So soll der ausscheidende Beamte wichtiges Fach- und Hintergrundwissen an den neu eingestellten Beamten weitergeben. Solche Doppelstellen werden von der Senatsfinanzverwaltung bezuschusst. Spandau hat drei solcher Projekte beantragt.
Die Tandemlösung weiß Gregor Kempert zu schätzen. Denn sein Aufgabengebiet ist so einfach nicht. Schließlich ist er jetzt für 45 Schulen zuständig und jede hat ihre eigenen Nöte. „Da ist es schön, einen an seiner Seite zu haben, den man jederzeit um Rat fragen kann“, sagt Kempert. Und weil ihn sein Mentor vom ersten Tag an ernst nahm, durfte er gleich ins Chefbüro ziehen. Denn für Horst Lorenz gab es keine Tabus vor dem Neuen. Bei jedem Telefonat, jeder Besprechung und jedem Termin war Gregor Kempert dabei. „Das ist die beste Schule, um das Tagesgeschäft kennenzulernen und sich durchzubeißen“, erklärt Horst Lorenz.
Schulleiter kennenlernen, ihre Sorgen anhören, Sanierungsmaßnahmen überblicken, Bedarfsprogramme erstellen, Förderprogramme sondieren, bürokratische Termini verstehen oder mit Staatssekretären telefonieren: Die ersten Wochen waren harte Schule für Gregor Kempert. Täglich kam etwas Neues hinzu. „Aber er hat sich gut eingearbeitet, schnell durchgeblickt und Situationen zügig erfasst“, lobt Lorenz seinen Nachfolger, dem er mittlerweile nicht mehr viel erklären muss. „Eine gute Wahl, die wir mit ihm getroffen haben.“
Gegen fünf Mitbewerber hatte sich Gregor Kempert seinerzeit behauptet. Der Vater von vier Kindern ist gebürtiger Hamburger, lebt aber schon seit 1979 in Berlin und jetzt in Falkensee. Er ist studierter Diplom-Sportwissenschaftler und Ökonom, arbeitete zuletzt als Referatsleiter an der Uni Rostock, kennt sich also aus in Verwaltung und öffentlichem Dienst. Von Horst Lorenz bekommt er eine gut funktionierende Behörde. Immerhin hat der 63-Jährige dort 23 Jahre gearbeitet, erst als Büroleiter und seit 2006 als Chef des Schul- und Sportamtes. Auf seinen Ruhestand mit Ehefrau, Garten und den geliebten Motorradreisen freut sich Horst Lorenz schon, auch wenn er einige Projekte gern selbst zu Ende geführt hätte. Was er seinem Nachfolger mit auf den Weg gibt? „Alle Schulen gleich zu behandeln und beim Senat wie ein Berserker für Spandau zu kämpfen.“ Und vor allem: Mit guten Argumenten überzeugen und nie etwas persönlich nehmen. „Denn alles ist nur ein Job“, sagt Lorenz. Wenn auch kein stressfreier, denn ein Schulamt zu managen, ist nicht in einer 40-Stunden-Woche zu schaffen.
Ihr Know-How-Tandem bilden Horst Lorenz und Gregor Kempert noch bis Ende Februar. Dann verabschiedet sich Horst Lorenz endgültig. Bis dahin aber schaut er noch jeden Montag im Büro vorbei. uk
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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