Grüne-Spitzenkandidatin ist Direktkandidatin
Bettina Jarasch muss im Abgeordnetenhauswahlkreis 2 in Spandau antreten

Die Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch will im Februar Regierende Bürgermeisterin werden.  | Foto:  Bündnis90/Die Grünen, Dominik Butzmann
  • Die Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch will im Februar Regierende Bürgermeisterin werden.
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Bei der Wahlwiederholung müssen alle Parteien mit den gleichen Kandidaten antreten, wie bei der Pannenwahl 2021. Ausnahmen sind nur zulässig, wenn Bewerber danach weggezogen oder verstorben sind.

Im Spandauer Abgeordnetenhauswahlkreis 2 ist Sebastian Sperlich, der damalige Wahlkreiskandidat der Grünen, aus Berlin weggezogen. Deshalb muss die nächste Person auf der Landesliste nachrücken, die bisher ohne eigenes Direktmandat ist: Bettina Jarasch. Sie ist aktuell stellvertretende Regierende Bürgermeisterin, Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz und wie bereits 2021 Spitzenkandidatin ihrer Partei. Bei der Wahl vor knapp 15 Monaten hatte sie keinen eigenen Wahlkreis.

Sie freue sich, erneut in Spandau anzutreten, „auch wenn ich dazu komme, wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde“, erklärte Bettina Jarasch (54). „Die Wiederholungswahl war für viele von uns eine Überraschung und bringt weitere Überraschungen mit sich.“ Mit diesen Worten deutet sie an, dass ihr das Terrain nicht ganz unbekannt ist, sie es aber nicht darauf angelegt hat, sich gerade hier direkt zur Wahl zu stellen.

2017 hat Bettina Jarasch im Wahlkreis Spandau/Charlottenburg-Nord für den Bundestag kandidiert. Sie erreichte damals 6,2 Prozent der Erststimmen, ihre Partei 8,5 Prozent der Zweitstimmen. Direkt gewonnen hat den Wahlkreis damals der SPD-Kandidat Swen Schulz mit 32,1 Prozent, relativ knapp vor Kai Wegner (CDU), auf den 30,9 Prozent entfielen. Schulz und Wegner hatten sich auch bei den Bundestagswahlen zuvor beim Rennen um Platz eins und zwei abgewechselt. Kai Wegner ist bei der Wahlwiederholung wie schon 2021 Spitzenkandidat der CDU für das Amt des Regierenden Bürgermeisters. Er tritt direkt im Wahlkreis Kladow/Gatow an.

Der Spandauer Wahlkreis 2, in dem sich Bettina Jarasch jetzt als Direktkandidatin zur Wahl stellt, beziehungsweise stellen muss, umfasst die Bereiche Altstadt, Neustadt und Klosterfelde. Er ist keine Grüne Hochburg, auch wenn die Partei dort zuletzt zweistellige Ergebnisse einfahren konnte. Auf den Direktkandidaten Sebastian Sperlich entfielen 11,3 Prozent.

„Platzhirsch“ in diesem Wahlkreis ist seit 2006 der SPD Landes- und Fraktionsvorsitzende sowie Spandauer Kreisvorsitzende Raed Saleh. Er hat ihn seither regelmäßig und meist ziemlich deutlich gewonnen, zuletzt mit einem Erststimmenergebnis von 32,3 Prozent. „Wie bisher werden die Spandauerinnen und Spandauer entscheiden, wer sie am besten im Abgeordnetenhaus vertritt“, kommentierte Saleh die Kandidatur von Bettina Jarasch.

Sowohl das direkte Aufeinandertreffen mit diesem SPD-Mann, als auch ein Antreten in diesem Wahlkreis hätten die Grünen anscheinend gerne verhindert. Dort herrschte zunächst die Ansicht, Jarasch könne auf eine Direktkandidatur verzichten. Hätte sie das aber gemacht, wäre sie nach den Vorgaben der Landeswahlleitung auch insgesamt als Spitzenkandidatin nicht mehr wählbar gewesen. Erschwerend kam noch hinzu, dass die Grünen, anders als etwa SPD oder CDU, nicht mit Bezirks-, sondern einer Landesliste zur Abgeordnetenhauswahl antraten und jetzt wieder antreten. Hätten sie ebenfalls eine Bezirksliste, wäre eine Bewerberin oder ein Bewerber aus Spandau in den Wahlkreis 2 nachgerückt.

Bettina Jarasch scheint sich inzwischen bereits für den Wahlkampf vor Ort warmzulaufen. „Meine Kandidatur ist auch ein Angebot, über die Mobilitätswende in Spandau abzustimmen, der sich SPD und CDU bislang verweigern“, erklärte sie ebenfalls bei der Bekanntgabe.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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