Ergebnisse einer Spurensuche
Bezirksamt zeigt Ausstellung zu 100 Jahren Frauenwahlrecht
Im Atelier der Schwartzschen Villa präsentiert das Kulturamt derzeit erste Ergebnisse einer Spurensuche im Bezirk zum Thema 100 Jahre Frauenwahlrecht. Die Ausstellung lädt dazu ein, einen Blick auf das Leben bemerkenswerter Frauen zu werfen.
Beispielhaft stellt die Werkstattausstellung neun Biografien von Frauen vor, die für die politische und gesellschaftliche Gleichberechtigung von Frauen eintraten. Den Frauen wurde damals wie heute nichts geschenkt.
Der Titel der Ausstellung „Kampf um Heut und Morgen“ stammt aus einem Gedicht der Sozialdemokratin Emma Döltz. Sie wurde in Steglitz geboren und wuchs in einem Armenhaus auf. Ihr Gedicht „Das Wahlrecht her!“ ist eingangs auf einer großen Tafel zu lesen und führt gewissermaßen in die Ausstellung ein.
Auf weiteren Tafeln werden neun Frauen vorgestellt, die im Bezirk lebten, sich engagierten und politisch einmischten. Sie galten als Streiterinnen für die politische Gleichberechtigung. Einige entstammen dem proletarischen, andere dem bürgerlichen Milieu. Die Prominenteste der Frauen war Rosa Luxemburg. Die sozialistische Theoretikern und Politikerin lebte in Südende in der heutigen Biberacher Straße.
Zu den Mitstreiterinnen der Frauenstimmrechtsbewegung gehörte auch Caecilie Seler-Sachs. Die Tochter von Bertha Sachs lebte mit ihrem Mann auf dem Steglitzer Fichteberg. Die Einführung des Frauenwahlrechts 1918 begrüßte sie als den „größten Kulturfortschritt“ seit langer Zeit. Im Juni 1919 zog sie in den Kreistag von Teltow ein. Zusammen mit Therese Wenzel aus Lichterfelde waren sie die beiden einzigen Frauen unter den 72 Abgeordneten.
Die Ausstellungsbesucher werden auch mit Margarete Walkotte bekannt gemacht. Die Sängerin und Schauspielerin war die erste Genossin in Steglitz. Bereits 1899 wurde sie als Mitglied der SPD erwähnt, obwohl eine Parteimitgliedschaft für Frauen offiziell erst ab 1908 möglich war.
Neben den Frauen-Portraits sind Aufrufe, Wahlkampfveranstaltungen und Plakate ausgestellt, die sich gezielt an Erstwählerinnen wendeten. Zeitungsbeiträge dokumentieren die Umbruchszeit und Debatten aus dieser Zeit.
Der Titel der Ausstellung „Kampf um Heut und Morgen“ erinnert auch an die immer noch währenden Anstrengungen für die Gleichberechtigung der Frauen auf allen Gebieten. Ging der Kampf damals um das aktive und passive Wahlrecht der Frauen, wird heute noch um den gerechten Anteil von Frauen in den Parlamenten gekämpft.
Am Sonntag, 9. Dezember, 12 Uhr, steht eine Führung durch die Ausstellung mit Claudia von Gélieu auf dem Programm. Anmeldungen und Informationen unter ¿902 99 45 16. Unter dieser Telefonnummer können auch weitere Ausstellungsgespräche und Führungen vereinbart werden.
Die Ausstellung in der Schwartzschen Villa, Grunewaldstraße 55, ist bis zum 10. März zu sehen. Geöffnet ist Mo-So von 10-18 Uhr. Zu den Feiertagen, 24. bis 26. Dezember und 1. Januar ist die Ausstellung geschlossen. Der Eintritt ist frei.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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